Nicht ausruhen, weiter bauen
Wohnraum in Holzkirchen ist knapp und teuer. Mit dem Bau von 16 „bezahlbaren“ Mietwohnungen im Sommerfeld will die Marktgemeinde Druck aus dem Kessel nehmen. Ein Anfang, wie die Bürgerinitiative „Gemeinsam Anders Wohnen“ findet. Aber bei Weitem nicht genug.
Holzkirchen – Es tut sich was im Sommerfeld. Wenige Tage nach dem Spatenstich sieht die brachliegende Fläche im Neubaugebiet in Neuerlkam schon mehr nach Baustelle aus als noch beim symbolischen Startschuss für das erste kommunale Wohnbauprojekt der Marktgemeinde. Das Grundstück ist von einem Bauzaun umfasst, ein Bagger hat den Oberboden abgetragen. Im Laufe des Jahres entstehen hier zwei Mehrfamilienhäuser mit 16 Wohneinheiten (wir berichteten) – bezahlbarer Wohnraum für Geringverdiener auf dem überhitzten Wohnungsmarkt in der Region. Vornehmlich Erzieher und Gemeindemitarbeiter sollen einziehen. 4,2 Millionen Euro steckt die Marktgemeinde in dieses Pionierprojekt. Ein erster wichtiger Schritt. Aber nur ein erster, einsamer Tropfen auf den heißen Stein – diese Ansicht vertritt zumindest die Bürgerinitiative „Gemeinsam Anders Wohnen“. Zwar begrüße man, dass die Marktgemeinde mit den beiden kommunalen Wohngebäuden jetzt endlich an Normal- und Geringverdiener denken würde. „Sie darf sich jetzt aber nicht auf dem Erreichten ausruhen“, fordert Sebastian Oppermann, Sprecher und Initiator der Bürgerinitiative. ,,Wir Holzkirchner benötigen weit mehr bezahlbare Wohnungen als nur diese 16 Einheiten.“ Denn gerade Familien, Angestellte im Einzelhandel oder Handwerker könnten sich Mieten von inzwischen 16 Euro pro Quadratmeter und mehr nicht leisten. Bezahlbarer Wohnraum wird händeringend gesucht. Beispiele, wie angespannt und prekär die Wohnsituation in Holzkirchen mittlerweile ist, gebe es allerhand. Die Baugenossenschaft Holzkirchen etwa, berichtet Oppermann, habe seit Jahren über 200 Personen auf ihrer Warteliste stehen. Auch seine Bürgerinitiative, die sich erst im Herbst vergangenen Jahres gegründet hat, könne innerhalb kürzester Zeit knapp 50 Wohnungsinteressenten vorweisen. Die Nachfrage ist nachweislich groß. Nur am Angebot mangelt es. Hier will die Bürgerinitiative ansetzen. Im Gespräch mit unserer Zeitung hat Oppermann die Vision einer Baugenossenschaft mit Herz bereits vorgestellt: eine Wohngemeinschaft für Alt und Jung mit sozialem Gedanken. Auch ein Konzept mit konkreten Zahlen gibt es bereits. Die Eckdaten: Ein Mehrgenerationenbau mit 35 Wohneinheiten zwischen 30 bis 140 Quadratmeter groß für rund 70 Personen. Nur wo soll dieser bezahlbare Wohnraum entstehen? „Ein geeignetes Grundstück haben wir leider noch nicht“, sagt Oppermann. Mittlerweile hat die junge Initiative allerdings einen erfahrenen Kooperationspartner an ihrer Seite. Die Maro Genossenschaft würde den Bau eines Mehrgenerationen-Projekts federführend betreuen (siehe Kasten), vom Bau bis zur Vergabe der Wohnungen. Die Bürgerinitiative fungiere dabei als Vermittler zwischen Maro und Marktgemeinde, erklärt Oppermann. Letztere habe zwar Flächen, die bebaut werden könnten, allerdings sei sie mit dem Projekt in Neuerlkam ausgelastet. „Wir würden in die Bresche springen. „Als Zeichen für ihre Bau-Bereitschaft haben sich rund 20 Mitglieder der Bürgerinitiative kürzlich an der Baustelle im Sommerfeld getroffen. „Wir möchten mit dieser Aktion noch einmal deutlich machen, dass wir die Gemeinde bei dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe – Wohnraum für alle zu schaffen – unterstützen“, sagt Oppermann. „Wir stehen parat.“ Damit die beiden Mehrfamilienhäuser, die dort hinter den Bauzäunen in die Höhe wachsen, tatsächlich erst der Anfang sind.
Bürgerinitiative hofft auf neue Baugenossenschaft
Die MARO Genossenschaft für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen wurde im Sommer 2012 gegründet. Seither treibt sie den Bau von gemeinschaftlichen Wohnformen für junge und ältere Bewohner im ländlichen Raum voran. Aktuelle Projekte realisiert MARO im ganzen Oberland, unter anderem in Penzberg, Dietramszell und Unterhaching. Finanziert werden die Bauvorhaben zu weiten Teilen von den Mitgliedern. Die Genossenschaft wiederum kümmert sich um Planung und Realisierung der Bauprojekte, die Finanzierung sowie die Vergabe der Wohnungen. " Ein Kriterium dabei ist die Ortsansässigkeit beziehungsweise der Lebensmittelpunkt", sagt Sebastian Oppermann. Er hofft, dass die Mitglieder der Holzkirchner Bürgerinitiative gute Chancen hätten, sollte gemeinsam mit MARO ein Mehrgenerationen-Komplex in Holzkirchen entstehen.
[Merkur, 15.02.2018]