27 Feb

Mit Klosteranger den Zeitgeist getroffen

STÄDTEBAU – Interesse an Projekt aus ganz Deutschland – Broschüre des Bauministeriums

Weyarn – Der Klosteranger in Weyarn bekommt oft Besuch. Bürgermeister Leonhard Wöhr empfängt regelmäßig Amtskollegen, die sich für das Projekt interessieren. Jetzt ist das dort realisierte Mehrgenerationenwohnen beispielhaft in einer Broschüre des Bayerischen Bauministeriums aufgeführt.

Vor elf Jahren stellte der damalige Weyarner Bürgermeister Michael Pelzer erste Entwürfe für eine Bebauung des Klosterangers im Gemeinderat vor. In die weiteren Planungen waren die Bürgerarbeitskreise eng eingebunden, und so hat es der Klosteranger nun in eine neu erschienene Broschüre des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr geschafft.

Die Corona-Krise kommt auch in dieser Broschüre zur Sprache. „Sie führt uns einmal mehr vor Augen, wie wichtig intakte Quartiere und Nachbarschaften mit attraktiven Grün- und Freiräumen sind, in denen man sich wohlfühlen kann, in denen man gegebenenfalls auch gerne viel Zeit verbringen kann“, schreibt Bau- und Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) in ihrem Vorwort. Und weiter: „Im Idealfall bieten sie Raum für soziale Kontakte, Nahversorgung und Erholung. Auch die Fragen Leben im Alter und Barrierefreiheit spielen hier herein.“

Kriterien, die alle auf das Weyarner Quartier am Klosteranger zutreffen. Bürgermeister Wöhr bestätigt das. „Der Klosteranger ist ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität geworden“, sagt er. „Er wird gut angenommen, nicht nur von den Anwohnern.“ Viele Bürger würden den Weg zum Supermarkt nutzen, ältere Menschen gingen dort spazieren, Kinder sausten zwischen den Spielplätzen umher. „Egal wann, man trifft dort immer jemanden.“ Für eine Mischung der Generationen sorgt das Angebot unterschiedlich großer Wohnungen. Neben Reihen- und Doppelhäusern entstanden in sieben Häusern 70 Eigentumswohnungen. Alle sind barrierefrei. Flächen von 44 bis 113 Quadratmetern bieten Unterkunft für Singles, Paare und Familien.

„Es leben dort zwar nicht die 80-Jährigen“, berichtet Betty Mehrer. „Aber etwa ein Drittel der Anwohner ist um die 60 Jahre alt.“ Mehrer ist Gemeinwesenarbeiterin in Weyarn und als Angestellte der Stiftung Liebenau außerdem für das Quartiermanagement am Klosteranger verantwortlich. Mit der Gestaltung der Häuser ist sie zufrieden. So gebe es kleine und große Wohnungen, die unmittelbar nebeneinanderliegen und sogar verbunden werden könnten. Sie sind geeignet etwa für Familien und Großeltern. Ein großzügiges und helles Treppenhaus kann wie ein Gemeinschaftsraum für Treffen genutzt werden.

Voraussetzung für diese Gestaltung war die Bereitschaft des Investors – die Quest AG aus Kolbermoor – auf die Wünsche der Gemeinde einzugehen. Dazu zählten kleinere Wohnungen, eine öffentliche, autofreie Grünanlage und ein Supermarkt. Weyarn hat am Ende all das bekommen. Bürgermeister Wöhr weiß um diese Besonderheit. „Es ist ja nicht ganz alltäglich, dass bei einem Projekt, das mit einem Investor umgesetzt wird, Wünsche aus der Bürgerbeteiligung einfließen“, sagt der Bürgermeister.

Die Bürgerbeteiligung sei das eine, warum sich viele „kommunale Entscheidungsträger“ für den Klosteranger interessieren und in Weyarn vorbeikommen – erst kürzlich sei ein Bürgermeister aus Rheinland-Pfalz zu Besuch gewesen, berichtet Wöhr. Das andere sei der „städtebauliche Gedanke, der hinter dem Konzept steht“. Dazu gehörten auch die Tiefgarage und die Nahwärmeversorgung. Wöhr gibt seine Erfahrungen gerne weiter und meint: „Mit dem Klosteranger haben wir den Zeitgeist getroffen.“

Infobroschüre

Das 120 Seiten starke Heft „Zukunftsweisender Städtebau – integriert, flexibel, bürgernah“ informiert über städtebauliche Lösungsansätze und liefert dazu Beispiele aus der Praxis. Das Projekt in Weyarn steht unter dem Titel „Mehrgenerationenwohnen am Klosteranger“. Die Broschüre steht unter www.stmb.bayern.de/assets/stmi/buw/staedtebau/zukunftsweisender-staedtebau.pdf zum Download bereit.

[Merkur, 27.02.2021]