Betreiber für Senioren-WG gesucht
Holzkirchen – Die Bürgerbeteiligung ist abgeschlossen, nun nimmt die Planung für das neue Wohnquartier „Winklbauer Höfe“ am Valleyer Weg in Holzkirchen weiter Gestalt an. Der Gemeinderat befasste sich in seiner jüngsten Sitzung mit dem städtebaulichen Entwurf der Quest AG, die als Bauträger auftritt. Es galt zu klären, ob die Marktgemeinde eine geplante Senioren-WG selbst betreibt und ob ein Spielplatz für Kinder ab drei Jahren angelegt werden soll.
Max von Bredow, Vorstandsvorsitzender der Quest AG, bezeichnete den Prozess der Bürgerbeteiligung als „sehr erfolgreich“. Er sehe es als positiv, dass es bereits Anfragen gebe, Wohnungen im neuen Quartier zu kaufen. Dabei halte man sich an das Versprechen, dass Holzkirchner Bürger ein Vorkaufsrecht eingeräumt bekommen. Er habe aber auch E-Mails bekommen, die ihn getroffen hätten, so von Bredow weiter – „nicht in der Sache, aber im Ton“. Wie berichtet, bläst dem Großprojekt mit fünf Mehrfamilienhäusern mit bis zu 70 Wohnungen Gegenwind von Nachbarn entgegen, die die Bebauung als zu massiv empfinden.
Architekt Christoph von Oefele vom Münchner Architekturbüro n-v-o skizzierte die Idee hinter den aktuellen Quartiersplänen, in denen sich die Wohngebäude mit zwei und drei Vollgeschossen um öffentlich zugängliche Höfe gruppieren. Man wolle damit Treffen und Begegnungen ermöglichen. Während der westliche Hof meditativen Charakter aufweise, sei der östliche Hof ein Ort der Geselligkeit, heißt es in der Entwurfsbeschreibung. Das zum Bahnübergang gelegene „Quartiersgebäude“ mit kleiner Gastronomie, Paketstation und Mobilitätsstützpunkt soll herausgehoben sein, erläuterte der Architekt.
Verkehrsplaner Matthias Reintjes erklärte, dass man Mobilität sicherstellen und zugleich den Verkehr geringhalten wolle. Kapazitäten, das Mehr an Verkehr durch die neuen Bewohner aufzunehmen, seien vorhanden, das habe ein Verkehrsgutachten ergeben. Durch Carsharing und Fahrradverleih wolle man das eigene Auto aber überflüssig machen.
An der Architektur eines Wohnhauses im nördlichen Bereich übte Martina Schweighofer (CSU) Kritik. Es sei zu lang, urteilte auch Wolfgang Huber (SPD), und damit „nicht typisch“ für Holzkirchen. Von Oefele argumentierte dagegen: „Lange Gebäude sind völlig unkritisch, sie haben Ruhe und Kraft“.
Zu weiteren Diskussionen kam es mit Blick auf die Kinder. Die Bayerische Bauordnung eröffnet die Möglichkeit, anstelle einer vorgeschriebenen Errichtung eines Spielplatzes eine Ablöse an die Kommune zu zahlen. Diese kann dann andernorts Spielflächen bauen oder ergänzen. Dass die Quest AG diese Möglichkeit nutzen will, kam bei Sebastian Franz (CSU) nicht gut an: „Eine Ablöse ist kein Trostpflaster, wenn man Kinder woanders hinschiebt.“ Auch Birgit Eibl (FWG) sagte, man könne Kinder nicht ausgrenzen, sie gehörten zum Leben dazu. Von Bredow machte deutlich, dass es nicht um ein Abschieben gehe. „Spielplätze kamen in der Beteiligung aber nicht vor.“ Elisabeth Dasch (SPD) sah in den aktuellen Entwürfen genügend Gelegenheiten für generationsübergreifende Begegnungen: „Es ist doch schön, wenn Opa und Enkel in den Höfen garteln können.“ Gegen die Stimmen von Josef Sappl (CSU), Franz und Martin Taubenberger (FWG) sprach sich der Gemeinderat für die Ablöse aus.
Der Gemeinderat entschied zudem, dass nicht die Marktgemeinde selbst, sondern ein privater Träger eine im Quartier geplante Senioren-WG betreiben und die Räumlichkeiten dafür erwerben soll. Die Quest AG wurde beauftragt, einen entsprechenden Käufer zu finden. Für den Kauf der betreffenden Wohnfläche durch die Kommune hatte zuvor Robert Wiechmann (Grüne) argumentiert. Mit Teilen seiner Fraktion und der CSU schloss er sich der Beschlussvorlage nicht an, die mit 19:5 Stimmen abgesegnet wurde.
[Merkur, 22.05.2021]