12 Mai

„Zu massiv und zu eng“

Holzkirchen – Die Quest AG bebaut eine Wiese zwischen Valleyer Weg und Angerstraße in Holzkirchen. Geplant sind fünf Mehrfamilienhäuser mit insgesamt bis zu 70 Wohnungen (wir berichteten). Einen Teil davon erwirbt die Gemeinde. Die kürzlich stattfindende Abschlusspräsentation der Bürgerbeteiligung zum Wohnprojekt „Winklbauer Höfe“ hallt nach. Immer mehr kritische Anwohner melden sich nun erneut zu Wort.

Darunter Christoph Gerz, der einen selbst kreierten Alternativplan vorlegt, der allerdings kein Architektenplan sei. Die Reaktion der Anwohner sei negativ ausgefallen. „Die Bürgerbeteiligung war eine Farce“, wettert Gerz. „Von unseren Bedenken wurde nichts aufgenommen.“ Zumindest nichts Wesentliches.

Einfamilienhäuser wünsche er sich nicht. „Wir sehen durchaus die Dringlichkeit, mit der die Gemeinde sozialen Wohnraum schaffen muss.“ Er glaube auch nicht, dass die Gemeinde von der Geschossflächenzahl von 0,8 abrückt. Und ihm selbst gehe es nicht darum, weniger Wohnfläche zu schaffen. Unbehagen jedoch löse so manch architektonische Ausgestaltung aus. Kurz gesagt: „Für uns dominieren die Eindrücke massiv und eng.“ Gerz wünscht sich, dass die Bebauung luftiger ausfällt, ähnlich wie beim Klosteranger in Weyarn, wo Quest ebenfalls als Bauträger auftrat. So schlägt Gerz für Holzkirchen statt drei kleiner Höfe, zwei deutlich größere vor. Und statt fünf Mehrfamilienhäusern drei große Riegel. Seiner Meinung nach könne man dazu näher an die Bahngleise rücken. „Quest geht da den Weg des geringsten Widerstands“, findet Gerz. Um so teure Emissionsschutz-Maßnahmen zu umgehen.

Anwohnerin Silvia Siegel schreibt, dass ihr schon lange klar gewesen sei, dass die Wiese bebaut wird. „Verwunderlich nur, warum ein solches Ausmaß genehmigt wird.“ Die Anzahl der Wohnungen und die Geschosshöhen „schmiegen sich keinesfalls in die Umgebung ein“. Auch das Verkehrskonzept werfe viele Fragen auf. Sie bittet darum, dieses „Mega-Projekt“ zu überdenken. 

Auch Anlieger Georg Sigl hat Bauchweh: Er bedauert es, dass auf ein Schaugerüst verzichtet wird. Auf diese Weise könnte man erkennen, wie massiv die Bebauung werde. Ihm missfällt es, dass Quest die angedachte Spielfläche gegen eine Ablöse weglassen möchte. „Daraus könnte der Eindruck entstehen, nur teure Luxuswohnungen anzubieten.“ Die Gemeinde wachse enorm, deshalb seien Spiel- und Bolzplätze umso dringlicher und mehr wert als eine Geldspende. Wegen der schlechten Erschließung sei das Verkehrschaos programmiert. 

Max von Bredow, Vorstandsvorsitzender von Quest, wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Natürlich können wir nicht alle Vorschläge zu 100 Prozent umsetzen.“ Sinn der Bürgerbeteiligung sei es, „den größten gemeinsamen Nenner zu finden“. So komme Quest zum Beispiel dem Wunsch nach Mehrgenerationenwohnen oder einer Gastronomie nach. Ein Spielplatz für größere Kinder sei in der Bürgerbeteiligung nicht platziert worden. Und auch wenn die Neubauten größer als die Gebäude der Umgebung seien, gehe es ebenso darum, Flächenversiegelung zu reduzieren. Näher an die Bahn zu rücken, davon habe ein Gutachter abgeraten. Städtebaulich gesehen würde das aber auch nicht viel verändern.  mar

[Merkur, 12.05.2021]