Mieten im Umland ziehen kräftig an
In Großstädten wie München sind die Mieten bereits extrem hoch. Sie steigen derzeit verglichen mit dem Umland weniger stark. Foto: Jens Hartmann
In der bayerischen Landeshauptstadt kommt der Mietpreisanstieg allmählich zur Ruhe: Im ersten Halbjahr 2021 sind die Mieten in München verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum mit zwei Prozent nur noch gering gestiegen (siehe Tabelle). Insgesamt bleibt das Mietpreisniveau mit einem Quadratmeterpreis von über 19 Euro aber hoch.
Das geht aus gestern veröffentlichten Zahlen des Immobilienportals Immowelt hervor. Das Online-Portal hat eigenen Angaben zufolge auf immowelt.de inserierte Mietangebote von Wohnungen zwischen 40 und 120 Quadratmetern ausgewertet. Dabei seien ausschließlich Angebote berücksichtigt worden, die vermehrt nachgefragt wurden, hieß es.
Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum 2020 zeigt sich: Während sich der Mietmarkt in Großstädten wie München beruhigt hat, klettern die Preise im Umland rasant – teilweise im zweistelligen Prozentbereich. Wer etwa im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Anfang 2021 einen neuen Mietvertrag abgeschlossen hat, musste zehn Prozent mehr bezahlen als noch ein Jahr zuvor. Im Kreis Garmisch-Partenkirchen lag das Plus sogar bei zwölf Prozent. Und selbst im ohnehin teuren Landkreis Starnberg haben die Neuvertragsmieten mit neun Prozent noch einmal kräftig zugelegt.
„Besonders im Süden Bayerns haben die Angebotsmieten in den vergangenen zwölf Monaten einen großen Sprung gemacht“, so das Fazit der Immowelt-Auswertung. Dass in den kleineren Städten und ländlichen Regionen die Mieten stärker anstiegen als in den Metropolen, könne mit der durch die Pandemie veränderten Nachfrage zusammenhängen. „Dank Homeoffice zieht es immer mehr Menschen aus den Städten heraus.“
Ein anderer Corona-Effekt lässt sich auch bei Eigentumswohnungen beobachten: Laut einer gestern veröffentlichten Studie für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hat die Pandemie die Immobilienpreise zusätzlich steigen lassen. Laut der Untersuchung von Ökonomen der Universität Regensburg betrug der Pandemieeffekt bei den Angebotspreisen für Eigentumswohnungen im bundesweiten Schnitt 0,7 Prozentpunkte. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern seien es sogar 1,1 Prozentpunkte. Insgesamt hätten die Angebotspreise für Eigentumswohnungen zwischen dem ersten Quartal 2020 und dem zweiten Quartal 2021 um durchschnittlich 17 Prozent zugelegt, die für Einfamilienhäuser um 15,6 Prozent.
Die Forscher hatten für ihre Untersuchung die tatsächliche Entwicklung auf den Immobilienmärkten mit Prognosen verglichen, um so den Corona-Effekt herauszufiltern. Wohlhabende private Haushalte hätten in Zeiten geschlossener Läden und ausgefallener Urlaubsreisen mehr Geld zur Verfügung gehabt und in Immobilien investiert, nennt die Studie einen Grund für den Preisanstieg. Ein anderer seien gestiegene Baupreise durch Arbeitskräfte- und Materialmangel.
[Merkur, 16.09.2021]