19 Okt

Mehr Gemeinschaftsflächen, weniger Autos

Die Gestaltung der „Winklbauer Höfe“nimmt weiter Form an. Der Marktgemeinderat hat sich erneut mit dem Großprojekt am Valleyer Weg befasst. Die Pläne liegen jetzt öffentlich aus.

Holzkirchen – In seiner jüngsten Sitzung befasste sich der Marktgemeinderat Holzkirchen erneut mit der Planung des Wohnquartiers am Valleyer Weg. Es galt zu klären, ob die Räte für eine frühzeitige Auslegung der bisherigen Pläne plädieren.

Etwa 65 Wohneinheiten sollen in dem neuen Areal entstehen (wir berichteten). Nun wurde der Plan von dem Bauherrn, der Quest AG, nach einigen Kritikpunkten aus einem Expertengespräch, an dem unter anderem Gemeindevertreter und Stadtplaner beteiligt waren, nachjustiert.

Dabei ging es auch darum, dass die Gebäude insgesamt schmäler und kürzer werden sollen. „Das Quartiersgebäude ist nun um 1,50 Meter verkürzt worden“, erklärte Doris Hötzendorfer vom Bauamt. Die daraus resultierenden Einsparungen würden Flächen zur Gemeinnutzung zu Gute kommen. „So sind nicht zuletzt auch die Bebauungsdichte reduziert und die privaten Freiflächen etwas verringert“, führte Hötzendorfer aus. Gebaut werden soll in der ortstypischen Form der Quartiersgebäude.

Auch das Mobilitätskonzept wurde nochmals unter die Lupe genommen. „Dass hier ein autoreduziertes Quartier entsteht, war von Anfang an Bedingung der Gemeinde für einen Aufstellungsbeschluss“, erklärt der Quest-Projektleiter Michael Sandbichler auf Nachfrage unserer Zeitung. Das Mobilitätskonzept basiert also auf einer Reduktion von Stellplätzen. Bisher anvisiert sei zur Minimierung von Privatautos ein Carsharing-System für das Wohnquartier. „Mit drei bis fünf Elektroautos“, so Sandbichler. Zwei der Carsharing-Plätze seien sicher in der Tiefgarage, die nach jetziger Planung auf insgesamt 49 Stellplätze ausgelegt ist.

Ursprünglicher Wunschgedanke der Marktgemeinde war eine Stellplatzreduktion um 55 Prozent. Diese Dimension sei aber nur in Verbindung mir einer sogenannten Autoverzichtserklärung der Wohnungseigentümer zu ermöglichen. Doch aktuell habe die Marktgemeinde noch keine sichere rechtliche Grundlage und Einschätzung einer solchen Verzichtserklärung. Daher sehe der aktuelle Plan eine Stellplatzreduktion von lediglich 45 Prozent vor. „Vieles an dem Projekt ist ein Experiment“, meinte etwa CSU-Sprecher Sebastian Franz dazu. „Aber Holzkirchen könnte künftig dann als innovatives Vorbild vorangehen.“

Auf Nachfrage von Grünen-Rat Robert Wiechmann bestätigte Bürgermeister Christoph Schmid (CSU), dass die Gemeinde der weiteren Reduzierung um zehn Prozent an Stellplätzen nachgehen werde, sobald man dazu eine „verlässliche Aussage von juristischer Seite“ habe.

Anreize, auf ein eigenes Auto zu verzichten, seien nicht zuletzt auch Lastenfahrräder, welche im Mobilitätskonzept für das Wohnquartier vorgesehen sind. Etwa elf an der Zahl. Wie viele genau, stünde laut Sandbichler noch nicht fest. Zusätzlich will die Quest auf Pedelecs und Fahrradanhänger zum Leihen setzen. Ebenso soll es einen Fahrrad-Pool mit Leihrädern, auch in Kindergrößen, sowie einem Dreirad für mobilitätseingeschränkte Personen geben.

Neben der Autoreduktion soll auch eine Paketstation Entlastung auf den umliegenden Nebenstraßen bringen. „Bei einer zentralen Paketstation für das ganze Quartier entzerren wir den Lieferverkehr“, erklärt Sandbichler. Generell gäbe es bei einigen Stellschrauben noch Abstimmungs- und Detaillierungsbedarf für ein endgültig feststehendes Mobilitätskonzept.

Starke Bedenken äußerte Josef Sappl senior (CSU) an dem gesamten Projekt: „Ich finde die Planung zwar gut, aber nicht an diesem Fleck in Holzkirchen.“ Denn: „Mir liegt es im Magen, die Nachbarn in den Schatten zu stellen. Der Bau nimmt ihnen die Sonne.“ Seiner Meinung nach seien es „zu massive Bauten auf einem zu kleinen Grundstück.“ Weiter seien die Freiparkflächen für Besucher und Handwerker „viel zu gering bemessen“, gab der CSU-Rat zu bedenken.

Zweite Bürgermeisterin Birgit Eibl (FWG) sprach sich hingegen für die aktuelle Planung aus und merkte an: „Der Plan ist jetzt – nach den Änderungen durch das Expertengespräch – viel besser“. Bei zwei Gegenstimmen wurde die frühzeitige Auslegung des Plans und damit die Beteiligung der Öffentlichkeit beschlossen.

[Merkur, 19.10.2021]