„Raserei auf dem Wohnungsmarkt“
Frankfurt/München – Die Großbank UBS hat 25 Metropolen rund um den Globus auf die Gefahr einer dort platzenden Preisblase im Immobiliensektor hin untersucht. „Beim Blasenrisiko steht Frankfurt an erster Stelle“, stellt UBS-Immobilienexperte Maciej Skoczek fest. Ab Indexwert 1,5 färbt UBS Städte rot ein, um Gefahr zu signalisieren. Frankfurt hat mit 2,16 den höchsten Wert – noch vor Städten wie London, New York oder Zürich, die für ihre Preise berüchtigt sind.
„Ein Wert über zwei ist wirklich ein Ausrufezeichen“, warnt Matthias Holzhey als Chef der UBS-Immobilienabteilung. Die Main-Metropole hat Vorjahresspitzenreiter München vom Thron gestoßen, der mit Indexwert 1,84 an vierter Stelle und damit weiterhin weit oben im roten Gefahrenbereich liegt.
Die Immobilienpreise in ganz Deutschland seien in den vergangenen vier Quartalen um im Schnitt acht bis neun Prozent gestiegen und das inflationsbereinigt. In Frankfurt waren es in dem Zeitraum zwar nur sechs Prozent. Aber das betrifft nur Zentrumslagen. In den vergangenen fünf Jahren seien die Immobilienpreise in der Mainmetropole um jährlich im Schnitt ein Zehntel und damit so stark wie sonst nirgends auf der Welt angezogen, hat die UBS ermittelt. Weil das auch für Betuchte langsam nicht mehr finanzierbar ist, dränge nun alles ins Umland, was dort in den vergangenen zwölf Monaten stärkere Preisschübe als in Citylagen ausgelöst habe. Damit wird Wohneigentum auch dort zunehmend unbezahlbar.
Gleiches gilt für München. „Die Stadt ist ein Opfer ihres Erfolgs geworden“, schreibt UBS über die Isarmetropole. Wirtschaftlicher Erfolg und Zuzug zahlungskräftiger Experten lässt die Immobilienpreise explodieren. In München muss mittlerweile selbst ein hoch qualifizierter Angestellter neun Jahre lang arbeiten, um eine Eigentumswohnung mit 60 Quadratmetern kaufen zu können, hat UBS ausgerechnet. In Frankfurt sind es sieben Jahre, Tendenz in beiden Fällen stark steigend.
Folge sind immer höhere Kreditanteile beim Immobilienkauf. „Ab fünf Jahresverdiensten wird es schwierig, ab zehn sehr schwierig“, sagt Holzhey zu den Finanzierungschancen für Wohneigentum wohlgemerkt von gut verdienenden Menschen. Das entwickelt zugleich Druck auf Mietpreise. In München dauert es nach UBS-Berechnungen 38 Jahre, bis eine vermietete Wohnimmobilie für den Käufer abbezahlt ist. Krasser ist es nur noch in Zürich und Hongkong. In Frankfurt sind es 32 Jahre. Das schreit nach Mietpreiserhöhungen am oberen Rand des Möglichen. Schon jetzt liege Frankfurt auf Rang drei der untersuchten Städte, in denen auch die Mietpreise in jüngster Zeit am stärksten angezogen haben, analysiert UBS und spricht von „Raserei auf dem Wohnungsmarkt“.
[Merkur, 14.10.2021]