Entscheidung im Stadtrat: München stellt Förderung von Wohneigentum ein
Die neue Rathauskoalition bereitet einen Beschluss vor, der einen wohnungspolitischen Kurswechsel bedeutet.
Es sind hehre Ziele, die die Gruppe sich gesetzt hat: „als lebendige Gemeinschaft zusammen ein eigenes Zuhause in München schaffen, als aktive Nachbarschaft mit zur Identität des Kreativquartiers beitragen, familienorientiert und generationsübergreifend zusammen leben“. So steht es auf der Internetseite der „Baugemeinschaft Kreativquartier“, die sich vor zwei Jahren formiert hat. 20 Parteien gehören dazu. Ihr Ziel: ein Baufeld im Kreativquartier ergattern, um dort ihre Pläne zu verwirklichen. Doch daraus wird nichts, zumindest nicht in der bisher geplanten Form. Denn die neue Rathauskoalition von Grünen und SPD/Volt bereitet einen Beschluss vor, der einen wohnungspolitischen Kurswechsel weg von der Förderung neuen Wohneigentums bedeutet – und in der Konsequenz wohl auch das Ende des Konzepts Baugemeinschaft im Münchner Stadtgebiet.
An diesem Mittwoch entscheidet der Planungsausschuss des Stadtrats über die Verteilung der Grundstücke für insgesamt etwa 370 Wohnungen auf dem „Kreativfeld“, einem von vier Teilbereichen des Kreativquartiers des Stadtentwicklungs-Projekts an der Ecke Dachauer Straße/Schwere-Reiter-Straße. Die Hälfte des Wohnraums, das ist unstrittig, wird die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag bauen. 26 Prozent des Wohnraums waren bereits für Genossenschaften reserviert. 16 Prozent gehen an private Bauträger, die preiswertere Mietwohnungen bauen.
Und ein Baufeld mit Platz für etwa 25 Wohnungen, also knapp zehn Prozent des Gesamtprojekts, war für Baugemeinschaften reserviert. Sie geben Privatpersonen die Möglichkeit, zusammen ein Haus mit Eigentumswohnungen zu bauen und anschließend dort zu leben. So lassen sich eigene Ideen verwirklichen, und man spart sich die Gewinnmarge eines Bauträgers. In München haben auf diese Weise 40 Gemeinschaften etwa 830 Wohnungen gebaut, etwa am Ackermannbogen oder zuletzt im Prinz-Eugen-Park, weitere 140 Wohnungen von sechs Projekten sind in Planung oder Realisierung. Sämtliche Baugemeinschafts-Wohnungen im Kreativquartier sollten nach dem „München Modell Eigentum“ gefördert werden, das Einkommensobergrenzen der Nutzer vorgibt und die Pflicht, die Wohnung 30 Jahre selbst zu nutzen.
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[Süddeutsche Zeitung, 19.05.2020]
Link zum Original-Artikel: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-immobilien-foerderung-stadtrat-1.4910329