Treffpunkt inklusive Gipfelblick
Treffpunkt, Spiel- und Sportplatz, Erholungsort: Das junge Wohnquartier in der Maitz bekommt seine „Herzkammer“ – ein großzügiges, offenes Areal für alle Generationen. Es wird einen Hügel als „Schauinsland“ geben, Balancier-Stationen, Trampolins. Einen Wunsch der Bewohner, die bei der Gestaltung mitreden konnten, erfüllt die Gemeinde aber nicht.
Holzkirchen – „Treffpunkt und Grünland“, diese zwei Anforderungen formulierte 2017 ein Ortsentwicklungskonzept, als es um die Gestaltung des „Spielplatzes“ im Neubaugebiet Maitz am Holzkirchner Ortsrand ging. Erste Entwürfe legte das Rathaus im Sommer 2020 vor: Azize Özdemir, damals Werkstudentin, heute fest angestellt im Team der Bauleitplanung, komponierte auf 1000 Quadratmetern ein Miteinander-Areal für alle Altersstufen (wir berichteten).
Dem Gemeinderat gefiel’s. Doch was sagen die künftigen Nutzer, die Bewohner des jungen Quartiers? Im Herbst lud eine Rathaus-Delegation, unter anderem mit Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) und Planerin Özdemir, vor Ort zu einer Bürgerbefragung ein. Über 40 Kinder wohnen im Quartier, „und viele davon waren auch da“, berichtet Schmid.
Bei der Abstimmung darüber, welche Elemente gewünscht sind, zählte das Votum der Jugend sogar stärker als das der Erwachsenen. „Das Ergebnis war überraschend“, gesteht Schmid. Niemand wollte Schaukeln oder Sandkästen. „Viele haben das im eigenen Garten“, erfuhr der Rathauschef. Zudem sei klar geworden, dass es allzu viele Kleinkinder im Quartier gar nicht gibt. „Das sind hauptsächlich ältere Kinder über acht Jahre – und die wollen was Spannendes haben.“
Ganz oben auf die Wunschliste setzte die Jugend einen Scooter-Rundkurs mit Bodenwellen und Steilkurven. Scooter (Roller) könnten darauf sausen oder auch Inlineskates, Skateboards, Fahr- und Laufräder. Doch diesem Wunsch, der mit 120 Quadratmetern Asphalt verbunden gewesen wäre, verweigerte sich der Gemeinderat, als es jetzt darum ging, die endgültige Struktur festzuschreiben. „Wer mit Scooter oder Boards aktiv sein will, kann unsere Skater-Anlage am Bahnhof nutzen“, sagt Schmid, der betont: „Das wird in der Maitz auch kein Ballspielplatz.“ Deswegen blieb der Wunsch nach Basketballkörben unerfüllt.
Anstatt der Asphaltbahn entschied sich der Gemeinderat für einen Balancier- und Kletterpfad aus Robinienholz. „Das Thema Balancieren, Klettern, Turnen wurde auch von den Bewohnern nachgefragt“, berichtet Schmid. Zwei Bodentrampolins, eins mit barrierefreier Rampe, und ein Drehspiel ergänzen den Motorik-Sektor. Im nördlichen Teil ist ein Rückzugsort für Eltern mit Kleinkindern geplant, mit Spielhaus und Babyschaukel, abgegrenzt durch Sträucher.
Die nordwestliche Ecke, andockend an ein Trafo-Haus, ist als Erwachsenen-Bereich konzipiert. Ein Ort der Erholung und Begegnung soll hier unter einer Pergola entstehen. Eine Tischtennisplatte lädt Jung und Alt zu Bewegung ein. Der Vorschlag, stattdessen eine Workout-Fitness-Anlage zu bauen, fand bei den Anwohnern keine Resonanz.
Ein markanter Gipfel krönt das Areal. „Wer auf dem Spielhügel steht, schaut hinaus ins Grün der umliegenden Wiesen und Wälder“, sagt Schmid. Der Hügel mit längerer Hangrutsche kann im Winter sogar als Schlittenberg dienen.
„Grundsätzlich bietet das Areal viel Freiraum“, betont Schmid. Als Gliederung dient ein beleuchteter Weg, der den Balancier-Sektor abteilt. „Das wird ein Top-Spielplatz und schöner Treffpunkt.“ Getauft ist das Areal noch nicht, obwohl es schon Vorschläge gab – etwa Main-Platzl oder Maitzerl. „Ein Name wird sich irgendwann ergeben“, glaubt Schmid.
Gebaut wird die neue Maitz-Herzkammer in diesem Jahr. „Das ist unser Ziel“, sagt Schmid. Die Kosten für die vom Gemeinderat beschlossene Variante belaufen sich auf rund 175 000 Euro; die Scooter-Variante wäre um 15 000 Euro teurer gewesen. Ein Drittel der Baukosten zahlt das Rathaus, den Rest die Grundbesitzer, die 2015 bei der Bauland-Ausweisung profitiert haben. Das Grundstück stellt die Gemeinde. „Für diesen Quartier-Treffpunkt haben wir nicht an Fläche gespart“, betont Schmid. Bei freier Vermarktung, so schätzt der Rathauschef, wären 1,5 Millionen Euro zu erlösen gewesen.
[Merkur, 19.01.2021]