Bezahlbarer Wohnraum für Holzkirchen: Gemeinde will nun selbst anpacken
Holzkirchen – Bezahlbaren Wohnraum schaffen, am besten mit eigenen Wohnungen: Nach längerem Anlauf packt die Marktgemeinde jetzt die Nachverdichtung des Quartiers an der Baumgartenstraße an. Die fünf alten Blöcke bieten rund 50 Einheiten, ein neuer Bebauungsplan soll mehr ermöglichen. Angedacht ist eine Mischung aus Neubau und Altbau-Ertüchtigung. Eins aber wird’s nicht geben: Eine Tiefgarage.
Schon lange ist klar, dass die gemeindlichen Wohnblöcke an der Baumgartenstraße keine Zukunft haben. Die Wohnungs-Zuschnitte und Ausstattungen stammen aus den 1950er Jahren; aktuell sind nur etwa 30 Einheiten bewohnt, in fünf Wohnungen wurden provisorisch Flüchtlinge aus der Ukraine einquartiert.
Altbestand soll teils Neubauten weichen
Viel deutete auf Komplett-Abriss und Neuaufstellung des schönen Ortsrand-Grundstücks hin. Doch der Wind hat sich gedreht. Eine bisher nicht öffentliche vorgestellte Machbarkeits-Studie schlägt vor, einen Teil der Bausubstanz zu erhalten, zu entwickeln und durch Neubauten zu ergänzen. Unter dieser Prämisse beschloss der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig, einen neuen Bebauungsplan für das 8420 Quadratmeter große Grundstück aufzustellen.
„Unser Ziel ist, auf dem Grundstück Spielräume für Nachverdichtung zu nützen“, sagte Bürgermeister Christoph Schmid (CSU). Man habe einen „namhaften Architekten“ gewonnen, der bei seiner Machbarkeitsstudie für das Konzept „einfach bauen“ warb. Verbunden ist dies damit, möglichst viel „graue Energie“ des Altbestands zu retten. „Uns wurde geraten, mehr aus der Substanz rauszuholen“, sagt Schmid. Ein Ansatz, der ihm gefällt. Konkret also werden wohl ein oder mehrere Blöcke weichen, es sollen Neubauten möglich sein. Aber zumindest Teile des Bestandes sollen ertüchtigt werden und die Basis für neue Wohnungen bilden.
Einfache Ausstattung – damit Wohnen bezahlbar bleibt
Um die künftigen Wohnungen bezahlbar zu halten, sind eher kleinere Zuschnitte mit kleineren Räumen angedacht; auf technischen Schnickschnack, so erklärt Schmid, wolle die Gemeinde als Bauherr bewusst verzichten. Geplant sei sogar, nicht alle Wohneinheiten barrierefrei zu gestalten. „Aufzüge sind teuer und brauchen Platz“, sagt der Bürgermeister. Teuer für Gemeinde und künftige Mieter wäre auch der Bau einer Tiefgarage. „Tiefgarage und bezahlbarer Wohnraum – das beißt sich“, glaubt Schmid. Da die neue Stellplatz-Satzung der Gemeinde die Chance eröffnet, unter bestimmten Bedingungen (Mobilitätskonzept) auf einen Teil der sonst geforderten Stellplätze zu verzichten, nutzt die Gemeinde diese Option – und plant ohne Tiefgarage.
Um die Finanzierung abzufedern, hofft die Gemeinde auf Zuschüsse aus dem Fördertopf des kommunalen Wohnungsbaus. Gefördert werden grundsätzlich nur Neubauten. „Wir klären gerade ab, ob auch unser Konzept förderfähig ist“, sagt Schmid.
„Herzensprojekt des ganzen Gemeinderats“
„Jetzt geht’s los“, freute sich Martin Taubenberger (FWG) in der Sitzung; er sprach von einem „Herzensprojekt des ganzen Gemeinderats“. Für Robert Wiechmann (Grüne) ist „ein Ankerprojekt des kommunalen Wohnungsbaus endlich auf dem Weg“. Sebastian Franz (CSU) blieb im Bild: „Ich freue mich auf diese Reise und bin mir sicher, wir werden manche Überraschung erleben.“
Den Bebauungsplanentwurf soll der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München liefern. Wolfgang Huber (SPD) wünschte sich, die neuen Bauten für zusätzlichen Wohnraum auch in die Höhe zu denken: „Ich würde die Höhenentwicklung nicht zu restriktiv, sondern großzügig angehen.“
[Merkur, 13.02.2023]