Ladehof: Aus Gewerbe soll Wohnen werden
Holzkirchen – Ein Bauherr plant sechs Häuser mit rund 50 Wohnungen, zwischen Heignkamer Straße, Flachsfeldstraße, Am Ackerrain und Am Ladehof – einen Teil soll er zum Herstellungspreis an die Gemeinde verkaufen. Die schafft dadurch günstigen Wohnraum. Ein bayernweit einzigartiges Projekt, das jetzt den nächsten Schritt genommen hat. Der Marktgemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung dem Billigungsbeschluss der Änderung des Bebauungsplans in diesem Gebiet mit einer Gegenstimme zugestimmt.
Die Änderung ist nötig, da das Bauareal in einem Mischgebiet liegt, die Wohnungen sollen dort entstehen, wo ursprünglich Gewerbe angedacht war. Deshalb hatte der Gemeinderat in der Vergangenheit – zuletzt 2014 – immer wieder das Baurecht verweigert. Neben der Ausweisung für Gewerbe war die Lärmbelastung direkt neben der Bahntrasse einer der Gründe. Dessen ist sich auch die Verwaltung bewusst. „Das ist eine kritische Lage“, sagte Doris Hötzendorfer aus dem Bauamt im Gemeinderat. In jedem Geschoss der geplanten Häuser gebe es andere Emissionseinträge, die berücksichtigt werden müssten. Deshalb habe man das vertiefte Lärmschutzgutachten des Landratsamts eins zu eins übernommen.
Wobei in den Neubauten manche Bewohner mehr vom Bahnlärm betroffen sind, als andere. Die Häuser in vorderster Reihe Am Ladehof dienen quasi als Lärmschutzwand für die dahinterliegenden. Beide Reihen kombiniert reduzieren den Lärm Am Ackerrain dann wohl deutlich. Natürlich müssen aber weitere Maßnahmen getroffen werden. Wie diese aussehen sollen, ist noch nicht bekannt.
Zu diesem und weiteren Punkten können Bürger und Behörden ab Ende 2019/Anfang 2020 einen Monat lang ihr Einwände im Rathaus vorbringen. Solange liegt das Projekt öffentlich aus. Die Anmerkungen werden dann in den städtebaulichen Vertrag mit dem Bauherren eingearbeitet. Unterschrieben ist dieser noch nicht, schließlich ist noch kein Satzungsbeschluss zur Bebauungsplanänderung gefasst worden.
Dass es einen städtebaulichen Vertrag geben wird, steht derweil schon fest, wie Hötzendorfer erklärte: Es sei bereits ein Vorvertrag unterschrieben, in dem sich der Bauherr verpflichtet, einen Teil der Planungskosten übernimmt, den Vertrag mit der Gemeinde unterschreibt und eine – zumindest öffentlich – nicht näher genannte Zahl an Wohnungen zum Herstellungspreis an die Gemeinde verkauft.
Diese Art und Weise an Wohnungen zu kommen, ist für eine Kommune in Bayern einzigartig. Mittlerweile haben auch die Regierung von Oberbayern und das Landratsamt zugestimmt, sodass dem Vorhaben prinzipiell nichts mehr im Wege steht. Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Dasch (SPD) freute sich darüber, „dass das von der Regierung von Oberbayern als zulässiges Mittel empfunden wird“. Mit der Gemeinde als Wohnungseigentümer könne bezahlbarer Wohnraum für immer geschaffen werden.
CSU-Sprecher Christoph Schmid sieht in der Herangehensweise eine „großartige Chance. Ich glaube, dass wir etwas Hervorragendes schaffen können.“ Robert Wiechmann (Grüne) betonte, dass man sehe, was herauskommt, „wenn man wirklich will“. Zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums gebe es viele Wege.
Gegen den Billigungsbeschluss stimmte lediglich Hubert Müller (FWG). „Ich habe schon 2008 über den Bebauungsplan abgestimmt, als Mischgebiet“, führte er an. Er betrachte die Ansiedlung von Gewerbe als sinnvoll und für bezahlbaren Wohnraum sei das Projekt zwischen Tölzer und Baumgartenstraße besser geeignet.
[Merkur, 06.12.2019]