24 Jul

Wunschtraum Eigenheim

Die Mehrzahl der Deutschen hat es da leichter: In 363 von 401 Landkreisen und kreisfreien Städten liegt die Belastung unter 30 Prozent, eine 70-Quadratmeter-Wohnung ist damit nach Faustformel finanzierbar. Doch im Ballungsraum München und in einzelnen Landkreisen an der Nord- und Ostseeküste würde die Finanzierung zum Wagnis, während die Mieten unterhalb der 30-Prozent-Schwelle bleiben. Das haben Experten des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) für den Postbank Wohnatlas 2021 ermittelt.

Belastung gestiegen

Die HWWI-Modellrechnung zeigt, dass die finanziellen Belastungen im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. Im Durchschnitt über alle Landkreise und kreisfreien Städte mussten die Bürger im vergangenen Jahr 14,2 Prozent (Vorjahr 13,4 Prozent) des verfügbaren Haushaltseinkommens für Miete und 19,6 Prozent (Vorjahr 17,0 Prozent) für die Finanzierung einer Eigentumswohnung aufbringen.

In den Großstädten wird der Unterschied extrem: Zwar blieben die Nettokaltmieten für eine 70-Quadratmeter-Wohnung auch im vergangenen Jahr in allen Städten unterhalb der 30-Prozent-Grenze, doch Wohneigentum wird nahezu unerschwinglich: In die Finanzierung von 70 Quadratmetern Wohneigentum aus dem Bestand floss laut Modellrechnung in München 2020 im Schnitt sogar mehr als die Hälfte des durchschnittlichen örtlichen Haushaltseinkommens. Und das, obwohl die Münchener über die höchsten Haushaltseinkommen unter den größten deutschen Städten verfügen. Mit 47 Prozent folgt Berlin, die Metropole mit den niedrigsten Einkommen, vor Frankfurt am Main mit rund 44 Prozent und Hamburg mit knapp 43 Prozent.

Besonders groß fielen die Unterschiede zwischen Kauf- und Mietbelastung in den beiden Metropolen an Isar und Spree aus. Während Mieter in München und Berlin durchschnittlich rund 27 bzw. 23 Prozent ihres Einkommens für ihre 70-Quadratmeter-Wohnung zahlen, müssen Käufer einen etwa doppelt so hohen Anteil einkalkulieren.

Allerdings sagt Postbank-Expertin Grunwald: „Der Vorteil des Vermögensaufbaus, den Eigentümer betreiben, rechtfertigt in vielen Fällen durchaus einen Aufpreis.“ Immobilienbesitz sei immer auch eine Absicherung für das Alter und mache unabhängig von künftigen Mietpreissteigerungen.“ 

[Merkur, 24.07.2021]