10 Nov

Wohnprojekt bekommt Kümmerer

Otterfing – Bisher rang sich die Gemeinde nur zu Absichtserklärungen durch: Das Bauprojekt „Wohnen in Otterfing“, von dem besonders ältere Bürger profitieren sollen, es tritt auf der Stelle. Jetzt ist frischer Wind angesagt: Ein „Quartiersmanager“ soll das Konzept mit Leben füllen und anschieben. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, eine Teilzeitstelle auszuschreiben und ab 1. Januar zu besetzen. Die Entscheidung fiel nicht schwer, da ein Förderprogramm des Freistaats fast die kompletten Personalkosten abdeckt.

Der Hinweis auf den Fördertopf stammt von Sabine Wenng, die für das bayerische Sozialministerium die „Koordinationsstelle Wohnen im Alter“ leitet und sich Anfang 2020 im Gemeinderat vorgestellt hatte. Wenng empfahl, frühzeitig einen Quartiersmanager ins Boot zu holen, um schon bei der Projektplanung und bei der konkreten Bedarfsanalyse professionelle Unterstützung im Haus zu haben (wir berichteten).

„Die Hauptaufgabe der neuen Stelle wird sein, unser Mehrgenerationen-Wohnen auf den Weg zu bringen“, betonte Bürgermeister Michael Falkenhahn (SPD) auf Anfrage. Zudem soll der oder die Manager(in) nicht nur das Wohnprojekt begleiten, sondern die sozialen Anbieter in der Gemeinde vernetzen, koordinieren und bei Bedarf für sie als Türöffner fungieren bei Behörden oder Förderstellen. „Ein offenes Ohr für soziale Belange in der Gemeinde“ solle der oder die Bewerber(in) mitbringen, wünscht sich Falkenhahn, „und vielleicht hat sie oder er ja eigene Ideen mit dabei“. Wie Rathaus-Geschäftsleiter Markus Stark in der Sitzung erklärte, gibt es in der Region bisher kaum solche fest angestellten Quartiersmanager: „Otterfing ist da eine Art Vorreiter.“

Bereits zum 1. Januar soll die Teilzeitstelle (50 Prozent) besetzt sein. Bewerben können sich Frauen und Männer, die Erfahrungen aus dem Bereich Soziale Arbeit mitbringen, etwa Diplom- oder Sozialpädagogen. Finanziert wird die neue Stelle zum Großteil aus dem staatlichen Förderprogramm „Selbstbestimmt Wohnen im Alter“. Vier Jahre lang gibt es je 20 000 Euro vom Freistaat, insgesamt also 80 000 Euro. Die Gemeinde selbst hat jährlich nur 2000 Euro beizutragen.

Das Ausschreibungsverfahren läuft. Wie Stark erklärte, sind feste Zusagen aber erst möglich, wenn die Förderung verbrieft ist. Zunächst ist die Anstellung auf vier Jahre angelegt. Ob der Gemeinderat darüber hinaus einen Quartiersmanager wünscht, der dann wohl ohne Zuschüsse zu finanzieren wäre, bleibe abzuwarten, sagte Falkenhahn: „Ich halte es für fair, den Bewerbern gleich zu sagen, dass es keine Garantie für eine Weiteranstellung nach den vier Jahren gibt.“

Schon seit Jahren versucht die Gemeinde, ein Wohnprojekt zu verwirklichen, das auf die Bedürfnisse von Senioren abgestimmt ist. Da hohe staatliche Zuschüsse winken, war angedacht, dies im Rahmen des kommunalen Wohnungsbaus zu realisieren. Als Standort war zunächst die gemeindeeigene Thoma-Wiese in der Ortsmitte auserkoren. Anfang 2020 beschloss der Gemeinderat dann, zehn der angedachten 25 Einheiten an junge Otterfinger zu vergeben und beim Standort nicht mehr nur auf die Thoma-Wiese fixiert zu sein.

[Merkur, 10.11.2021]