09 Feb

Oberbayern: Miete nagt an der Kaufkraft

München – Die Menschen, die in den Landkreisen rund um München und im bayrischen Oberland leben, haben im Schnitt eine deutlich höhere Kaufkraft als die im Rest der Republik. Doch die hohen Mieten machen in vielen Regionen den Kaufkraftvorteil zunichte. In der Stadt München zum Beispiel liegt die Kaufkraft mit 32 364 Euro pro Kopf um satte 30 Prozent höher als im Bundesschnitt, doch die Mieten liegen um 128 Prozent höher. Das Bundesmittel liegt bei 7,90 Euro je Quadratmeter, in München zahlt man im Median 18 Euro.

Sonderrolle Berlin

Wie eine Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung und des Online-Portals Immowelt weiter ergab, gibt es diese Diskrepanz auch in und um teure Städte wie Frankfurt, Stuttgart oder Köln. Eine Sonderrolle nimmt Berlin ein. Zwar liegt auch dort die Miete mit 10,60 Euro im Median klar über dem Bundesschnitt (plus 34 Prozent). Die Kaufkraft dagegen ist mit 23 088 Euro um sieben Prozent geringer.

Starnberg am reichsten

Von den zehn reichsten Landkreisen Deutschlands liegen laut GfK sieben in Oberbayern. Ganz oben mit einer Kaufkraft von 34 758 Euro pro Einwohner liegt Starnberg. Dieser Wert liegt um 40 Prozent über dem Bundesmittel, dafür müssen die Starnberger eine um 82 Prozent höhere Miete bezahlen. Im Landkreis München kostet der Quadratmeter mit 15,30 Euro noch etwas mehr und liegt um 94 Prozent über dem Schnitt. Die Kaufkraft übersteigt das Landesmittel aber nur um 35 Prozent. Neu unter den Top-Ten ist der Landkreis Miesbach, der Böblingen vom zehnten Platz verdrängt hat. Schlusslicht ist Gelsenkirchen. 

Kaufkraft steigt wieder

Bundesweit wird nach einer Prognose der GfK die Kaufkraft erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder deutlich ansteigen. So haben die Deutschen demnach pro Kopf rechnerisch gut 1000 Euro mehr für ihre Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung. Das entspricht einem Plus von nominal 4,3 Prozent auf 24 807 Euro. Der Anstieg erklärt sich zum einen durch steigende Löhne in vielen Branchen und zum anderen durch die Erhöhung der Renten, sagt Filip Vojtech, GfK-Experte für Geomarketing.

Bayern bleibt vorn

Gleich bleiben die vorderen Plätze beim Kaufkraft-Ranking: Bayern behauptet sich mit im Schnitt 26 936 Euro pro Kopf, womit der Wert um rund neun Prozent über dem Bundesschnitt liegt. Neben Bayern befinden sich Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen bei der Kaufkraft über dem Schnitt, alle anderen Bundesländer schneiden weiterhin unterdurchschnittlich ab, wobei es aber vor allem in Ostdeutschland auch Zuwächse gibt. Mit 21 707 Euro Pro-Kopf-Kaufkraft – 88 Prozent des Bundesschnitts – liegt Mecklenburg-Vorpommern am Ende der bundesweiten Liste.

Das ist Kaufkraft

Die GfK definiert Kaufkraft als die Summe aller Nettoeinkünfte – also Einkommen, Renten, Kapitaleinkünfte und staatliche Transferzahlungen wie Kindergeld und Renten. Da von der Kaufkraftsumme auch Miete und Strom bezahlt werden müssen, bedeutet ein nominaler Kaufkraftanstieg nicht unbedingt, dass die Menschen auch mehr Geld zur Verfügung haben – nämlich dann, wenn die genannten Posten sich stärker verteuern.

[Merkur, 09.02.2022]