„Chance, günstigen Wohnraum zu schaffen“
NEUBAUPLÄNE – Vier Mehrparteienhäuser am Angerweg: Gemeinderat will erst in Klausur
Warngau – In Oberwarngau ist einiges in Bewegung – Stichwort Nachverdichtung. Nun gibt es Pläne für eine Bebauung im südlichen Bereich des Karrees zwischen Angerweg, Taubenbergstraße und Ranhartweg: Der Bauwerber hat eine Bauvoranfrage für vier Mehrfamilienhäuser eingereicht. Der Gemeinderat will erst in Klausur gehen, um abzustecken, wie sich Oberwarngau entwickeln soll.
Das Anwesen Angerweg 19 soll Platz machen für mehr Wohnraum: 30 Wohneinheiten, verteilt auf vier windmühlenartig angeordnete Mehrparteienhäuser, könnten stattdessen entstehen. Eine Bauvoranfrage soll abklopfen, ob die Behörden auf dem Areal, das planungsrechtlich im Innenbereich liegt, einem solchen Projekt grundsätzlich Grünes Licht geben würden. Wie die Planung aussehen soll, stellte für die Bauwerber der Schlierseer Architekt Johannes Wegmann am Dienstag im Gemeinderat vor.
Die Bauwerber planen explizit keine vier, fünf Einfamilienhäuser, die viel Platz für wenige Bewohner versiegeln, sondern ein Wohnquartier: „Zielgruppe sind Leute, die 50 bis 80 Quadratmeter in vertretbarer Preisklasse bewohnen “, betonte Wegmann – und auch, dass es sich um Mietwohnungen handeln soll und nicht um Eigentumswohnungen, die wieder Zweitwohnungsbesitzer oder auswärtige Investoren anziehen. Möglich wäre etwa, über einen städtebaulichen Vertrag eine Erstwohnsitzbindung zu vereinbaren, erklärte Wegmann.
Untergebracht werden sollen die Mietwohnungen – 30 Prozent davon mit Sozialpreisbindung – in vier Neubauten, die zwischen dem Angerweg im Westen, dem Anwesen Taubenbergstraße 3 im Süden sowie dem Anwesen Taubenbergstraße 3b im Osten windmühlenartig angeordnet werden. Das Zentrum der Gartenanlage bildet ein Gemeinschaftsplatz – welcher Art, ist noch offen. Optisch solle „das Rad nicht neu erfunden“ werden. Geplant sind klassische Satteldachbauten „aus der landwirtschaftlichen Tradition heraus“ mit Balkonen und teilweiser Holzverschalung, mit zwei vollen Stockwerken und teilweise mit ausgebautem Dachgeschoss. Der alte Baumbestand an der Einmündung des Angerwegs bleibt unangetastet.
Die Parkplätze sollen zum Großteil in einer Tiefgarage verschwinden, die 41 Stellplätze bietet und über den Angerweg an der Nordwestecke des Areals angefahren werden soll. Östlich der Taubenbergstraße 3 ist ein Durchstich vorgesehen. Oberirdisch sollen weitere 20 Parkplätze entstehen.
Bürgermeister Klaus Thurnhuber (FWG) sah in der Planung eine „Chance, günstige Mietwohnungen in der Gemeinde zu schaffen“. Angesichts der Tragweite schlug er dem Gemeinderat aber vor, die Entscheidung zur Bauvoranfrage zu vertagen und sich damit in einer demnächst ohnehin geplanten Klausur zum Thema Innenentwicklung zu befassen – ein Vorschlag, den der Gemeinderat einstimmig annahm. Zumal in der Ecke noch mehr in Bewegung ist: Bekanntlich weist die Gemeinde in der Nachbarschaft mit dem Bebauungsplan „Angerweg Nord“ ebenfalls Wohngrund aus.
Für eine eingehende Beratung plädierte auch Max Bauer (FWG): „Wir würden hier einen Haufen Wohnraum schaffen – das löst was aus“, warnte er vor Folgen etwa für die Kinderbetreuung und fragte: „Wollen wir das, brauchen wir das?“ Kritisch sah das Projekt auch Engelfried Beilhack (CSU). „Von der Verdichtung her gefällt mir das überhaupt nicht. Das kommt gleich nach Tegernsee.“ Gemeint war das dicht und hoch bebaute „Quartier Tegernsee“ auf dem einstigen Krankenhausareal (wir berichteten). Der Vergleich mache ihn traurig, sagte Wegmann und verwahrte sich dagegen: „Hier reden wir von zweieinhalb Geschoßen, Tegernsee hat fünf bis sechs.“
Hans Gillhuber appellierte, zu berücksichtigen, ob der Angerweg als Erschließungsstraße das hergebe, und Florian Rank (FWG) wies darauf hin, dass die Gestaltungssatzung der Gemeinde auch einen Besucherstellplatz pro vier Wohneinheiten fordere. Rank erinnerte auch: „Wir haben im Wahlkampf alle gesagt, dass wir für unsere Leute was schaffen müssen.“
Michael Spannring (Grüne) fand das Projekt daher auch grundsätzlich „interessant“ für die Gemeinde: „Wir haben in Warngau einen Mangel an solchen Wohnungen.“ Er schilderte seine eigene Situation: „Wir haben vor acht Jahren relativ groß gebaut, jetzt sind die Kinder langsam dahin, und wir wohnen zu zweit im großen Haus, was irgendwie Irrsinn ist“, sagte er. „Häuser sollen ja für Familien mit Kindern zur Verfügung stehen und nicht für alte Leute, die sich drin verlieren.“
[Merkur, 17.06.2022]