22 Dez

„Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig“
INTERVIEW – Holzkirchens neue Marktbaumeisterin erklärt, worauf sie den Fokus ihrer Arbeit legt

Holzkirchen – Sieben Monate nachdem Florens Hintler seinen Job als Marktbaumeister an den Nagel gehängt hat (wir berichteten), hat die Gemeinde Holzkirchen eine Nachfolgerin gefunden: die Architektin Karolina Holzbach. Die 39-Jährige wuchs in Moosburg an der Isar im Kreis Freising auf, studierte an der Hochschule München und arbeitete zuletzt bei Lang Hugger Rampp Architekten in München. Das Büro ist spezialisiert auf ressourcenschonendes Bauen, und auch als Marktbaumeisterin will Holzbach den Fokus auf Nachhaltigkeit legen, wie sie im Interview erklärt.

Frau Holzbach, Sie sind seit Anfang November Marktbaumeisterin. Wie waren Ihre ersten Wochen?

Ich wurde sehr herzlich aufgenommen, die Kolleginnen und Kollegen sind alle sehr hilfsbereit. Mir ist es am Anfang erst einmal wichtig, das Team, die Arbeitsabläufe und die aktuellen Projekte kennenzulernen. Dies war der Schwerpunkt der zurückliegenden Wochen.

Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist ein großes Thema in Holzkirchen. Haben Sie gleich eine Wohnung gefunden?

Ich wohne mit meiner Familie bereits seit fünf Jahren in Holzkirchen. Wir hatten damals Glück und haben etwas gefunden. Aber bezahlbarer Wohnraum ist ein wichtiger Punkt, der betrachtet werden muss.

Ihr Vorgänger Florens Hintler hat das Gesicht Holzkirchens geprägt. Wie groß sind die Fußstapfen, in die Sie treten?

Die von Herrn Hintler angestoßenen Projekte und Konzepte – unter anderem zur Ortsentwicklung und Mobilität – bilden den Rahmen für die zukünftige räumliche und strukturelle Gesamtentwicklung von Holzkirchen. Diese Projekte werde ich natürlich fortführen. Aber ich möchte auch meine eigenen Ideen und Vorstellungen einbringen und umsetzen. Als Bürgerin von Holzkirchen konnte ich in den vergangenen fünf Jahren einen „Blick von außen“ auf die Ortsentwicklung werfen. Nun habe ich die Möglichkeit, mich aktiv in die Weiterentwicklung des Ortes einzubringen. Das finde ich sehr spannend, ist aber natürlich auch eine große Herausforderung. Wichtig finde ich auch, dass jeder Einzelne im Team des Bauamts beziehungsweise der Verwaltung zur Entwicklung von Holzkirchen beiträgt. Ich bin mir sicher, dass es uns gemeinsam gelingt, die Ortsgestaltung zu verbessern und voranzutreiben.

Worauf werden Sie den Fokus Ihrer Arbeit legen?

Nach knapp einem Monat kann ich genaue Schwerpunkte noch nicht definieren. Sehr wichtig sind mir auf jeden Fall die Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit der Projekte. Das heißt, bei zukünftigen gemeindlichen Bauvorhaben wird durch die Erstellung eines ökologischen Kriterienkataloges eine ökologische Bauweise priorisiert.

Welche Projekte wollen Sie fortführen?

Im Markt Holzkirchen gibt es bereits viele gute Konzepte und Projekte. Beispielsweise zur Verbesserung der Attraktivität der Münchner Straße, zur Gestaltung des Bahnhofs oder des Marktplatzes als Herzstück der Gemeinde. Diese werden wir nun Stück für Stück umsetzen. Bezahlbarer Wohnraum ist ein weiterer wichtiger Punkt. Nicht zu vergessen ist auch die Weiterentwicklung der umliegenden Ortsteile.

Holzkirchen ist als Straßendorf kein leichtes Pflaster für Gestalter. Wie lässt sich die Aufenthaltsqualität verbessern?

Spontan fällt mir eine Art grüne Linie ein, damit eine neue Raumwirkung entsteht und das Ortsbild belebt wird. Zudem sollte die Straße nicht mehr nur eine zweckmäßige Aufgabe erfüllen, sondern muss als Freiraum das Bild des Ortes neu prägen. Bereits mit kleinen Maßnahmen kann die Umgebung einen gänzlich neuen Eindruck vermitteln. Dies möchte ich gern aufzeigen und damit zu einer verbesserten Aufenthaltsqualität beitragen.

Was meinen Sie mit „grüner Linie“?

Damit ist gemeint, mehr Grün in die Straßen der Gemeinde zu bringen. Zu den Möglichkeiten wurde bereits ein Konzept in Auftrag gegeben, das allerdings noch nicht vorliegt.

Sie haben bisher in Architekturbüros gearbeitet. Wie finden Sie sich als Kreative in der öffentlichen Verwaltung zurecht?

Die Abläufe einer Verwaltung unterscheiden sich schon stark von denen in einem klassischen Architekturbüro. Dort lagen meine Aufgaben im organisatorischen, gestalterischen und vorwiegend im planerischen Bereich. Allerdings denke ich, dass ich mich durch meine Flexibilität und meine Aufgeschlossenheit Neuem gegenüber schnell zurechtfinden und an neue Aufgaben anpassen kann.

Was reizt Sie besonders an Ihrer neuen Aufgabe als Marktbaumeisterin von Holzkirchen?

Die Aufgaben der Marktbaumeisterin sind unglaublich vielfältig, das reizt ungemein. Außerdem möchte ich an der Gestaltung der Marktgemeinde aktiv mitwirken. Dabei sind mir der sensible Umgang mit der Bau- und Gestaltungsqualität und die Fortentwicklung des Ortes besonders wichtig.

Das Gespräch führte
Bettina Stuhlweißenburg

[Merkur, 22.12.2022]