09 Dez

Neue Hoffnung in der Maitz

Die Projektgruppe „GeMAITZam“ schöpft wieder Hoffnung. Ihren Traum, als Holzkirchner in Holzkirchen auf Gemeindegrund ein Mehrgenerationen-Wohnmodell umzusetzen, wollen sie jetzt mithilfe einer Genossenschaft realisieren. Der Gemeinderat räumte der Gruppe diese zweite Chance ein. Der Versuch, das Millionenprojekt aus eigener Kraft zu stemmen, war an der Finanzierung gescheitert.

Holzkirchen – Junge Pärchen, Studenten, Rentner-Ehepaare – eine demografisch breit gefächerte Gruppe aus meist „eingeborenen“ Holzkirchnern, viele davon sozial engagiert, hatte im Dezember 2021 den Zuschlag vom Gemeinderat bekommen, ein 2300 Quadrameter großes Grundstück im Neubaugebiet Maitz in Erbpacht zu übernehmen. Elf „Parteien“ mit insgesamt bis zu 30 Personen hatten sich unter dem Namen „GeMaitzam wohnen“ zusammengeschlossen. Ein soziales, innovatives Wohnprojekt sollte entstehen, mit „atmenden“, in der Größe variablen Wohnungen. Etwa 1200 Quadratmeter Wohnfläche waren angedacht.

Ein halbes Jahr später platzte der Traum (wir berichteten). Die Baukosten waren innerhalb weniger Monate um fast das Vierfache gestiegen, die Baukredite deutlich teurer geworden. Das Budget, das auf Gesamtkosten von 5,5 Millionen Euro beruhte, war gesprengt. Die Gruppe, vertreten durch Katharina Plöckl und Sophie Nerb, zog die Reißleine – und gab auf. Die Gemeinde, die auf dem freien Markt für dieses letzte unbebaute Grundstück in der Maitz rund 4,5 Millionen Euro erlösen könnte, will an dem ambitionierten Erbpacht-Projekt allerdings festhalten – und räumt „GeMAITZam“ eine zweite Chance und mehr Zeit ein.

„Es gibt die Möglichkeit, dass die Gruppe unter das Dach einer Genossenschaft schlüpft und so ihren Plan doch noch umsetzen kann“, erklärte Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) jetzt im Gemeinderat. Auf Vermittlung des Beraterbüros „stattbau München“, die den Wettbewerb und die Vergabe für die Gemeinde fachlich begleitet hatte, fanden erste Gespräche zwischen „GeMAITZam“ und einer in Bayern ansässigen Genossenschaft statt. „Wir verlängern die Fristen um jeweils elf Monate“, sagte Schmid. Bis Juni 2023 bekommen die Parteien Zeit, ein Konzept mit Finanzierung zu erarbeiten. Bis April 2024 muss der Bauantrag vorliegen, im Juni 2024 würde der Erbpachtvertrag auf 80 Jahre unterzeichnet. „Der Prozess wird sehr engmaschig begleitet“, versicherte Katharina Winter von „stattbau“ dem Gemeinderat.

„Es freut mich, dass das Projekt nicht stirbt“, sagte Elisabeth Dasch (SPD). „Schön, dass die Gruppe noch einmal Mut gefasst hat“, ergänzte Robert Wiechmann (Grüne). Sebastian Franz (CSU) wies darauf hin, dass die Gemeinde viel Zeit und Energie in dieses Pilotprojekt steckte, dass im ländlichen Raum bisher einmalig wäre: „Das Konzept ist überzeugend, es ist einen zweiten Versuch wert.“ Der Bürgermeister geht davon aus, dass die finanzielle Substanz einer erfahrenen Genossenschaft die gestiegenen Baupreise abfedern könnte. „Überall werden derzeit Baupläne gestoppt“, sagte Schmid, der sich sicher ist: „Drei Jahre früher – und es hätte für die Gruppe aus eigener Kraft geklappt.“

Eine Erfolgsgarantie indes gibt es auch für Plan B nicht. Die „Reservierungsphase“ endet spätestens im Juni 2024. „Ich hoffe, wir brauchen dann nicht doch einen Plan C“, sagte Torsten Hensel (FWG). Was dann aus dem Sahnestück-Bauplatz in der Maitz wird, ist unklar. Im Wettbewerb hatte nur „GeMAITZam“ alle von der Gemeinde geforderten Kriterien für einen Zuschlag erfüllt. Sollte auch der zweite Anlauf misslingen, „werden wir uns Gedanken machen müssen, wie wir dann mit diesem Grundstück umgehen“, sagte der Bürgermeister.

[Merkur, 09.12.2022]