Wohnungen immer knapper
Neubau eingebrochen – Kommunen für Steuer auf freien Grund
München – Wohnraum wird nach Einschätzung von Volkswirten der Deutschen Bank immer knapper. „Die fundamentale Angebotsknappheit ist womöglich größer als jemals zuvor“, heißt es im Papier „Ausblick Deutschland – Neue Globale Realitäten“ des Instituts. Die Zahl der Einwohner könnte bis 2030 auf 86 Millionen steigen und der Neubau sei eingebrochen. „Wir erwarten für das Jahr 2023 nur noch 246 000 fertiggestellte Wohnungen.“ Der Fachkräftemangel verschärfe sich, Baukosten dürften zulegen, auch wegen gestiegener Zinsen. „Daher ist es fraglich, ob unter diesen Vorzeichen nach dem Jahr 2023 mehr als 300 000 Wohnungen gebaut werden.“
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hatte Mitte Dezember eingeräumt, dass die Ampel-Koalition ihr Ziel von 400 000 neuen Wohnungen im Jahr 2023 verfehlen wird.
Der künftige Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Uwe Brandl, hält das Erreichen des Ziels auch in den kommenden Jahren für unrealistisch. „Wer permanent Hürden aufbaut bei der Schaffung von neuem Wohnraum, der muss sich die Frage gefallen lassen, ob die 400 000 Wohnungen ein ernst gemeintes Ziel sind oder nur eine Placebo-Ankündigung“, sagte Brandl unserer Zeitung. Die Staatsregierung in München forderte er auf, die Grundsteuer C wieder einzuführen. „Dann würde sich jeder Grundstückseigentümer überlegen, ob es nicht besser wäre, das Grundstück zu verkaufen, anstatt Jahr für Jahr eine Steuer auf den unbebauten Grund zu zahlen“, sagte Brandl. Wären die Grundstücke auf dem Markt, könnten in Bayern „in kürzester Zeit“ zehntausende Gebäude entstehen.
[Merkur, 28.12.2022]