Linderung auf teurem Pflaster
Wer in Holzkirchen nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen will, hat’s nicht leicht. Wohneigentum ist teuer, und selbst Mietwohnungen sind selten erschwinglich. Jetzt will die Gemeinde dagegen steuern.
Holzkirchen – Einen Anstoß für die Debatte hatte ein Antrag in der Bürgerversammlung gegeben. Eine Bürgerin forderte, die Gemeinde solle bezahlbaren, seniorengerechten Wohnraum schaffen. Auch Bürgermeister Josef Höß (CSU) sieht großen Handlungsbedarf. Derzeit habe die Gemeinde 150 eigene Wohnungen, erklärte er im Gemeinderat. „Aber 50 davon stammen aus den 50er Jahren – die sollten energetisch und behindertengerecht ertüchtigt werden.“ Die Idee geht aber noch weiter: Die Gemeinde will ein Konzept erarbeiten, um selbst bezahlbaren Wohnraum für Mieter zu schaffen, statt das Feld allein privaten Investoren zu überlassen, die wenig Interesse haben, die Preisspirale zurückzudrehen. Einige Grundstücke könnten sich dafür schon anbieten. Etwa in Maitz und im Bereich Flachsfeldstraße, wo sich der Markt Grundstücke gesichert hat. Oder im Zentrum, wo demnächst attraktive Stellen für Mehrparteienhäuser frei werden – etwa an der Frühlingstraße, wenn die Polizei an den HEP-Kreisel umzieht. Der Gemeinderat nahm den Ball aus der Bürgerversammlung gern an – allerdings nicht nur beschränkt auf Senioren. „Das betrifft eigentlich alle Altersgruppen“, meinte Marcus Ernst (FWG). Das sieht auch Bernd Weinmann jun. (CSU) so: „Ich glaube, dass wir auch allgemein Wohnungen für abhängig Beschäftigte ohne Vermögenbrauchen.“ Dem konnte Robert Wiechmann (Grüne) nur zustimmen: „Es gibt viel zu viele, die in Holzkirchen mit Löhnen hantieren müssen, die eigentlich zu gering sind.“ Wobei klar sei, dass das Projekt bezahlbarer Wohnraum nicht auf die Schnelle umgesetzt werden könne, meinte Weinmann: „Das wird eine Aufgabe sein, die uns in nächster Zeit beschäftigen muss.“ SPD-Fraktionssprecherin Elisabeth Dasch bat darum, dem Thema eine Sondersitzung zu reservieren. „Es wäre schade, wenn wir das in einer halben Stunde abhandeln müssten.“ Ernst warnte indes davor, den Fokus allein auf den Hauptort Holzkirchen zu richten. „Es wäre sehr bedauerlich, wenn Föchinger, Fellacher und Hartpenninger dann gezwungen wären, hierherzuziehen.“ Gerade, weil sie besonders in die Dorf-Vereine eingebunden seien. An klassischen sozialen Wohnungsbau, für den auch Fördergelder fließen, sei allerdings nicht gedacht, erklärte Bürgermeister Höß. Bei Sozialwohnungen läge die Entscheidung, wer als Mieter den Zuschlag bekommt, nämlich beim Landkreis Miesbach, nicht bei der Gemeinde. Das bedeute freilich nicht, dass Sozialfälle gar nicht zum Zuge kämen, erklärte er auf Nachfrage von Irmi Ammer (SPD). Nur: „Wer Bedarf hat in unserem Ort, das wissen wir hier am besten“, meinte Höß. Und schließlich sollen auch normale Arbeitnehmer von erschwinglicheren Wohnungen profitieren nicht nur soziale Härtefälle. Die Verwaltung werde umfangreiche Vorbereitungen treffen, kündigte Höß an. „Dann wird man diskutieren, welcher Weg hier einzuschlagen ist.“ Das soll in Bälde geschehen. Die Umsetzung wird aber wohl nicht mehr in Höß‘ letzter Amtszeit als Bürgermeister angepackt, die Ende April 2014 endet. „Der nächste Gemeinderat ist zur Umsetzung aufgefordert“, so Höß.
[Merkur, 01.06.2013]