22 Apr

Es geht auch günstig

Genossenschaften, Wohnungsbauunternehmen & Co. schaffen Miet-Paradiese

Wohnen in München ist teuer, so teuer wie in keiner anderen Großstadt Deutschlands. Doch es geht auch anders. Die 58 Mitglieder der Vereinigung Münchner Wohnungsunternehmen (VMW) machen bezahlbaren Wohnraum möglich. Sie bewirtschaften rund 141 000 Wohnungen, 17 Prozent des gesamten Wohnungsbestandes. Die durchschnittliche Nettokaltmiete liegt bei 7,54 Euro pro Quadratmeter. Der Schnitt für München beträgt 12,05 Euro. Wie das geht? Unsere Zeitung hat sich vier Projekte angesehen.

Senioren-Wohnen im Westend

„Gemeinsam statt einsam“ lautet der Grundsatz des Vereins „Generationengerechtes Wohnen“ der Wohnungsgenossenschaft München-West (WGMW). Als bestes Beispiel dafür gilt das Senioren-Wohnprojekt an der Barthstraße (Westend). Ein wahres Paradies. Neun Wohnungen gibt’s hier seit zehn Jahren. Die Senioren haben ihre eigenen vier Wände und sind doch eine Gemeinschaft. Von Beginn an mit dabei ist Doris Pencik.

Über mehrere Zufälle kam die 77-Jährige zu ihrer Genossenschaftswohnung – gerade zur rechten Zeit. Nach einem Unfall war Pencik nämlich fünf Jahre lang auf einen Rollstuhl angewiesen. Die Wohnanlage ist komplett barrierefrei. „Ich kann es jedem nur raten, sich einer Genossenschaft anzuschließen.“ Das ist aber nicht so leicht.

„Die Nachfrage der aktuell rund 5000 Mitglieder nach den 3440 Wohnungen der WGMW liegt bereits sehr deutlich über den Neuvermietungsmöglichkeiten“, sagt der Vorsitzende Thomas Schimmel. Die Erwartung von weiteren Mitgliedern an eine zeitnahe Wohnraumversorgung ließe sich daher zurzeit nicht erfüllen.

Pencik fühlt sich in ihrer rund 50 Quadratmeter großen Wohnung wohl. Die durchschnittliche Miete in der Anlage beträgt 9,38 Euro pro Quadratmeter. „Früher habe ich in Schwabing sehr groß gewohnt“, erzählt sie. „Jetzt aufs Wichtigste reduziert zu leben, war wichtig für mich.“ Es gebe ein abwechslungsreiches Freizeitangebot. „Besonders wichtig ist mir, dass man vieles machen kann, aber nicht muss.“ Die VMW-Durchschnittsmiete im Westend: 7,05 Euro.

Das Katholische Siedlungswerk in Laim

Um nach dem Krieg Familien und Obdachlosen eine Unterkunft zu bieten, wurde 1949 das Katholische Siedlungswerk München (KSWM) gegründet. Heute verwaltet das KSWM knapp 3000 eigene und 1000 fremde Wohnungen. Hauptgesellschafter der GmbH ist die Diözese München und Freising.

„Bei uns gibt es keine Warteliste“, berichtet Geschäftsführer Stefan Geissler. Eine freie Wohnung wird für einen Tag im Internet auf Immoscout gestellt. Grundsätzlich kann sich jeder mit dem KSWM-Selbstauskunftsbogen bewerben. Zwei Gruppen werden bevorzugt: Bestandsmieter und kirchliche Mitarbeiter.

Davon profitierte auch eine 75-Jährige, die namentlich nicht genannt werden möchte. Sie arbeitete von 1967 bis 2012 im Ordinariat des Erzbistums und wohnt seit 1989 in einer der KSWM-Wohnanlagen. „Ich habe Glück gehabt“, sagt sie. Die Rentnerin ist hochzufrieden mit ihrer Wohnung an der Ludwig-Richter-Straße (Laim). Durchschnittsmiete pro Quadratmeter der 50 Wohnungen dort: 9,99 Euro.

„Die günstigen Mieten sind nur über den Bodenwertanteil möglich“, sagt Geissler. In Freiham startet das KSWM 2022 ein Modellprojekt mit 72 Wohnungen, bei dem die anfängliche Miete acht Euro pro Quadratmeter nicht übersteigt. Möglich macht das der niedrige Erbbauzins seitens der Stadt. 2019 gab das KSWM bekannt, für drei Jahre die Mieten nicht zu erhöhen. Die VMW-Durchschnittsmiete Laim: 7,34 Euro.

Lange Warteliste in Neuhausen

Daniel Kitic ist ein Genossenschaftskind. Schon seine Eltern waren Mitglieder der Baugenossenschaft München von 1871 – Deutschlands ältester aktiver Wohnungsbaugenossenschaft. Kitic hat seine eigene Familie gegründet und ist in eine Genossenschaftswohnung in der Blutenburgstraße (Neuhausen) gezogen. Die Kitics setzen die Tradition fort: Beide Töchter kamen gar als Hausgeburten auf die Welt.

Insgesamt hat die Baugenossenschaft in München sechs Wohnanlagen mit rund 1000 Wohnungs- und Gewerbeeinheiten. Eine Wohnung zu bekommen, ist nicht so leicht. „Unsere Wohnungen werden nur an Mitglieder vergeben, die auf einer langen Warteliste stehen und sich zum Teil Jahrzehnte gedulden müssen“, sagt Vorstandsmitglied Gerhard Ongyerth. Kitic hatte Glück, als eines der 1400 Mitglieder eine Wohnung zu bekommen.

Als Kind eines Genossenschaftsmitglieds habe man laut Satzung Anspruch darauf, erklärt er. Der 38-Jährige ist stolz, Teil der Genossenschaft mit den Werten, die sie vertritt, zu sein und seit 2017 im Aufsichtsrats zu sitzen. Die Mieten werden dafür verwendet, die Wohnanlagen, die teilweise noch von den ersten Mitgliedern selber gebaut wurden, zu renovieren. 800 Euro Kaltmiete für 92 Quadratmeter zahlt Kitic. Die VMW-Durchschnittsmiete Neuhausen: 7,96 Euro.

Die größte Vermieterin in Bogenhausen

Die größte Vermieterin der Stadt ist die Wohnungsbaugesellschaft Gewofag. Rund 37 000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten hat sie in ihrem Bestand. Fast 700 Wohnungen errichtet sie derzeit im Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße (Bogenhausen) in unterschiedlichen Förder- und Vermietmodellen.

Der Großteil der Gewofag-Wohnungen wird über das städtische Portal SOWON, Soziales Wohnen online, vermietet. „Hierfür stellen Interessenten einen Antrag, der vom Amt für Wohnen und Migration geprüft wird“, erklärt Geschäftsführer Klaus-Michael Dengler. Wenn das Anrecht bestehe, sei es möglich, sich auf www.sowon-muenchen.de für Wohnungen zu bewerben. Einen Wohnberechtigungsschein bekommt man beispielsweise auf dem ersten Förderweg, wenn das jährliche Nettogehalt unter 22 600 Euro liegt.

Ein anderer Weg: „Die Wohnungen im kommunalen Förderprogramm München-Modell, das sich an Menschen mit mittlerem Einkommen richtet, vermieten wir direkt über immobilienscout24“, sagt Dengler. Hier liege die Kaltmiete bei 9,90 Euro. Die Einkommensgrenze im München-Modell für ein Paar mit zwei Kindern: 102 800 Euro Bruttoeinkommen jährlich. Die VMW-Durchschnittsmiete Bogenhausen: 8,98 Euro.

[Merkur, 22.04.2021]

13 Apr

Immobilienpreise weiter auf Höhenflug

Landkreis – Die Immobilienpreise im Landkreis sind weiter auf dem Höhenflug. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Wohnimmobilien in Bayern noch mal zugenommen. Das geht aus dem aktuellen Marktspiegel der Sparkassen-Finanzgruppe hervor.

Der Marktspiegel listet auch die Immobilienpreise im Landkreis auf. Für ein Baugrundstück werden derzeit im Schnitt pro Quadratmeter 850 Euro (Miesbach-Schliersee-Leitzachtal), 1000 Euro (Holzkirchen) und 1400 Euro (Tegernseer Tal) fällig. Ein Doppel- oder Reihenhaus kostet 900 000, eine Million beziehungsweise 1,3 Millionen Euro. Für eine Eigentumswohnung müssen Interessierte im Schnitt 6500, 7500 und 9400 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Die Spitzenwerte liegen in allen Fällen deutlich darüber. Für Baugrundstücke werden im Landkreis bis zu 2500 Euro pro Quadratmeter aufgerufen, für Eigentumswohnungen im Tegernseer Tal sogar bis zu 17 500 Euro pro Quadratmeter.

[Merkur, 13.04.2021]

01 Apr

Großhartpenning darf wachsen

Bauausschuss will Baurecht für mehrere Einfamilienhäuser schaffen

Holzkirchen – Am Ortsrand von Großhartpenning an der Piesenkamer Straße sind mehrere neue Einfamilienhäuser geplant. Der Bauausschuss ebnet diesem Ansinnen nun den Weg: Das Gremium hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, den Bebauungsplan 105 für das Gebiet an der Tölzer Straße um die betreffenden fünf Grundstücke zu erweitern und damit für alle Baurecht zu schaffen.

Die Flächen liegen am Ortsrand von Großhartpenning, südlich der Tölzer Straße und östlich der Piesenkamer Straße, über die vier der geplanten Parzellen auch erschlossen werden sollen. Auf zwei der Grundstücke besteht nach Ansicht des Landratsamts bereits Baurecht, weil sie dem Innenbereich zuzurechnen sind. Die Eigentümer hätten geerbt und wollten dort nun Wohnraum für sich selbst schaffen, erläuterte Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) im Bauausschuss den Sachverhalt. Zwei weitere Grundstücke und eine benachbarte Fläche eines weiteren Eigentümers, der zwischenzeitlich ebenfalls einen Bauwunsch angemeldet hat, liegen allerdings im Außenbereich. Um dort Baurecht zu schaffen, muss die Marktgemeinde diese erst dem Bebauungsplan zuschlagen.

Jessica Schröder von der Bauamt-Verwaltung erläuterte, dass von den Bauwerbern niemand „hochtrabende Geschossbaupläne“ verfolge. Damit entkräftete sie mögliche Bedenken, die auf das Erscheinungsbild Großhartpennings abzielen. Die Eigentümer stellen sich jeweils ein neues Einfamilienhaus mit einer Einliegerwohnung in ortsüblichem Baustil und einer sich in den Bestand einfügenden Grundfläche vor.

Martin Taubenberger (FWG) begrüßte die Pläne der Bauwerber. „Wenn Einheimische schon das Glück haben zu erben, dann kann man das machen“, fand er. Und auch Schmid betonte, er wolle, dass die nächste Generation Holzkirchner hier wohnen könne. Der Bauausschuss hat die Änderung des Bebauungsplans mit einstimmigem Beschluss – unter Ausschluss von Hubert Müller (FWG) als persönlich Beteiligtem – auf den Weg gebracht.

[Merkur, 01.04.2021]