16 Sep

Mieten im Umland ziehen kräftig an

In Großstädten wie München sind die Mieten bereits extrem hoch. Sie steigen derzeit verglichen mit dem Umland weniger stark. Foto: Jens Hartmann 

In der bayerischen Landeshauptstadt kommt der Mietpreisanstieg allmählich zur Ruhe: Im ersten Halbjahr 2021 sind die Mieten in München verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum mit zwei Prozent nur noch gering gestiegen (siehe Tabelle). Insgesamt bleibt das Mietpreisniveau mit einem Quadratmeterpreis von über 19 Euro aber hoch.

Das geht aus gestern veröffentlichten Zahlen des Immobilienportals Immowelt hervor. Das Online-Portal hat eigenen Angaben zufolge auf immowelt.de inserierte Mietangebote von Wohnungen zwischen 40 und 120 Quadratmetern ausgewertet. Dabei seien ausschließlich Angebote berücksichtigt worden, die vermehrt nachgefragt wurden, hieß es.

Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum 2020 zeigt sich: Während sich der Mietmarkt in Großstädten wie München beruhigt hat, klettern die Preise im Umland rasant – teilweise im zweistelligen Prozentbereich. Wer etwa im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen Anfang 2021 einen neuen Mietvertrag abgeschlossen hat, musste zehn Prozent mehr bezahlen als noch ein Jahr zuvor. Im Kreis Garmisch-Partenkirchen lag das Plus sogar bei zwölf Prozent. Und selbst im ohnehin teuren Landkreis Starnberg haben die Neuvertragsmieten mit neun Prozent noch einmal kräftig zugelegt.

„Besonders im Süden Bayerns haben die Angebotsmieten in den vergangenen zwölf Monaten einen großen Sprung gemacht“, so das Fazit der Immowelt-Auswertung. Dass in den kleineren Städten und ländlichen Regionen die Mieten stärker anstiegen als in den Metropolen, könne mit der durch die Pandemie veränderten Nachfrage zusammenhängen. „Dank Homeoffice zieht es immer mehr Menschen aus den Städten heraus.“

Ein anderer Corona-Effekt lässt sich auch bei Eigentumswohnungen beobachten: Laut einer gestern veröffentlichten Studie für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung hat die Pandemie die Immobilienpreise zusätzlich steigen lassen. Laut der Untersuchung von Ökonomen der Universität Regensburg betrug der Pandemieeffekt bei den Angebotspreisen für Eigentumswohnungen im bundesweiten Schnitt 0,7 Prozentpunkte. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern seien es sogar 1,1 Prozentpunkte. Insgesamt hätten die Angebotspreise für Eigentumswohnungen zwischen dem ersten Quartal 2020 und dem zweiten Quartal 2021 um durchschnittlich 17 Prozent zugelegt, die für Einfamilienhäuser um 15,6 Prozent.

Die Forscher hatten für ihre Untersuchung die tatsächliche Entwicklung auf den Immobilienmärkten mit Prognosen verglichen, um so den Corona-Effekt herauszufiltern. Wohlhabende private Haushalte hätten in Zeiten geschlossener Läden und ausgefallener Urlaubsreisen mehr Geld zur Verfügung gehabt und in Immobilien investiert, nennt die Studie einen Grund für den Preisanstieg. Ein anderer seien gestiegene Baupreise durch Arbeitskräfte- und Materialmangel.

[Merkur, 16.09.2021]

16 Sep

Immobilien für immer mehr Menschen zu teuer

Frankfurt/Main (dpa) – „Wer zahlt diese Preise eigentlich noch?“, fragt sich selbst der große Immobilienfinanzierer Dr. Klein bei seiner jüngsten Analyse der süddeutschen Metropolregionen.

Im zweiten Quartal dieses Jahres sind die Durchschnittspreise für Wohnungen und Häuser in München, Stuttgart und Frankfurt demnach schon wieder 10 Prozent höher als ein Jahr zuvor. In den vergangenen 15 Jahren haben sich die Preise insgesamt verdoppelt bis verdreifacht. Einzelne Führungskräfte aus Industrie und Banken seien aber immer noch zahlungskräftig genug, sagt der Dr.-Klein-Experte Roland Lenz.

Wohnen im Umland nur mit Homeoffice möglich

Allen Übrigen bleibe nur die Flucht ins Umland – durchaus mit Folgen für das künftige Arbeitsleben. „Eine Arbeitskultur mit Homeoffice-Regelungen halte ich für irreversibel, da die meisten Eigentümer so weit rausgezogen sind, dass ein tägliches Pendeln eine große Belastung wäre“, sagt Lenz. Und weitere Zahlen zeigen: Die steigenden Immobilienpreise sind kein reines Metropolen-Phänomen – und auch kein rein süddeutsches.

Konnte die Corona-Krise dem Immobilienmarkt in Deutschland schon nichts anhaben, so rechnen die Experten nun auch noch mit Nachholeffekten. Laut einer Prognose des Hamburger Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung wird der Immobilien-Gesamtumsatz im laufenden Jahr um 6,3 Prozent auf 311,1 Milliarden Euro steigen. Im bisherigen Rekordjahr 2020 hatte der Umsatz knapp 293 Milliarden Euro betragen. Treiber sind vor allem die Wohnimmobilien, deren Volumen vom Vorjahr voraussichtlich um 7,5 Prozent auf 237,7 Milliarden Euro wächst. Gleichzeitig werde die Zahl der Transaktionen nur leicht um 1,4 Prozent steigen. Der Durchschnittspreis pro Kauffall steigt also weiter.

Keine Atempause im Corona-Jahr 2020

Eine Atempause habe es im Corona-Jahr 2020 nicht gegeben, erklärt Gewos-Experte Sebastian Wunsch. Das Marktgeschehen verlagere sich zunehmend aus den leergekauften Märkten in den Großstädten in die Speckgürtel und in ländliche Räume. Der Trend ins Umland scheine sich im Licht der Pandemieerfahrungen zu verstärken, sagte Wunsch. Besonders gefragt sind Ein- und Zweifamilienhäuser, für die Gewos im vergangenen Jahr ein Allzeithoch von bundesweit 259 300 Kauffällen registrierte.

Die Preise sind damit weiter gestiegen, berichtet Gewos auf Grundlage der tatsächlichen Transaktionen. „Die Preisdynamik im Bereich des selbst genutzten Wohneigentums hat sich im Zuge der Corona-Pandemie noch einmal verstärkt. Mit 10,8 Prozent bei Eigenheimen und 7,2 Prozent bei Eigentumswohnungen haben wir in 2020 die stärksten Preiszuwächse seit Beginn unserer Aufzeichnungen in den 80er-Jahren festgestellt.“

Das bestätigt auch eine Untersuchung von Immobilienökonomen der Universität Regensburg im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Demnach betrug der Pandemieeffekt bei den Angebotspreisen für Eigentumswohnungen im bundesweiten Durchschnitt 0,7 Prozentpunkte. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern seien es sogar 1,1 Prozentpunkte gewesen, wie die Stiftung am Mittwoch berichtet hatte. Insgesamt hätten die Angebotspreise für Eigentumswohnungen zwischen dem 1. Quartal 2020 und dem 2. Quartal 2021 sogar um durchschnittlich 17 Prozent zugelegt, die für Einfamilienhäuser um 15,6 Prozent.

Kleinerer Effekt bei den Mieten

Bei den Mieten sei der Effekt kleiner und zudem regional unterschiedlich: Während die Pandemie das Wachstum bei Neu-Mieten in Groß- und Mittelstädten leicht gedämpft habe, seien die Angebotsmieten für Neuverträge in ländlicheren Regionen durch Corona zusätzlich nach oben gegangen. Bundesweit sind aber auch die Angebotsmieten um 5,0 Prozent gestiegen, so dass die Mieter-Haushalte einen immer größer werdenden Teil ihres Budgets für Wohnen aufbringen müssen.

Getrieben von hohen Baupreisen und fehlenden Anlagealternativen sind Mieten und Immobilien-Kaufpreise wieder stärker gestiegen als die Einkommen, stellt die Regensburger Studie fest. Das vergrößere die Ungleichheit auf den Märkten. Wohneigentum werde vielerorts vor allem für Haushalte mit durchschnittlichen oder kleineren Einkommen „zunehmend unerschwinglich“.

[Süddeutsche Zeitung, 16.09.2021]

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/immobilien-immobilien-fuer-immer-mehr-menschen-zu-teuer-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-210915-99-229522

03 Sep

Gelungene Kooperation

Kreis und Gemeinde übergeben Wohnungen in der Waldkolonie

Die Baumaßnahmen sind nach ziemlich genau zwei Jahren abgeschlossen, die Wohnungen schlüsselfertig: Auf dem Grundstück des Landkreises München in der Putzbrunner Waldkolonie ziehen in diesen Tagen die ersten Bewohner in die neue Anlage mit insgesamt 76 Wohnungen ein. Damit findet ein Gemeinschaftsprojekt sein Ende: 54 der Wohnungen werden durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts belegt, 22 entfallen auf die Gemeinde Putzbrunn. Diese seien vor alllem für Beschäftigte der Gemeinde vorgesehen, hatte Putzbrunns Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) während der Bauzeit stets betont. „Nicht zuletzt Erzieherinnen, die man auf dem Markt gar nicht mehr bekommt, wenn man ihnen keine Möglichkeit zum Wohnen anbietet“, sagte der Rathauschef. „Und dann sollen auch Einheimische zum Zug kommen, die auf dem Mietmarkt Probleme haben.“ Die Nettomiete liege bei zehn Euro pro Quadratmeter.

Landrat Christoph Göbel (CSU) zeigt sich von der Kooperation staatlicher und kommunaler Kräfte bei der Planung, Finanzierung und Realisierung der hochmodernen Wohnanlage begeistert: „Ohne die Bereitstellung des betreffenden Grundstücks aus dem kreiseigenen Liegenschaftsbestand sowie die Förderung durch die Staatsregierung mittels des Kommunalen Wohnraumförderungsprogramms wäre weder die Umsetzung des Projekts noch die nun ermöglichte Nettokaltmiete realisierbar gewesen“, betont Göbel.

Bei den Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen handelt es sich um „soliden Wohnungsbau, der über Jahrzehnte ein lebenswertes Umfeld für Einheimische und Mitarbeiter von Gemeinde und Landkreis bietet“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamtes. Freundlich und offen wirke die Anlage wegen ihrer großzügigen Balkone und der harmonischen Kombination der Baustoffe mit gestaltungsprägenden Holzanteilen sowie der Freianlagen und Spielplätze.

Alle Wohnungen sind barrierefrei angelegt, je drei der Wohnungen von Gemeinde und Landkreis zudem rollstuhlgerecht ausgebaut. Im Sinne des Klimaschutzes und einer zeitgemäßen Ausstattung wurden dabei moderne Technologien berücksichtigt, so wird die Anlage mit Fernwärme überwiegend aus Geothermie beheizt. Die Dachflächen der Gebäude werden für eine genossenschaftlich betriebene Photovoltaik-Anlage genutzt. Jeder Wohnung ist ein Tiefgaragenstellplatz mit Stromanschluss zugewiesen, um elektrisch betriebene Fahrzeuge laden zu können.

Die Gesamtkosten von Landkreis und Gemeinde werden sich auf rund 29 Millionen Euro belaufen, der Landkreis-Anteil beträgt etwa 21 Millionen Euro. Der Freistaat Bayern unterstützt das Projekt nach dem Kommunalen Wohnraumförderprogramm mit 30 Prozent der förderfähigen Kosten, bei den beiden Landkreisgebäuden macht das also bis zu 8,5 Millionen Euro aus.

„Mit der neu errichteten Wohnanlage haben wir in meinen Augen ein äußerst attraktives Angebot geschaffen, mit der wir auch unserer Fürsorgepflicht für unsere Beschäftigten nachkommen“, sagte Landrat Göbel.

[Süddeutsche Zeitung, 03.09.2021]

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/landkreismuenchen/putzbrunn-gelungene-kooperation-1.5400231

03 Sep

Studenten in Wohnungsnot

An Bayerns Unis soll im Herbst der Alltag zurückkehren. Viele Studierende wissen aber noch nicht, ob ihre Kurse online oder in Präsenz stattfinden. Wer nicht am Studienort wohnt, steht also unter Druck – und sucht verzweifelt nach einer Wohnung.

München – Lenn Jonas Milke klickt sich durch den Münchner Wohnungsmarkt. Dann verschickt der 19-Jährige Bewerbungen, um bald nach München umziehen zu können. Gerade wohnt er noch bei seinen Eltern in Essen – obwohl er schon seit einem Jahr Politikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität studiert.

„Als mein Studium letzten Herbst begonnen hat, hatte ich eine Wohnung in München. Genutzt habe ich sie im Lockdown aber nicht“, sagt Milke. Wegen des Online-Unterrichts war das kein Problem. In München kannte er niemanden, außerdem konnte er sich die Miete sparen. „Jetzt hat die Uni für das Wintersemester ein Hybridkonzept angekündigt“, sagt Milke. Und so günstig wie jetzt standen die Zeichen für Unterricht vor Ort lange nicht. Wissenschaftsminister Bernd Sibler versprach erst am Dienstag, dass die Universitäten und Hochschulen zur Präsenzlehre zurückkehren werden. Von Essen nach München pendeln kann Milke nicht. So ist er nun erneut auf Wohnungssuche – doch die läuft schleppend.

„Ein WG-Zimmer zu finden, ist schwieriger als vergangenen Herbst“, sagt Milke. Kein Wunder, sagt er. Jetzt, da die Universitäten und Hochschulen wieder Präsenzunterricht anbieten, suchen nicht nur Erst-, sondern auch höhere Semester. „Zudem gibt es viele, die wegen der Online-Kurse nicht gleich mit dem Studium begonnen haben“, mutmaßt er.

Schon im Juli standen rund 9600 Studierende beim Studentenwerk München auf der Warteliste für ein Zimmer im Wohnheim. 11 000 Zimmer bietet das Studentenwerk an: 9500 in München, den Rest in Freising und Rosenheim. „Trotz Pandemie hatten wir kaum weniger Anfragen. Die Wartelisten sind immer lang. Im Juli 2020 warteten 8300 Studierende auf einen Platz“, sagt Sophie Plessing. Im Lockdown ließ sich aber beobachten: „Viele waren nicht da, haben ihre Wohnung aber gehalten.“ Teure Online-Semester bei um die 350 Euro Miete im Monat. Doch die Plätze sind begehrt, im Verhältnis günstig – und ersparen jetzt die erneute Wohnungssuche.

Obwohl die Nachfrage zum Wintersemester aktuell gewohnt hoch ist, machte sich die Pandemie auch beim Studentenwerk Augsburg bemerkbar: „In den Sommersemestern 2020 und 2021 haben viele den Platz doch nicht angenommen oder ihren bisherigen aufgegeben“, sagt Stefan Rehm. Jetzt stehen wieder rund 650 Studierende auf der Liste. In den Wohnheimen des Studentenwerkes Niederbayern/Oberpfalz standen vorigen Sommer in Regensburg kurz sogar Zimmer leer, da Studierende aus dem Ausland nicht einreisen konnten. „Überraschenderweise fragen nun wieder viele internationale Studierende nach“, sagt Nicolas Müller. Die Unsicherheit unter den Studenten generell sei aber noch spürbar.

Viele Bewerber erhalten erst im Laufe der Sommerferien ihre Zulassung zum Studium. So weiß auch Sarah Graf aus Neumarkt in der Oberpfalz erst seit gut zwei Wochen, dass sie ab Oktober Tourismusmanagement an der Hochschule München studieren wird. Der Studiengang ist klein und so die Hoffnung Grafs auf Präsenzkurse groß. „Ich weiß es noch nicht, aber ich hoffe, dass wir vor Ort Unterricht haben“, sagt die 18-Jährige. „Im Juli habe ich mich schon vorsorglich bei zwei privaten Wohnheimen beworben, warte aber noch auf eine Zusage“, sagt sie. Erst mit der offiziellen Einschreibung konnte sie sich nun auch beim Studentenwerk bewerben. „Die Warteliste ist lang, da stehen meine Chancen schlecht.“

Und weil Graf nur 400 Euro für ein Zimmer bezahlen kann, hat sie es auch auf dem privaten Wohnungsmarkt schwer. Wenn sie in zwei Wochen noch kein Zimmer hat, wird sie die Suche in München aufgeben. „Den Studiengang gibt es auch in Deggendorf, wo die Wohnungssuche nicht so schwierig ist“, sagt sie. Allerdings platzt dann ihr Traum vom Umzug in die Großstadt.

Lenn Jonas Milke will nicht noch ein Jahr bei seinen Eltern leben und via Zoom studieren. Durch Umzug und Präsenzlehre hofft er, dass sein neuer Lebensabschnitt endlich beginnt. Notfalls mit einem Bett im Hostel zur Überbrückung.

[Merkur, 03.09.2021]