Holzkirchen – Die Projekte stauen sich. Holzkirchens Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) wollte bei Amtsantritt 2020 kräftig durchstarten: Mittelschule, Bauhof-Verlagerung, kommunaler Wohnungsbau. Dann kam Corona – und Schmid war nicht bereit, deswegen auf die Bremse zu steigen. „Wir haben bei unseren Vorhaben weiter angeschoben“, sagt Schmid.
Organisatorisch habe die Pandemie der Verwaltung und insbesondere den Schulen und Kitas zwar Einiges abverlangt („da liegen manchmal die Nerven blank“). Finanziell hinterließ das Virus aber kaum Schleifspuren in der Gemeindekasse. „Wir bekommen auch keine Corona-Staatshilfen“, sagt Schmid.
Der neue Bahnhof
Gemeindliches Geld spielt bei einem bahnbrechenden Projekt für die Zukunft Holzkirchens gar keine so große Rolle: Weite Teile des Bahnhofsareals, das sich in den nächsten Jahren zu einer modernen Mobilitäts-Drehscheibe verpuppen soll, ist im Besitz der Deutschen Bahn (DB). Gemeinsam mit der DB formulierte die Gemeinde, die auch über einige Grundstücke verfügt und über die Planungshoheit an wichtigen Hebeln sitzt, den Auslobungstext für einen Realisierungs-Wettbewerb vor. „Heuer küren wir den Sieger“, sagt Schmid. Er erwartet nicht weniger als einen „wegweisenden Meilenstein für Holzkirchen“. Verkehrlich wichtig für die Gemeinde: ein großes Parkhaus auf der Ladehof-Seite, das 80 Prozent des Parkbedarf decken soll, und eine zweite Gleisunterführung für Fußgänger.
Ländl-Tunnel
Auf diesen Durchbruch haben die Ländl-Bewohner lange gewartet: Heuer soll endlich der Tunnel von der Buchenstraße ins Gewerbegebiet in die Bahntrasse eingeschoben werden. Diese Unterführung macht den Ort durchlässiger und schafft eine Verbindung zwischen den Wohngebieten westlich des Bahndamms und den Arbeitsplätzen und Supermärkten im Gewerbegebiet-Ost.
Mittelschule zieht um
Die Holzkirchner Mittelschule zieht heuer um. In den Sommerferien wird das alte Gebäude an der Baumgartenstraße geräumt. Für mindestens drei Jahre kommen Schüler und Lehrer in einem Interimsbau unter, der etwa 200 Meter südlich auf eine Wiese westlich der Baumgartenstraße gestellt wird. „Im Herbst wird der Altbau abgerissen“, sagt Schmid. Die Kosten für das Gesamtprojekt sind enorm. Allein die Interimsschule kommt auf 6,8 Millionen Euro. Die Gesamtkosten werden auf rund 30 Millionen Euro geschätzt.
Wohnungsbau
Während private Investoren fleißig dabei sind, in Holzkirchen neue Wohnungen zu schaffen, tut sich die Gemeinde schwer, mit zusätzlichen „bezahlbaren“ Wohnungen den Markt zu entlasten. Im Fokus stehen nach wie vor die fünf gemeindeeigenen Wohnblöcke (63 Wohnungen) an der Baumgartenstraße, die aus den 1950er-Jahren stammen. Eine Sanierung lohnt kaum. Würden die Altgebäude weichen, böte das 8000 Quadratmeter große Grundstück einige Möglichkeiten, moderne und bezahlbare Wohnkonzepte zu verwirklichen. „Es läuft eine Machbarkeitsstudie“, sagt Schmid, der beim Thema 2022 vorwärts kommen will.
Südspange
Kommt die Südspange, oder kommt sie nicht? Die Diskussion um eine Südumfahrung von Holzkirchen – und möglicherweise auch um Umfahrungen für Großhartpenning und Kurzenberg – nimmt wieder Schwung auf. Vereinbart ist im Gemeinderat, ein Ratsbegehren zu formulieren und die Bürger entscheiden zu lassen, wie die Gemeinde zu den Umfahrungsplänen steht. Das setzt voraus, dass es konkrete Trassenvorschläge gibt, die zur Abstimmung stehen. Derzeit spricht viel dafür, dass nur eine ortsnahe Trasse in Frage kommt. Schmid geht davon aus, dass der Bürgerentscheid heuer über die Bühne geht. „Dann hätten wir endlich Klarheit.“ Allerdings: Bauherr bleibt der Bund. Die Südspange ist zwar im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans gelistet, doch die Ampel-Koalition in Berlin hat angekündigt, alle Straßenbau-Projekte neu zu prüfen.
Ortsbus
Der Holzkirchner Ortsbus wird ab September neu aufgestellt. Das Kernstück bildet eine Ringlinie, die den Bahnhof mit den Gewerbegebieten verbindet. Die dörflichen Ortsteile soll künftig ein On-Demand-System („Rufbus“) abdecken.
Kita wird erweitert
Rund 9,5 Millionen Euro steckt die Gemeinde in die Erweiterung der Kita an der Erich-Kästner-Straße, die von der Kinderland GmbH betrieben wird. Sieben zusätzliche Gruppen werden im Anbau Platz finden. Die Ausschreibung läuft. „Das packen wir heuer an“, sagt Schmid.
Der Jahreswechsel
ist Gelegenheit, nach vorne zu blicken. Was wird 2022 trotz der Pandemie möglich, was muss gestrichen werden? Wir haben uns in den Rathäusern umgehört.
[Merkur, 04.01.2022]