31 Aug

Firmen wünschen sich mehr Wohnraum

Wer in Holzkirchen eine Wohnung sucht, der braucht Glück und einen dicken Geldbeutel. Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen wächst sich langsam auch zu einem Problem für Unternehmen aus. Diesen Schluss legt eine Umfrage der Bürgerinitiative „Gemeinsam anders wohnen“ nahe. Die Initiative fordert die Gemeinde auf, mutiger und schneller zu reagieren.

Holzkirchen – „Wohnen – ein Standortvorteil?“ Unter diesem Titel versandte die Bürgerinitiative (BI) „Gemeinsam anders wohnen“ in den vergangenen Wochen (16. Juli bis 15. August) Umfragebögen an rund 230 Holzkirchner Unternehmen, Praxen und Einrichtungen. Die BI wollte wissen, wie die Firmen die Wohnsituation ihrer Mitarbeiter in Holzkirchen einschätzen – und ob dies aufs Geschäft durchschlägt.

Immerhin 21 Antworten kamen zurück und der Tenor überrascht kaum: Unternehmen bereitet es zunehmend Probleme, dass Mitarbeiter keine Wohnung finden. „Die Ergebnisse zeigen, dass der Mangel an günstigen Miet-Wohnungen nicht nur für Bürger ein echtes Problem ist“, sagt BI-Sprecher Sebastian Oppermann, „es ist ein Problem für den Wirtschaftsstandort Holzkirchen.“

Obwohl nur zehn Prozent der angeschriebenen Betriebe antworteten, stuft Oppermann die Aussagekraft der durch Spenden finanzierten Umfrage als relevant ein: „Für eine privat organisierte Umfrage ist die Rücklauf-Quote in Ordnung.“

Nur rund ein Fünftel der 21 Firmen hält das Wohnungsangebot in Holzkirchen für gut. Zwischen 70 und 90 Prozent stellen dagegen fest, dass der Wohnraummangel sowohl für Mitarbeiter als auch für Unternehmen ein reales Problem darstellt. Fast alle (85 Prozent) sind der Ansicht, dass Wohnraum in Holzkirchen zu teuer ist.

Die Hälfte der Unternehmen berichtet von Mitarbeitern, die aktuell eine Wohnung suchen. Neben dem allgemeinen Fachkräftemangel machen zwei Drittel der Unternehmen fehlenden Wohnraum dafür verantwortlich, dass sie Stellen nicht besetzen können. Zusammenfassend sehen 65 Prozent Standortnachteile in Holzkirchen, die sie auf die aktuelle Wohnraumsituation zurückführen.

Die Botschaft sei deutlich, glaubt Oppermann. „Die Gemeinde hat Möglichkeiten, sie muss mehr Dampf machen beim Wohnungsbau.“ Konkret in der Maitz, in absehbarer Zeit an der Tölzer Straße und auf „einigen weiteren privaten Grundstücken“ gebe es genug Optionen, eine Offensive für bezahlbaren Wohnraum zu starten. Angekündigt sei vieles, „es müssen nur endlich auch Taten folgen“.

Die BI „Gemeinsam anders wohnen“ setzt sich seit Jahren für ein neues Wohnprojekt in Holzkirchen ein. Ihr Ziel ist der Bau einer Anlage gemeinsam mit der „Maro Genossenschaft für selbstbestimmtes und nachbarschaftliches Wohnen“, die mehrere Projekte in der Region realisiert hat. „Die Maro wird sich am Konzeptwettbewerb in der Maitz beteiligen“, kündigt Oppermann an. Dort will die Gemeinde ein Grundstück für 15 bis 20 Wohneinheiten zur Verfügung stellen (wir berichteten). Das beste Konzept soll den Zuschlag erhalten. Ende September ist eine erste Online-Präsentation für Interessierte geplant.

„Bezahlbarer Wohnraum“ heißt in der Regel, dass 30 Prozent des Netto-Einkommens in die Miete fließen. „In Holzkirchen geht teilweise die Hälfte des Einkommens für Miete drauf“, sagt der BI-Sprecher. Statt zehn bis zwölf Euro für den Quadratmeter würden bei Neubauten bereits 14 bis 16 Euro verlangt. Gesucht sind laut Oppermann besonders Ein- und Zwei-Zimmer-Einheiten für Lehrlinge, Studenten oder ältere Bürger, „die sich verkleinern wollen“.

Neun der 21 Firmen, die sich an der Umfrage beteiligten, beschäftigen weniger als 15 Mitarbeiter; drei haben über 100 Angestellte. 28 Prozent können sich vorstellen, sich an der Schaffung von Wohnungen für Mitarbeiter zu beteiligen. Darüber hinaus wünschen sich die Unternehmen mehr Tempo-30-Zonen und einen Ausbau des öffentlichen Personennahverkehr nach Bad Tölz und Miesbach. „Wenn Mitarbeiter im Ort keine Wohnung finden, weichen sie in die nächstgünstigere Umlandgemeinde aus“, sagt Oppermann. Sie werden zu Einpendlern, „und das verschärft die Verkehrsproblematik im Ort“.

[Merkur, 31.08.2020]

22 Aug

Feinschliff für Wohnquartier

Nach Beschluss im Marktgemeinderat: Pläne am Ladehof in Holzkirchen werden nochmals ausgelegt

Holzkirchen – Im Bereich zwischen Heignkamer Straße, Am Ackerrain, Flachsfeldstraße und Am Ladehof sollen in Holzkirchen mehrere Wohnhäuser entstehen. Vor Kurzem hat sich der Marktgemeinderat in seiner Sitzung mit Einwänden befasst, die zu den Plänen von behördlicher und privater Seite eingegangen sind. Hauptsächlich machten den Nachbarn Wandhöhen von bis zu 8,80 Meter zu schaffen. Das Bauamt kam dem entgegen und reduzierte die Höhe um einen halben Meter. Diese und weitere Änderungen, die mit zwei Gegenstimmen verabschiedet wurden, machen es nötig, den Plan erneut auszulegen.

Laut dem Entwurf des Bebauungsplans sieht das städtebauliche Konzept vor, auf der als Mischgebiet ausgewiesenen, rund 4700 Quadratmeter großen Brachfläche sechs Mehrfamilienhäuser zu errichten. Wegen der angrenzenden Bahnlinie kommt dabei dem Lärmschutz eine besondere Bedeutung. zu Einen Beitrag dazu soll die Situierung der dreigeschossigen Gebäude leisten. Die für einzelne Baukörper ursprünglich veranschlagte Wandhöhe von 8,80 Meter war allerdings einigen Nachbarn zu viel des Guten, weil sie dadurch eine zu starke Verschattung befürchten. Das wäre zwar laut Bauamt nicht der Fall. Trotzdem setzen die Planer künftig für die Baukörper an der nordöstlichen Grundstücksgrenze eine Wandhöhe von 8,3 Meter fest. Neu ist auch, dass diese über Normalnull und nicht wie vorher ab Erdgeschoss-Fertigfußbodenhöhe zählt. Damit wird es dem Bauherrn überlassen, ob er die niedrigere Höhe erreicht, indem er die Erdgeschoss-Fertigfußbodenhöhe absenkt oder sie über die relative Gebäudehöhe über dem Erdgeschoss reduziert.

Neben der geänderten Wandhöhe wurde der Entwurf unter anderem noch im Hinblick auf Dachneigungen und Sichtgrenzen geändert respektive ergänzt. Wohl aus der Lehre des Holzkirchner Kuhglockenstreits wurde außerdem der Hinweis aufgenommen, dass von den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen und Hofstellen von Lärm-, Staub- und Geruchsemissionen auszugehen ist, die auch sonn- und feiertags sowie vor 6 und nach 22 Uhr auftreten können.

Wie Bürgermeister Christoph Schmid sagte, könne er die Bedenken aus der Bürgerschaft durchaus nachvollziehen: „Ich verstehe, dass die Bebauung die Nachbarn nicht zu Jubelstürmen hinreißt. Auch wenn es mühsam ist, den Entwurf mehrmals auszulegen, zeigt das, dass wir die Einwände sehr ernst nehmen.“ Allerdings, meinte Schmid, wäre eine gewerbliche Bebauung vermutlich ein noch größeres Übel gewesen. Dem widersprach Hubert Müller (FWG), der bekanntlich kein Freund dieses Wohnquartiers ist: „Ich mache nicht mit, ein Mischgebiet in ein allgemeines Wohngebiet umzufunktionieren. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass so nahe an den Bahngleisen eine Gewerbeansiedlung sinnvoller und für die Nachbarn auch nicht störender wäre.“ Der CSU-Fraktionsvorsitzende Sebastian Franz erinnerte indes an die Wohnraumknappheit und daran, dass der private Bauherr zugesichert habe, der Marktgemeinde Wohnungen zum Einkaufspreis abzutreten. Diese Art, Wohnraum zu beschauen, stellt in Holzkirchen ein Novum dar.

Einzusehen ist der aktuelle Entwurf für den Bebauungsplan zum neuen Wohnquartier noch bis Mittwoch, 2. September, im Rathaus und auf der Internetseite der Marktgemeinde.

[Gelbes Blatt, 22.08.2020]

21 Aug

Unternehmen in Holzkirchen leiden unter Wohnraummangel

Die Bürgerinitiative „Gemeinsam anders wohnen“ startete in den vergangenen vier Wochen eine Umfrage mit dem Titel „Wohnen – ein Standortvorteil?“. Angeschrieben wurden rund 230 Holzkirchner Unternehmen, Praxen und Einrichtungen mit der Frage, wie sie die Wohnsituation ihrer Mitarbeiter in Holzkirchen einschätzen und ob sich dies positiv oder negativ auf das Geschäft niederschlägt.

Sebastian Oppermann, Sprecher der Bürgerinitiative

Fast 10 % haben auf die durch Spenden finanzierte Umfrage reagiert. Mit dieser Quote zeigt sich die Bürgerinitiative insgesamt zufrieden und verweist auf ähnliche Quoten bei privat initiierten Umfragen. Nun stehen die Ergebnisse der Umfrage fest. Insbesondere folgende Antworten nehmen die Marktgemeinde in die Pflicht:

Nur rund ein Fünftel der Befragten schätzen das Wohnungsangebot in Holzkirchen gut ein, zwischen 70 % und 90 % stellen dagegen fest, dass der Wohnraummangel sowohl für die Mitarbeiter als auch für das Unternehmen ein reales Problem ist. 85 % konstatieren, dass Wohnraum in Holzkirchen zu teuer ist. Knapp die Hälfte gibt an, dass aktuell Mitarbeiter auf Wohnraumsuche sind. Gut zwei Drittel der Unternehmen hat unbesetzte Stellen, der Grund dafür wird neben Fachkräftemangel fehlendem Wohnraum zugeschrieben.

Diese nicht förderliche Situation spiegelt sich insgesamt auch in der Frage nach dem Standort wider: 65 % der Unternehmen sehen Standortnachteile in Holzkirchen, die sie auf die aktuelle Wohnraumsituation zurückführen.

„Die Ergebnisse zeigen, dass der Mangel an günstigen Miet-Wohnungen nicht nur für die Bürgerinnen und Bürgern ein echtes Problem ist, es ist auch ein Problem für den Wirtschaftsstandort Holzkirchen. Mit der Maitz, der Tölzer Straße und einigen weiteren privaten Grundstücken gibt es mit entsprechenden Vorgaben genügend Möglichkeiten eine Offensive für bezahlbaren Wohnraum zu starten. Es müssen „nur“ endlich auch Taten folgen.“ Fordert Sebastian Oppermann, Sprecher der Bürgerinitiative.

07 Aug

Wohnen – ein Standortvorteil?

Bürgerinitiative „Gemeinsam anders wohnen“ führt Umfrage in Holzkirchen durch

Die Bürgerinitiative „Gemeinsam anders wohnen“, führt aktuell eine Umfrage bei Unternehmen, Praxen und privaten Bildungseinrichtungen in Holzkirchen durch.

„In den letzten Jahren haben wir mehrfach über Zeitungsberichte und direkt von Betroffenen erfahren, dass Restaurants, Einzelhandelsgeschäfte und Praxen ihren Betrieb aufgrund von Mitarbeitermangel einschränken oder gar schließen mussten. Mit der nun gestarteten Umfrage möchten wir der Frage nachgehen, ob dies am allgemeinen Fachkräftemangel liegt oder ob hier die aktuelle Wohnsituation in Holzkirchen auch ihren Anteil daran hat“, so Sebastian Oppermann, Gründer und Sprecher der Bürgerinitiative.

Die Bürgerinitiative hat rund 230 in Holzkirchen ansässige Unternehmen und Einrichtungen angeschrieben, um herauszufinden inwiefern die Unternehmen und Einrichtungen von der Wohnsituation in Holzkirchen profitieren oder betroffen sind. Immer dabei die Frage: Ist Wohnen ein Standortvorteil?

Die Umfrage läuft noch bis zum 15. August. Die Ergebnisse werden anschließend auf der Webseite https://www.gemeinsamanderswohnen.de veröffentlicht. Unternehmer und Inhaber, welche bisher keine Post erhalten haben aber teilnehmen möchten, wenden sich bitte per E-Mail an info@gemeinsamanderswohnen.de

05 Aug

Bezahlbarer Wohnraum: Eine Kleinstadt ohne Spekulanten

Wohnraum für 12 000 Menschen haben Münchner Genossenschaften in den vergangenen Jahren errichtet oder geplant. Sogar Traditionsunternehmen wollen auf ihren Grundstücken neu bauen – doch die Hürden sind manchmal hoch.

Was der Einzelne nicht vermag, das vermögen viele: Die Idee von Friedrich Wilhelm Raiffeisen ist heute so aktuell wie vor mehr als 150 Jahren. Es ist der Gründungsgedanke der Genossenschaften, die in München im Wohnungsbau seit einigen Jahren eine Renaissance erleben. Wohnraum für 12 000 Menschen ist so in den vergangenen Jahren entstanden, ist noch im Entstehen oder soll in naher Zukunft entstehen – zusammengenommen ergibt das eine eigene kleine genossenschaftliche Stadt in der Stadt München. Die Wohnungen haben den unschätzbaren Vorteil, dass sie „astrein der Spekulation entzogen“ sind, wie es Christian Stupka ausdrückt, Vorstand der 2006 gegründeten genossenschaftlichen Immobilienagentur (Gima), in der mittlerweile 33 Wohnungsunternehmen organisiert sind, davon 28 Genossenschaften.

[…]

[Süddeutsche Zeitung, 05.08.2020]

Link zum Original-Artikel: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-wohnen-genossenschaften-wohnungsbau-1.4989237

05 Aug

Günstig wohnen bei Genossen

VON NADJA HOFFMANN UND SUSANNE SASSE

Eine gute Nachricht für München: 3090 neue Genossenschaftswohnungen sollen in den kommenden acht Jahren entstehen. Wegen ihres günstigen Mietpreises werden sie heiß begehrt sein.

Für viele Münchner sind sie wie ein Sechser im Lotto: Genossenschaftswohnungen. Ihre großen Vorteile: Der Mietpreis ist deutlich günstiger, niemand braucht Angst vor einer Eigenbedarfskündigung zu haben, dazu gibt es Gemeinschaftsangebote wie etwa Handwerkerleistungen. 23 000 Genossenschaftswohnungen haben die 28 Organisationen vermietet, die zur Genossenschaftlichen Immobilienagentur München (Gima) gehören. Und es werden immer mehr: Allein in den vergangenen sechs Jahren sind 5436 neue Einheiten hinzugekommen. Bis 2028 wird noch mal eine Schippe draufgelegt: Wie die Gima am Dienstag erklärte, sind 3090 günstige Wohnungen in Planung. „Darauf sind wir schon stolz“, sagte Vorstand Christian Stupka.

Nicht in jedem Fall handelt es sich dabei um neuen Wohnraum, teilweise werden auch alte Häuser abgerissen und neu gebaut. In der Regel haben die Genossenschaften zwei Optionen: Den Bestand nachverdichten oder neue Flächen in der Stadt nutzen. Wie zum Beispiel auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne im Norden. Diese Projekte täten München gut, sagte Stupka: Denn bei diesen Häusern hätten Spekulanten keine Chance, es werde nicht an der Preisschraube gedreht. Das zeige sich am Mietpreis pro Quadratmeter, der in München durchschnittlich bei satten 16,70 Euro liegt (auch Preise über 20 Euro sind nicht ungewöhnlich). In Genossenschaftswohnungen zahle man viel weniger, betonte Supka. Sein Vorstandskollege Thomas Schimmel nannte als Beispiel 9,80 Euro pro Quadratmeter. „Das gibt das System her.“

Seinen Worten nach würden viele Gima-Genossenschaften gern noch mehr günstigen Wohnraum anbieten. Allein in den Dachgeschossen der bestehenden Immobilien wäre Platz für 200 Einheiten. Wohnungen zu schaffen, sei aber nicht immer leicht: Wolle man etwa zwischen bestehende Gebäude bauen, also nachverdichten, gelte es unglaublich vielschichtige Faktoren zu beachten: Werden Abstände eingehalten? Müssen Bäume stehen bleiben? Was sagen die Nachbarn? Wie steht’s um den Brandschutz? Und dann gibt es noch den Denkmalschutz. Schimmels Wunsch an Stadt: „Nicht gleich sagen, was nicht geht, lieber gemeinsam Lösungen finden.“ Stadtbaubaurätin Elisabeth Merk erklärte ihre Bereitschaft dazu, spielte den Ball aber gleich zurück und warb für mehr Kooperation – auch mit Blick auf die Nachbarschaften und das das jeweilige Quartier.

Laut der Stadt gibt es mehr als 50 Wohnungsgenossenschaften. Häufig aber haben sie Aufnahmestopp, da die Nachfrage stark gestiegen ist. Am Ball bleiben lohnt sich: Immer wieder gibt es bei bestehenden Genossenschaften neue Chancen, beizutreten. Außerdem gründen sich auch neue Organisationen, die noch Mitglieder suchen. Nachzulesen auf www.bugeg.de, www.wagnis.org, www.progeno.de, www.ko operative-grossstadt.de.

[Merkur, 05.08.2020]