Dauerbrenner, Aufreger & Co.
Wohnen, Verkehr, Kitas und der Eissport: Es sind die großen Themen, die bei der Bürgerversammlung in Holzkirchen am Mittwoch (wieder) zur Sprache kamen. Rathauschef Olaf von Löwis gab einen kompakten Überblick darüber, was die Marktgemeinde bewegt, aber auch über das, was sie ausbremst.
Holzkirchen – Die Marktgemeinde Holzkirchen hat jede Menge Projekte vor der Brust. Einige kleine, viele große. Was sie alles vorhat, wie es vorangeht und woran es in Einzelfällen hakt, zeigte Bürgermeister Olaf von Löwis am Mittwoch bei der Bürgerversammlung in seinem zweieinhalbstündigen Vortrag auf. Gut 200 Holzkirchner waren in den Oberbräu-Festsaal gekommen. Ein kurzer Abriss eines ausführlichen Abends mit emotionalem Schlussakt.
Der
Dauerbrenner
Es
ist das Thema, das die Marktgemeinde umtreibt wie kein zweites: Wohnraum.
Preisgünstige Wohnungen sind rar, aber akut nachgefragt. Die Gemeinde selbst
hat am Sommerfeld 16 gebaut. Als nächstes geht sie die Entwicklung eines
Wohnquartiers „für Jung und Alt“ (Löwis) an der Tölzer Straße an.
Hohe Wohnqualität „zu günstigen Preisen“. „Der Fokus liegt nicht
auf Gewinnmaximierung“, versicherte der Bürgermeister. Das sei mit den
anderen Grundeigentümern abgesprochen. Damit griff er einem Antrag zuvor, der
später am Abend behandelt werden sollte. Die Bürgerinitiative Gemeinsam anders
wohnen regte wie berichtet an, dass die Gemeinde ihren Grund nicht mehr
verkaufen darf, sondern fortan in Erbpacht vergeben soll. „So bleibt
gemeindlicher Grund auf Jahre in gemeindlicher Hand“, erläuterte Sprecher
Sebastian Oppermann. Doch auch der Bürgermeister bekräftigte seinen Standpunkt:
Ziel sei es, kurz- bis mittelfristig preisgünstige Wohnungen zu bauen. Aber:
„Eine solch pauschale Regelung bietet uns nicht die nötige Flexibilität,
um auf Eigenheiten der jeweiligen Situation reagieren zu können“, sagte
Löwis. Zudem gingen „erhebliche“ Einnahmen aus Grundstücksverkäufen
verloren. Die Bürgerversammlung stimmte dem Antrag mit dünner Mehrheit dennoch
zu. Somit muss nun der Gemeinderat über den Verkaufsstopp befinden. Für die
Tölzer soll derweil ein Architektenwettbewerb Entwürfe liefern. Löwis:
„Das Preisgericht hat schon getagt.“
Das
Endlos-Ärgernis
Bürgermeister
Löwis und sein Otterfinger Amtskollege Jakob Eglseder haben sich was
vorgenommen: Sie wollen irgendwann einmal gemeinsam über den Radweg im
Teufelsgraben radeln, der ihre Gemeinden eigentlich seit Jahren verbinden
sollte. Nachdem erst der Naturschutz den Bau aufgehalten hatte, sind es nun
Leitungen der Deutschen Bahn, die neben den Gleisen verlegt sind. „Was wir
als Routine angesehen haben, entpuppt sich als echtes Hindernis“, sagt
Löwis. Die Bahn müsse erst zustimmen, bevor die Bauarbeiten anlaufen können.
„Aktuell eine Mammutaufgabe“, sagte Löwis und fügte an: „Wir
wollen doch nur einen Radweg.“
Die
Unnachgiebigen
Eigentlich
hatten sich Gemeinderat und Runder Tisch Sport ja auf ein Vorgehen geeinigt:
Die Gemeinde gibt einen Sportentwicklungsplan in Auftrag, in dem der Status quo
der örtlichen Sportstätten aufgezeigt und die Wünsche der beteiligten Vereine
überprüft werden. Die Eis- und Mehrzweckhalle landet nun jedoch vorher schon im
Gemeinderat. Ein Bürger hatte beantragt, in der nächsten Sitzung
„bestehende Konzepte inklusive eines möglichen Standorts“ für eine
Halle für „Kultur und Sport“ zu behandeln. Ein solches hat der Verein
Holzkirchner Halle bekanntlich bereits ausgearbeitet. Löwis’ Hinweise, dass
weder eine geeignete Fläche noch Finanzmittel bereit stehen, die sich eh in
einer „nicht vorstellbaren“ Größenordnung bewegen, änderte nichts an
der breiten Zustimmung für den Antrag. Am lautesten jubelten die jungen
Eissportfans, die bei der Abstimmung energisch ihr Hände gehoben hatten, als
ihm zugestimmt wurde.
Der
Aufreger
Zum
Abschluss wurde es hitzig. Ein Anwohner der Flinspachstraße nutzte eine
Wortmeldung, um eine verkehrsberuhigte Spielstraße am dortigen Spielplatz zu
beantragen. Als ihm Löwis erklärte, dass Anträge vorab eingereicht werden
müssen, berief er sich auf die Gemeindeordnung. Was für Kopfschütteln bei
Rathausgeschäftsführer Robert Haunschild sorgte. Zur Erinnerung: Die Gemeinde
räumt seit jeher eine Frist für Anträge und Anfragen ein; heuer Anfang Februar.
Das wollte der Spontan-Antragssteller nicht akzeptieren. Sein lautstarker
Protest ging aber im Stühlerücken und Jackengeraschel derer unter, die sich auf
den Heimweg machten. Löwis versicherte ihm jedoch – erst am Pult, später im
persönlichen Gespräch –, dass man die Anregung mitnehme.
[Merkur, 22.02.2019]