16 Sep

Maitz-Wohnprojekt: Genossen gesucht

Informationsabend: Bauherrin erklärt, welche Voraussetzungen Interessierte erfüllen müssen

Holzkirchen – Die Idee, auf zwei kommunalen Grundstücken an der Maitz genossenschaftlichen Wohnungsbau zu realisieren, wird konkret. Bei einem Informationsabend am Mittwoch im Rathaus haben die Projektgruppe „GeMaitzam“, die Münchner Genossenschaft „VielLeben“, unter deren Dach die Projektgruppe geschlüpft ist (wir berichteten) sowie Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) die Modalitäten erklärt. Hier die wichtigsten Fragen der Bürger:

Wie viele Wohnungen sind noch frei?

Zehn von insgesamt 17 geplanten Wohnungen zwischen 30 und 110 Quadratmetern. Wie berichtet, sind die Grundrisse flexibel: Je nach Lebenssituation lassen sich Zimmer zuschalten oder abstoßen. Atmendes Wohnen nennt man das.

Muss ich als Genosse Holzkirchner sein?

Nein. Die Gemeinde, die das Vorhaben über einen günstigen Erbpachtzins in Höhe von 0,6 Prozent des Verkehrswerts des Grunds subventioniert, hatte sich zwar ausbedungen, dass 50 Prozent der Genossenschaftsmitglieder Holzkirchner sind, aber diese Quote ist bereits erfüllt.

Wie werde ich Mitglied?

Indem man der Vielleben eG per E-Mail oder Post einen Steckbrief samt Foto schickt. Die Bewerber erhalten dann eine Einladung zum Online-Vorstellungsgespräch mit der Projektgruppe am 21. September. Bei gegenseitiger Sympathie kann man Mitglied werden – und erwirbt mit den Genossenschaftsanteilen ein Wohnrecht.

Was kostet das?

Zu leisten ist zunächst ein Betrag von 1700 Euro, der sich aus 1500 Euro für die mitgliedsschaftbegründenden Genossenschaftsanteile sowie 200 Euro Aufnahmegebühr zusammensetzt. Zum Erwerb der nutzungsbezogenen Geschäftsanteile brauchen künftige Genossen ein Eigenkapital von 40 Prozent der Entstehungskosten des Bauvorhabens. Das sind etwa 2000 Euro pro Quadratmeter, der dann bewohnten Wohnung. Das Eigenkapital kann kreditfinanziert werden, wie der kaufmännische Leiter der Vielleben, Raju Patel, erklärte. „Zu empfehlen ist die KfW-Bank, die über ein Programm zur Förderung genossenschaftlichen Wohnens sehr gute Konditionen gewährt.“ Die Zahlung des Eigenkapitals erfolgt in drei Tranchen, die erste wird bei Abschluss des Vorvertrags fällig, die letzte einen Monat vor Baubeginn. Wer aus der Genossenschaft später wieder austritt, bekommt den Gegenwert aller Geschäftsanteile zurück. Monatlich fällig wird ein Nutzungsentgelt – eine Art Miete. Derzeit rechnet die Vielleben mit 12 bis 15 Euro pro Quadratmeter. Den Löwenanteil des Nutzungsentgelts machen die Finanzierungskosten aus: Die Vielleben finanziert den Bau der beiden zweigeschossigen Häuser in Holz-Hybrid-Bauweise auch mit Bankkapital.

Was passiert mit meinen Anteilen, wenn ich sterbe?

Die Genossenschaftsanteile sind Teil der Erbmasse. Gibt es mehrere Erben, müssen die sich einigen, wer vom Wohnrecht profitiert – wie im Erbfall einer nicht-genossenschaftlichen Immobilie auch. Der Auswahlprozess durch die bestehenden Genossen erübrigt sich dann.

Kann ich für meine Eltern Anteile erwerben?

Ja. Den Steckbrief für den Bewerbungsprozess müssen dann die Eltern als künftige Bewohner ausfüllen. Die Genossenschaft fragt nicht, woher diese ihr Kapital nehmen.

Wie ist der Zeitplan?

Bis zum Jahreswechsel soll der Erbpachtvertrag mit der Gemeinde unterzeichnet werden und die Finanzierung stehen. Die Vielleben beginnt mit dem Bau erst dann, wenn sie für die noch freien Wohnungen Genossen gefunden hat. Sie rechnet damit, dass das Mitte 2024 der Fall sein wird. Die Bauzeit beträgt voraussichtlich eineinhalb Jahre. „Wir streben den Bezug im Jahr 2026 an“, so Vielleben-Architekt Markus Borst.

Was passiert, wenn der Erbpachtvertrag ausläuft?

Das Erbbaurecht ist auf 80 Jahre angelegt. „Das Rechtsverhältnis kann aber verlängert werden“, so Bürgermeister Schmid, dem das Projekt ein persönliches Anliegen ist und der aus seiner Berufserfahrung als Bankkaufmann mit Schwerpunkt Baufinanzierung über Expertise verfügt. Ob die Gemeinde den Pachtvertrag nach Ablauf von 80 Jahren verlängert, dazu äußerte er sich nicht: „Ich bin dann nicht mehr da.“

Interessierte

wenden sich an die Vielleben e.G., Volkartstraße 63, 80636 München. E-Mail: hallo@bzw-dorf.org, 0 89 / 4 61 33 45-10

[Merkur, 16.09.2023]