12 Jan

Sorgsam mit Grund und Boden umgehen

Reaktion auf den Bericht „Chance auf Wohneigentum“ im Merkur vom 11.01.2022

Wir stimmen dem Plädoyer von Frau Schultes-Jaskolla für die Schaffung von bezahlbarem Mietraum vollkommen zu. Man muss den Einheimischen eine Perspektive schaffen dauerhaft im Ort wohnen zu können. Eigentum ist dabei zweitrangig zu betrachten. Das Einheimischen-Modell aus vergangenen Zeiten, bei dem der einzelne (wohlhabende) Käufer von der Gemeinde und damit uns allen Steuerzahlern ein Grundstück subventioniert bekommt, hat aus unserer Sicht schon lange ausgedient. Zwar werden kommunale oder genossenschaftliche Mietwohnungen ebenfalls direkt oder indirekt subventioniert, allerdings bleibt bei diesen Formen die Spekulation und Gewinnabsicht außen vor. So kommt es bei den Einheimischen-Modellen immer wieder vor, dass Häuser weitervermietet oder gar weiterverkauft werden.

Aus diesem Grund sollte die Aussage von Herrn Köck, „viele Menschen und nicht nur Einzelne glücklich machen“, als Credo verstanden werden. Wir ermuntern daher die Gemeinderäte sorgsam mit dem Grund und Boden der Gemeinde umzugehen und sich für Mietwohnungen, für die Erbpacht und damit für dauerhaft bezahlbares Wohnen für viele (einheimische) Menschen einzusetzen.

11 Jan

Chance auf Wohneigentum

Rottach-Egern – Bezahlbarer Wohnraum oder gar bezahlbares Wohneigentum sind Mangelware im gesamten Tegernseer Tal und freilich auch in Rottach-Egern. Deshalb erwägt der Gemeinderat seit Juni, in Haslau ein gemeindliches Wohnhaus zu bauen und ein „Einheimischenprojekt“ zu entwickeln. Bis zur Planungsreife wird es aber noch dauern.

Die Fläche, die der Gemeinderat dafür im Auge hat, ist 5400 Quadratmeter groß. Derzeit stehen darauf zwei Gemeindehäuser (Haslau 26 und 27), im westlichen Bereich befinden sich Unterstellplätze für Fahrzeuge. Weil die derzeitigen Mieter wieder untergebracht werden müssen, möchte die Gemeinde im Westen des Grundstücks ein gemeindliches Mietshaus errichten, sodass der Rest des Grundstücks, nachdem die beiden Bestandshäuser abgerissen sind, für ein Einheimischenprogramm zur Verfügung stehen würde. Dort wäre Platz beispielsweise für drei Doppelhäuser, zwei Einfamilienhäuser und ein Mehrfamilienhaus. Soweit die Idee.

„Das ist nicht die endgültige Planung“, sagte Bürgermeister Christian Köck (CSU) jetzt im Gemeinderat und zeigte auf die Pläne. Voraussichtlich müsse man auch für das Einheimischenmodell einen Bebauungsplan aufstellen. Bis man die Planungsreife erreiche, werde es noch dauern. Auch angesichts des Drucks auf dem Wohnungsmarkt bat er die Bürger, nicht sofort mit ihren Bewerbungen für das Einheimischenprojekt das Rathaus zu stürmen. Er rechnet damit, dass die Bewerbungsphase erst in der zweiten Hälfte 2023 beginnt. „Es muss alles vorbereitet werden. Das geht nicht zeitgleich, sondern nur Step by Step“, stellte Köck klar. Der genaue Ablaufplan müsse erst noch im Gemeinderat erarbeitet werden.

Die Verwaltung legte außerdem einen groben Ablaufplan vor, nach dem erst im Laufe dieses Jahres das Gemeindehaus geplant werden und die Ausschreibungen stattfinden sollen, damit im Frühjahr 2023 mit dem Bau begonnen werden kann. Immerhin: Der erste Schritt für das Großprojekt war nun im Gemeinderat mit dem Grundsatzbeschluss getan.

Der fiel aber nicht einstimmig. Dritte Bürgermeisterin Gabriele Schultes-Jaskolla und ihr Fraktionskollege Andreas Erlacher von den Freien Wählern waren zwar grundsätzlich dafür, neuen Wohnraum zu schaffen. Aber sie würden an besagter Stelle lieber mehr bezahlbare Mietwohnungen sehen als Eigentum. „Das Konzept“, sagte Schultes-Jaskolla und deutete auf die Pläne, „halte ich für maximal die zweitbeste Lösung.“ Rottach bräuchte weiterhin mehr bezahlbaren Wohnraum für rund 8,50 Euro pro Quadratmeter. Der Grund in Haslau wäre ein idealer Platz für Mietwohnungen, die obendrein auch noch vom Staat gefördert würden und zeitnäher realisiert werden könnten als der Wohnraum auf den kleinen Grundstücken. Bei der Abwägung zwischen Mietwohnungen und der Schaffung von Wohneigentum würde sie dem Bau von Mietwohnungen den Vorrang geben wollen.

Bürgermeister Köck zeigte Verständnis: „Du hast Recht. Der Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum steigt. Und man könnte mit weiteren Mietshäusern – eventuell auch im Rahmen genossenschaftlichen Bauens oder durch Kommunalunternehmen, wie es andere Talgemeinden machten – viele Menschen und nicht nur Einzelne glücklich machen. Aber es liegt uns auch am Herzen, dass Einheimische sich ein Eigenheim schaffen können.“ Das sei auch ein Thema bei der zurückliegenden Wahl gewesen, und dieses Versprechen möchte er nun einhalten. Viele Berufsgruppen könnten sich Wohneigentum außerhalb eines Einheimischenmodells gar nicht leisten. Überdies plädierte Köck für eine strukturelle Mischung aus Mietshäusern und Eigentum über Erbbaurecht. „Ich denke, wir werden sogar noch mehr Einheimischenprogramme auflegen müssen“, prognostizierte der Bürgermeister. „Eigentum auf dem freien Markt zu erwerben, wird einfach immer schwieriger.“

[Merkur, 11.01.2022]

08 Jan

Bevölkerungszahl wird um 5% wachsen

Die Bevölkerungszahl im Landkreis Miesbach soll bis Ende 2040 um 5000 Einwohner respektive um fünf Prozent wachsen – das hat das Bayerische Landesamt für Statistik errechnet. Für die Gemeinden im Landkreis gibt es folgende Berechnungen, sortiert in alphabetischer Reihenfolge: Für Bad Wiessee berechnet das Landesamt eine gleichbleibende Bevölkerungszahl von rund 5100 Einwohnern zwischen dem Jahr 2021 und dem Jahr 2039. Für Bayrischzell gibt es eine Vorausberechnung bis 2033 – mit einem leichten Bevölkerungsrückgang von 1610 auf 1600 Einwohner. In Fischbachau soll sich die Einwohnerzahl bis 2039 von 5700 auf 5600 verringern. Gmund vergrößert sich von 6100 Einwohnern auf 6200 im Jahr 2039. Hausham soll sich im gleichen Zeitraum auf 8900 Einwohner vergrößern – ausgehend von 8500. Holzkirchen wächst parallel von 16800 auf 17600 Einwohner. Irschenberg wächst bis zum Jahr 2033 von 3230 auf 3450 Einwohner. Kreuth vergrößert sich auf 3830 Einwohner im Jahr 2033 – 220 mehr als bisher. 900 Einwohner mehr sollen es in der Kreisstadt Miesbach werden – im Jahr 2039 rund 12500 statt bisher 11600. Otterfing wächst bis 2033 um 20 Einwohner, ausgehend von 4830. Rottach-Egern bleibt laut Prognose bis 2039 bei konstant 5800 Einwohnern. Schliersee soll von 7000 auf 7400 Einwohner bis 2039 wachsen. Tegernsee erwartet 3720 Einwohner im Jahr 2033 – 60 mehr als bisher. Valley soll im gleichen Zeitraum auf 3620 Einwohner wachsen (bisher 3370). In Waakirchen sollen 2039 6200 Menschen wohnen (bisher 5900). Warngau erwartet 4040 Einwohner (bisher 3880). Die Gemeinde Weyarn beheimatet statistisch im Jahr 2033 4380 Personen, bisher waren es 3970.

[Merkur, 08.01.2022]

08 Jan

Günstiger Wohnraum

Maitz: Konzept einer Holzkirchner Gruppe überzeugt Marktgemeinderat

Holzkirchen – Mitte 2019 hat der Holzkirchner Marktgemeinderat beschlossen, zwei zusammen knapp 2300 Quadratmeter große Baugrundstücke in der Maitz an eine Genossenschaft oder Baugemeinschaft für 80 Jahre in Erbpacht zu vergeben. Der geschätzte Verkehrswert der Grundstücke liegt bei etwa 3,51 Millionen Euro. Mit diesem erstmals durch geführten Konzeptverfahren soll günstiger Wohnraum für Einheimische geschaffen werden. lm Gemeinderat wurde kürzlich bekannt gegeben, dass sich das Vergabegremium nach Abschluss der Bewerbungsphase entschieden hat, dem Konzept der Gruppe „geMaitzam wohnen“ den Zuschlag für die 18-monatige Reservierungsphase zu geben.

Unterstützung holte sich die Marktgemeinde bei der Konzeptvergabe beim Beraterbüro stattbau münchen in Person von Natalie Schaller. Sie hat bereits den gesamten Prozess begleitet und bei der Sitzung per Video-Schaltung über die Vergabeentscheidung vorgetragen. Wie sie sagte seien letztlich nur zwei Bewerbungen eingegangen. Weil Interesse an einem größeren Grundstück bestehe, wollte einer der Bewerber explizit nicht berücksichtigt werden, aber mit der Einreichung ausdrücklich die
Wertschätzung für das Verfahren zeigen.

Die zweite Bewerbung wurde von der Gruppe ,,geMaitzam wohnen“ eingereicht. Die Gruppe besteht aus 15 engagierten Einheimischen. Sie planen ein Mehrgenerationenprojekt, bei dem der konzeptionelle Schwerpunkt auf gemeinschaftlichem, flexiblem und ressourcenschonendem Wohnen liegt. Dem liegt die Idee von „atmenden Wohnungen“ zu Grunde. Dadurch soll die Wohnfläche den jeweiligen Lebenssituationen angepasst und sparsamer Wohnflächenverbrauch ermöglicht werden. Die durchschnittliche Wohnfläche von 35 Quadratmeter pro Person wird in der Genossenschaftssatzung festgelegt. Der Mietpreis wird bei 12 Euro je Quadratmeter liegen. Die Gruppe strebt ein sozialökologisches Wohnprojekt an und versteht sich als Motor einer lebendigen Nachbarschaft.

Bürgermeister Christoph Schmid meinte dazu: „Es hat mich beeindruckt, was diese jungen Leute geleistet und vorgelegt haben.“ Lobende Worte kamen auch von Elisabeth Dasch (SPD): „Wenn wir von der Bewerbung nicht so überzeugt gewesen wären, hätten wir sie auch nicht empfohlen. Viel Erfolg dabei.“ Weil die Konzeptvergabe Neuland war, war es nach Ansicht von Robert Wiechmann (Grüne) richtig und gut, sich professionelle Unterstützung zu holen. Außerdem hob er den Konsens bei dem bisherigen Verfahren über alle Fraktionen hinweg hervor und meinte: „Heute ist ein guter Tag für Holzkirchen.“ Hubert Müller (FWG) erhofft sich jetzt ein schnelles Voranschreiten des_Projekts und forderte Augenmaß bei den Auflagen „Mir gefällt das gut. Wenn wir die Messlatte nicht immer auf die höchste Marke legen, bringt die Gruppe das bei ihrem Engagement auch sicher hin.“

Einstimmig beschloss der Marktgemeinderat dann, der Gruppe „geMaitzam wohnen“ eine kostenlose Reservierungsphase für den Zeitraum von 18 Monaten einzuräumen. In dieser Zeit wird überprüft, ob die vergaberelevanten Kriterien zu Ökologie, Nachhaltigkeit und eines Verkehrskonzeptes umgesetzt werden.

Die Reservierungsphase endet mit der Baueingabe und dem Abschluss des Erbbaurechtsvertrages. Sollte im Verlauf der Reservierungsphase das Konzept der Bewerbergruppe nicht zufriedenstellend weiterentwickelt werden, kann die Marktgemeinde diese aus sachlichem Grund aufheben.

[Das Gelbe Blatt, 08.01.2022]

04 Jan

Neue Wohnungen, die bezahlbar sind

Holzkirchen – Die Projekte stauen sich. Holzkirchens Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) wollte bei Amtsantritt 2020 kräftig durchstarten: Mittelschule, Bauhof-Verlagerung, kommunaler Wohnungsbau. Dann kam Corona – und Schmid war nicht bereit, deswegen auf die Bremse zu steigen. „Wir haben bei unseren Vorhaben weiter angeschoben“, sagt Schmid.

Organisatorisch habe die Pandemie der Verwaltung und insbesondere den Schulen und Kitas zwar Einiges abverlangt („da liegen manchmal die Nerven blank“). Finanziell hinterließ das Virus aber kaum Schleifspuren in der Gemeindekasse. „Wir bekommen auch keine Corona-Staatshilfen“, sagt Schmid.

Der neue Bahnhof

Gemeindliches Geld spielt bei einem bahnbrechenden Projekt für die Zukunft Holzkirchens gar keine so große Rolle: Weite Teile des Bahnhofsareals, das sich in den nächsten Jahren zu einer modernen Mobilitäts-Drehscheibe verpuppen soll, ist im Besitz der Deutschen Bahn (DB). Gemeinsam mit der DB formulierte die Gemeinde, die auch über einige Grundstücke verfügt und über die Planungshoheit an wichtigen Hebeln sitzt, den Auslobungstext für einen Realisierungs-Wettbewerb vor. „Heuer küren wir den Sieger“, sagt Schmid. Er erwartet nicht weniger als einen „wegweisenden Meilenstein für Holzkirchen“. Verkehrlich wichtig für die Gemeinde: ein großes Parkhaus auf der Ladehof-Seite, das 80 Prozent des Parkbedarf decken soll, und eine zweite Gleisunterführung für Fußgänger.

Ländl-Tunnel

Auf diesen Durchbruch haben die Ländl-Bewohner lange gewartet: Heuer soll endlich der Tunnel von der Buchenstraße ins Gewerbegebiet in die Bahntrasse eingeschoben werden. Diese Unterführung macht den Ort durchlässiger und schafft eine Verbindung zwischen den Wohngebieten westlich des Bahndamms und den Arbeitsplätzen und Supermärkten im Gewerbegebiet-Ost.

Mittelschule zieht um

Die Holzkirchner Mittelschule zieht heuer um. In den Sommerferien wird das alte Gebäude an der Baumgartenstraße geräumt. Für mindestens drei Jahre kommen Schüler und Lehrer in einem Interimsbau unter, der etwa 200 Meter südlich auf eine Wiese westlich der Baumgartenstraße gestellt wird. „Im Herbst wird der Altbau abgerissen“, sagt Schmid. Die Kosten für das Gesamtprojekt sind enorm. Allein die Interimsschule kommt auf 6,8 Millionen Euro. Die Gesamtkosten werden auf rund 30 Millionen Euro geschätzt.

Wohnungsbau

Während private Investoren fleißig dabei sind, in Holzkirchen neue Wohnungen zu schaffen, tut sich die Gemeinde schwer, mit zusätzlichen „bezahlbaren“ Wohnungen den Markt zu entlasten. Im Fokus stehen nach wie vor die fünf gemeindeeigenen Wohnblöcke (63 Wohnungen) an der Baumgartenstraße, die aus den 1950er-Jahren stammen. Eine Sanierung lohnt kaum. Würden die Altgebäude weichen, böte das 8000 Quadratmeter große Grundstück einige Möglichkeiten, moderne und bezahlbare Wohnkonzepte zu verwirklichen. „Es läuft eine Machbarkeitsstudie“, sagt Schmid, der beim Thema 2022 vorwärts kommen will.

Südspange

Kommt die Südspange, oder kommt sie nicht? Die Diskussion um eine Südumfahrung von Holzkirchen – und möglicherweise auch um Umfahrungen für Großhartpenning und Kurzenberg – nimmt wieder Schwung auf. Vereinbart ist im Gemeinderat, ein Ratsbegehren zu formulieren und die Bürger entscheiden zu lassen, wie die Gemeinde zu den Umfahrungsplänen steht. Das setzt voraus, dass es konkrete Trassenvorschläge gibt, die zur Abstimmung stehen. Derzeit spricht viel dafür, dass nur eine ortsnahe Trasse in Frage kommt. Schmid geht davon aus, dass der Bürgerentscheid heuer über die Bühne geht. „Dann hätten wir endlich Klarheit.“ Allerdings: Bauherr bleibt der Bund. Die Südspange ist zwar im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans gelistet, doch die Ampel-Koalition in Berlin hat angekündigt, alle Straßenbau-Projekte neu zu prüfen.

Ortsbus

Der Holzkirchner Ortsbus wird ab September neu aufgestellt. Das Kernstück bildet eine Ringlinie, die den Bahnhof mit den Gewerbegebieten verbindet. Die dörflichen Ortsteile soll künftig ein On-Demand-System („Rufbus“) abdecken.

Kita wird erweitert

Rund 9,5 Millionen Euro steckt die Gemeinde in die Erweiterung der Kita an der Erich-Kästner-Straße, die von der Kinderland GmbH betrieben wird. Sieben zusätzliche Gruppen werden im Anbau Platz finden. Die Ausschreibung läuft. „Das packen wir heuer an“, sagt Schmid.

Der Jahreswechsel

ist Gelegenheit, nach vorne zu blicken. Was wird 2022 trotz der Pandemie möglich, was muss gestrichen werden? Wir haben uns in den Rathäusern umgehört.

[Merkur, 04.01.2022]