10 Dez

Engagiert Euch für bezahlbaren Wohnraum

Die Podiumsdiskussion „Anders wohnen“ vom KulturVision e.V. traf ins Schwarze. Viele Interessierte waren in das Foolstheater gekommen, um sich über alternative Wohnkonzepte zu informieren. Fazit: Wieder einmal brachte eine „Anders wachsen“-Veranstaltung einen Stein ins Rollen.

Jeder hat Anspruch auf angemessene Wohnung

Die Bedeutung des Themas formulierte Moderator Michael Pelzer so: „Wohnen ist ein menschliches Grundbedürfnis, ein Fundament des Lebens.“ Und er zitierte, was zu überraschtem Raunen im Saal führte, die Bayerische Verfassung: „Jeder Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung. Die Förderung des Baues billiger Volkswohnungen ist Aufgabe des Staates und der Gemeinden. Die Wohnung ist für jedermann eine Freistätte und unverletzlich.“

Im Podium hatten fünf Initiatoren alternativer Wohnkonzepte Platz genommen, die ihre Visionen vorstellen. Auch die Bürgerinitiative „Gemeinsam anders wohnen“ war vertreten uns sucht intensiv nach einem Grundstück. Geplant sei ein Mehrfamilienhaus mit etwa 35 Wohneinheiten, in dem die Bewohner nachbarschaftlich miteinander leben und Dinge teilen, sich gegenseitig unterstützen, erklärte Initiator Sebastian Oppermann das genossenschaftliche Modell.

Die Marktgemeinde Holzkirchen habe ein Areal in der Maitz ausgeschrieben, aber die Planungen ruhten derzeit. Zudem sei es nur ein Anfang, da nur etwa 15 Wohnungen entstehen könnten. Langfristiges Ziel sei ein großes Haus im Gebiet an der Tölzer Straße, was derzeit überplant werde.

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Im Sinne des Gemeinwohls

Michael Pelzer meinte, dass man Gesetze nach dem Wortlaut, aber ebenso nach dem Sinn und Zweck auslegen könne. Er forderte: „Das Instrumentarium der Gemeinden muss voll im Sinne des Gemeinwohls ausgeschöpft werden.“

In Holzkirchen werde eine Vielzahl bezahlbarer Wohnungen benötigt, sagte SPD-Kommunalpolitiker Wolfgang Huber und die heutige Veranstaltung müsse dazu dienen, den politischen Willen dazu zu fördern. „Engagiert euch!“ rief Sebastian Oppermann die Zuhörer auf, „geht in die Gemeinden und fragt nach.“

Der komplette Artikel ist hier zu finden: https://www.kulturvision-aktuell.de/anders-wohnen-podiumsdiskussion-kultur-im-oberbraeu-holzkirchen-2019/

06 Dez

Ladehof: Aus Gewerbe soll Wohnen werden

Holzkirchen – Ein Bauherr plant sechs Häuser mit rund 50 Wohnungen, zwischen Heignkamer Straße, Flachsfeldstraße, Am Ackerrain und Am Ladehof – einen Teil soll er zum Herstellungspreis an die Gemeinde verkaufen. Die schafft dadurch günstigen Wohnraum. Ein bayernweit einzigartiges Projekt, das jetzt den nächsten Schritt genommen hat. Der Marktgemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung dem Billigungsbeschluss der Änderung des Bebauungsplans in diesem Gebiet mit einer Gegenstimme zugestimmt.

Die Änderung ist nötig, da das Bauareal in einem Mischgebiet liegt, die Wohnungen sollen dort entstehen, wo ursprünglich Gewerbe angedacht war. Deshalb hatte der Gemeinderat in der Vergangenheit – zuletzt 2014 – immer wieder das Baurecht verweigert. Neben der Ausweisung für Gewerbe war die Lärmbelastung direkt neben der Bahntrasse einer der Gründe. Dessen ist sich auch die Verwaltung bewusst. „Das ist eine kritische Lage“, sagte Doris Hötzendorfer aus dem Bauamt im Gemeinderat. In jedem Geschoss der geplanten Häuser gebe es andere Emissionseinträge, die berücksichtigt werden müssten. Deshalb habe man das vertiefte Lärmschutzgutachten des Landratsamts eins zu eins übernommen.

Wobei in den Neubauten manche Bewohner mehr vom Bahnlärm betroffen sind, als andere. Die Häuser in vorderster Reihe Am Ladehof dienen quasi als Lärmschutzwand für die dahinterliegenden. Beide Reihen kombiniert reduzieren den Lärm Am Ackerrain dann wohl deutlich. Natürlich müssen aber weitere Maßnahmen getroffen werden. Wie diese aussehen sollen, ist noch nicht bekannt.

Zu diesem und weiteren Punkten können Bürger und Behörden ab Ende 2019/Anfang 2020 einen Monat lang ihr Einwände im Rathaus vorbringen. Solange liegt das Projekt öffentlich aus. Die Anmerkungen werden dann in den städtebaulichen Vertrag mit dem Bauherren eingearbeitet. Unterschrieben ist dieser noch nicht, schließlich ist noch kein Satzungsbeschluss zur Bebauungsplanänderung gefasst worden.

Dass es einen städtebaulichen Vertrag geben wird, steht derweil schon fest, wie Hötzendorfer erklärte: Es sei bereits ein Vorvertrag unterschrieben, in dem sich der Bauherr verpflichtet, einen Teil der Planungskosten übernimmt, den Vertrag mit der Gemeinde unterschreibt und eine – zumindest öffentlich – nicht näher genannte Zahl an Wohnungen zum Herstellungspreis an die Gemeinde verkauft.

Diese Art und Weise an Wohnungen zu kommen, ist für eine Kommune in Bayern einzigartig. Mittlerweile haben auch die Regierung von Oberbayern und das Landratsamt zugestimmt, sodass dem Vorhaben prinzipiell nichts mehr im Wege steht. Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Dasch (SPD) freute sich darüber, „dass das von der Regierung von Oberbayern als zulässiges Mittel empfunden wird“. Mit der Gemeinde als Wohnungseigentümer könne bezahlbarer Wohnraum für immer geschaffen werden.

CSU-Sprecher Christoph Schmid sieht in der Herangehensweise eine „großartige Chance. Ich glaube, dass wir etwas Hervorragendes schaffen können.“ Robert Wiechmann (Grüne) betonte, dass man sehe, was herauskommt, „wenn man wirklich will“. Zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums gebe es viele Wege. 

Gegen den Billigungsbeschluss stimmte lediglich Hubert Müller (FWG). „Ich habe schon 2008 über den Bebauungsplan abgestimmt, als Mischgebiet“, führte er an. Er betrachte die Ansiedlung von Gewerbe als sinnvoll und für bezahlbaren Wohnraum sei das Projekt zwischen Tölzer und Baumgartenstraße besser geeignet.

[Merkur, 06.12.2019]

03 Dez

Demonstration für bezahlbaren Wohnraum

„Für gemeinschaftliches, bezahlbares Wohnen! Jetzt!“  Mit dieser Forderung demonstrierte  die  Bürgerinitiative  „gemeinsam anders wohnen“  auf dem Holzkirchner  Marktplatz für mehr Wohnraum und gegen die scheinbare Untätigkeit  der Marktgemeinde bei diesem Thema. Mit einem Wohnzimmer auf der Straße hat die Initiative aufgezeigt, wie wichtig eine bezahlbare Wohnung für alle Holzkirchner ist. Als Beispiel nannten sie das Bauvorhaben in der Maitz, bei dem die Grundstücke in Erbpacht mittels Konzeptvergabeverfahren verteilt werden sollen. Das beschloss der Gemeinderat bereits im Juli (wir berichteten), die Vergabe beginnt laut Initiative-Vorsitzendem Sebastian Oppermann allerdings erst im Sommer 2020. Das könne er nicht nachvollziehen. Außerdem werde die bezahlbare Warmmiete von 30 Prozent des Nettoeinkommens in Holzkirchen bei vielen Berufsgruppen überschritten. Das müsse sich ändern.

[Merkur, 03.12.2019]

15 Nov

Baugenossenschaft Holzkirchen: Weinmann hört auf – Neubau in vier Jahren

Holzkirchen – Die Rufe werden immer lauter: Holzkirchen braucht zusätzlichen Mietwohnraum, am besten bezahlbar. Viele Blicke richten sich auf die Baugenossenschaft Holzkirchen, die aber auch keine schnellen Lösungen liefern wird.

Die 93. Generalversammlung am Samstag stand erst einmal im Zeichen eines fast epochalen Personalwechsels. Nach 40 Jahren gab Vorstandsvorsitzender Bernd Weinmann die Verantwortung ab; zu seinem Nachfolger kürten die 62 stimmberechtigten Mitglieder Torsten Altevers.
Der 36-Jährige weiß, dass die Nachfrage nach Wohnungen ständig steigt. „Unsere Wartelisten sind randvoll“, sagt der neue Vorstandsvorsitzende. Kein Wunder: Die Mieter zahlen maximal sieben Euro für den Quadratmeter. Doch Altevers bremst die Erwartungen. Nach den teuren Renovierungen der vergangenen Jahre – seit 2009 investierte die Genossenschaft rund zehn Millionen Euro – gönnt man sich 2020 ein Jahr des Verschnaufens, ehe 2021/2022 die Sanierung der letzten Einheiten in der Baumgartenstraße – der alte „Polizistenblock“ – und in der Tegernseer Straße anstehen. „Die Leute müssen teilweise noch mit dem Ölkännchen heizen – das muss ein Ende haben“, sagt Altevers, der selbst mit seiner Frau seit zehn Jahren in einer der 219 Genossenschaftswohnungen lebt und als Polizist arbeitet. In diesem Jahr standen neben den üblichen Renovierungen bei Mieterwechseln Balkonsanierungen in der Birkenstraße an, die allein über 200 000 Euro verschlangen.

Frühestens ab 2023 will sich die Genossenschaft mit dem schon länger anvisierten Neubau in der Lindenstraße beschäftigen, wo man über ein baureifes Grundstück verfügt. „Aber wir können nicht zaubern“, sagt Altevers, „ich kann da heute nichts versprechen.“
Nach der Verabschiedung von Weinmann, dem auch Bürgermeister Olaf von Löwis seinen Dank aussprach, musste der dreiköpfige Vorstand wieder komplettiert werden. Neben Altevers wurde Hans Nitsch für weitere drei Jahre bestätigt; neu ins Gremium rückte Christine Blank, die als langjährige Bürokraft der Genossenschaft alle Abläufe schon sehr genau kennt.

[Merkur, 15.11.2019]

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27 Sep

100 Jahre Baugenossenschaft Holzkirchen

Führungsriege im Interview über Herausforderungen und Pläne

Die Baugenossenschaft Holzkirchen feiert Jubiläum. Heuer vor 100 Jahren im ersten Jahr nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in der noch jungen Republik, als große Wohnungsnot herrschte wurde sie gegründet, um preisgünstiges Wohnen in der Marktgemeinde zu ermöglichen. Heute zählt die Gemeinschaft 288 Mitglieder und 219 Wohnungen. Ehe die Genossenschaft am morgigen Samstag ihr Jubiläum mit einem Festabend mit Mitgliedern, Mietern und Ehrengästen begeht, trafen wir uns zum Gespräch über aktuelle Herausforderungen und Zukunftspläne mit Vorstandsvorsitzendem Bernd Weinmann und Aufsichtsratsvorsitzendem Werner Bauer.

Was sind derzeit die drängendsten Probleme auf dem Holzkirchner Wohnungsmarkt?

Weinmann: Dass die Kaltmiete auf dem freien Wohnungsmarkt bis zu 14 Euro pro Quadratmeter beträgt, stellt ein großes Problem dar. Wer kann sich denn so eine Miete leisten? Dann natürlich auch die Nähe zu München. Die Leute wollen auf dem Land leben, weil in München die Wohnsituation sehr schlimm ist. Das sorgt für einen großen Druck auf den Wohnungsmarkt. Wir haben derzeit über 200 Bewerbungen auf der Warteliste.

Was kann die Baugenossenschaft gegen diese Probleme tun?

Bauer: Wir versuchen. den Mietern günstigen Wohnraum anzubieten. Die teuersten Wohnungen vermieten wir mit einer Kaltmiete von 8,50 Euro pro Quadratmeter, viele Wohnungen sind aber günstiger, die meisten liegen derzeit bei 7,50 Euro. Unser Ziel ist es eigentlich, neuen Wohnraum zu schaffen. Aber die Grundstückspreise sind so teuer, dass es im Moment nicht geht. Daher liegt unser Augenmerk derzeit auf der Renovierung  der bestehenden Wohnungen. Wir wollen sie auf einen modernen Standard heben. In den vergangenen zehn Jahren haben wir dazu acht Millionen Euro ausgegeben. Und jetzt sind wir fast fertig damit.

Herr Weinmann, seit 40 Jahren sind Sie Vorstandsvorsitzender und haben in Ihrer Zeit die Geschicke der Baugenossenschaft mitgestaltet. Gibt es Veränderungen, die Sie im Laufe der Zeit wahrgenommen haben? Etwa, was die Ansprüche der Mieter angeht?

Weinmann: Natürlich gibt es heute gewisse Standards, die eine Wohnung haben muss und die auch verlangt werden, etwa eine Zentralheizung. Auch einen Balkon oder eine Terrasse mögen die Leute gerne. Wir erleben aber auch, dass sich Mieter schwer damit tun, wenn eine Wohnung im dritten Stock keinen Aufzug hat. Wenn man Kinder hat, ist das auch schwierig. Vielfach wollen die Menschen sich auch nicht mehr für die Gemeinschaft engagieren. Früher haben die Hausbewohner zum Beispiel zusammen Schnee geschaufelt. Heute will man lieber einen Hausmeister für solche Tätigkeiten. Aber wir sind insgesamt sehr zufrieden mit unseren Mietern, die sind dankbar und kümmern sich. Das muss man auch einmal sagen.

Wie kommt man denn an eine Genossenschaftswohnung? Gibt es Kriterien für die Vergabe?

Bauer: Wenn jemand einen Aufnahmeantrag stellt, dann prüfen wir den zuerst. Dabei steht die Bedürftigkeit an erster Stelle. Wir schauen zum Beispiel auf das Einkommen oder ob jemand alleinerziehend ist. Neuerdings ist uns wichtig, Wohnraum für Menschen zu schaffen, die Berufe haben, über die immer nur geredet, aber für die nichts getan wird. Erzieherinnen, Altenpfleger oder Krankenschwestern etwa haben es oft schwer, eine Wohnung zu finden. Der Vorstand und der Aufsichtsrat entscheiden dann gemeinsam, wer in Frage kommt. Uns kommt es dabei auch darauf an, dass die neuen Mieter in die Gemeinschaft passen. Die Leute sollen ja zusammenkommen, ratschen und so den Genossenschaftsgedanken leben. Viele Menschen wohnen schon über 50 oder 60 Jahre in ihrer Wohnung. Daher gibt es nicht so oft Veränderungen.

Und wie geht es in Zukunft weiter? Wie sind die Pläne der Baugenossenschaft?

Bauer: Unser Ziel ist es Wohnraum zu schaffen. Wenn möglich, nehmen wir bald den Bau in der Lindenstraße in Angriff. Aber im Moment geht es noch nicht. Ansonsten schauen wir, dass die Sanierungen, wie bisher, gut vollendet werden.

Das Gespräch führte Andreas Wolkenstein

[Merkur, 27.09.2019]

20 Jul

Das deutsche Grundgesetz mit Leben erfüllen

70 Jahre Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland ist ein Grund zu feiern, meinte Volker Camehn und lud sich sechs Vertreter von Initiativen ins Foolstheater ein, die ihre Auslegungen und ihre Wünsche formulierten. Der Poet selbst würzte mit seinen Gedichten.

„Wie oft kommt das Wort „Liebe“ im Grundgesetz vor?“ fragte der Otterfinger das Publikum und antwortete: „Einmal, nämlich im Wort Kriegshinterbliebene.“ Und wurde dann ernst. Das Grundgesetz, als Provisorium gedacht, sei eine fragile Angelegenheit. „Man muss dafür streiten“, sagte Volker Camehn. Und eigentlich dürfe man der AfD dankbar sein, dass sie Änderungen des Grundgesetzes fordere, denn so werde man wieder einmal sensibilisiert dafür, wie wichtig dieses Papier sei. Man müsse allen dankbar sein, die das Grundgesetz mit Leben erfüllen.

Grundgesetz ist wunderbares Grundgerüst

Alle sechs Diskutanten waren sich einig, dass das deutsche Grundgesetz ein wunderbares Grundgerüst sei, das insbesondere in die Schulen gehöre und dessen Einhaltung von der Zivilgesellschaft eingefordert werden müsse.

Eigentum verpflichtet

Die Bürgerinitiative „Gemeinsam anders wohnen“ möchte mit ihrem Genossenschaftsmodell bezahlbaren Wohnraum in Holzkirchen schaffen, wobei der Gemeinschaftsgedanke im Vordergrund steht.

Initiator Sebastian Oppermann bezog sich auf Artikel 14, in dem steht, dass Eigentum nicht nur geschützt werden muss, sondern auch verpflichtet. Eigentum darf also nicht zum Schaden anderer verwendet werden, deshalb sei der Genossenschaftsgedanke der Idealzustand im Sinne des Grundgesetzes.

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Der komplette Artikel ist hier zu finden: https://www.kulturvision-aktuell.de/grungesetz-podiumsdiskussion-kultur-im-oberbraeu-holzkirchen-2019/

18 Jul

Erbpacht beschlossen

Holzkirchen bereitet Konzeptvergabe vor

Holzkirchen – Der Gemeinderat hat am Dienstag beschlossen, die Grundstücke an der Maitz nach dem Konzeptvergabeprinzip an eine Genossenschaft oder Baugemeinschaft in Erbpacht zu vergeben. Im Gegensatz zur Direktvergabe, bei der der Marktpreis erzielt wird, und zum Bieterverfahren, bei dem der Meistbietende den Zuschlag bekommt, zählen bei der Konzeptvergabe nur inhaltliche Kriterien: Wer das überzeugendste Konzept hat, bekommt den Zuschlag. Holzkirchen hofft. so auf den beiden 988 und 1288 Quadratmeter großen Grundstücken bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wie berichtet hatte der Gemeinderat bereits Anfang Juli darüber beraten.

Die Fraktionen sind nun aufgerufen, Ideen für Kriterien einzureichen. Die Verwaltung erarbeitet daraus dann ein Konzept. Mögliche Kriterien hierfür sind laut Marktbaumeister Florens Hintler unter anderem die Miethöhe, Zielgruppen, spezielle Nutzungsangebote wie eine Großtagespflege. Außerdem städtebauliche und ökologische Faktoren. Simon Ammer (SPD) schlug vor, günstige Mieten zum Hauptkriterium zu machen. Christoph Schmid (CSU) regte an, den Bewerbern die genaue Miethöhe vorzugeben, den Erbpachtzins dagegen offenzulassen. Den sollten die Bewerber vorschlagen. Sebastian Franz (CSU) regte an, Wohnraum für Azubis und Studenten zu schaffen. Er stellte sich damit hinter die Forderung der JU Holzkirchen, die an der Maitz ebenfalls Wohnraum für junge Menschen mit geringem Einkommen schaffen will. Hubert Müller (FWG) mahnte, nicht zu viele Vorgaben zu machen, die die Kosten möglicherweise in die Höhe treiben und damit der Idee der günstigen Mieten zuwiderlaufen könnten.

[Merkur, 18.07.2019]

06 Jul

Eine große Chance

In der Maitz: Hauptausschuss empfiehlt preisgünstiges Wohnen / Vergabe nach Kriterienkatalog

Holzkirchen – Günstiger Wohnraum ist  heiß begehrt, vor  allem in einer rasch wachsenden Gemeinde wie Holzkirchen. In der Maitz sollen zwei Mehrfamilienhäuser entstehen, in denen auch „untere und mittlere Einkommensgruppen“ preisgünstig wohnen können, erklärt die Marktgemeinde. Die Entscheidung fällt mittels Kriterienkatalog. Der Hauptausschuss diskutierte am vergangenen Dienstag, wie diese Kriterien aufgestellt werden sollen.

Die aktuelle Planung sieht auf zwei Grundstücken insgesamt zwei Baufenster für jeweils ein Einzelhaus mit je einer maximalen Grundfläche von 260 Quadratmetern und zwei Vollgeschossen vor. Die Idee: Um diesen wie gewünscht preisgünstigen Wohnraum kurzfristig zu schaffen, könnten die Baufenster an Baugenossenschaften und/oder sogenannte Baugemeinschaften vergeben werden. Solche Gemeinschaften sind ein Zusammenschluss privater Bauherren, die ihre Wohnungen gemeinsam planen und realisieren, um sie dann selbst zu nutzen. Preisgünstig wird der Wohnraum deshalb, weil so der ansonsten einkalkulierte Bauträgergewinn wegfällt. Marktbaumeister Florens Hintler könnte sich ein Modell in Erbpacht gut vorstellen. „Wenn wir Bedarf haben, haben wir die Möglichkeit, in Zukunft wieder auf die Fläche zuzugreifen“, erklärte er im Hauptausschuss. Auch seien solche Projekte mit Baugenossenschaften oder
-gemeinschaften mit einer hohen Innovationskraft verbunden, „weil sich die Leute rund um die Uhr mit dem Thema beschäftigen“, erklärte  Hintler. Individuelle Wohnideen statt Schema F also. Hintler schlug eine sogenannte Konzeptvergabe nach einem Festpreis vor. Hierfür werden die Grundstücke nach festgelegten Kriterien ausgeschrieben. Das sind Qualitätsstandards für die Bereiche Wohnungspolitik (wie gewünschte Zielgruppen und Nutzungen), Städtebau/Quartier (wie Qualität des Vorschlags und soziales Konzept) sowie die Bereiche Funktion/Architektur (Nutzungsvielfalt) und Energie/ Ökologie/Verkehr  (Mobilitätskonzept, energiesparendes und ökologisches Bauen). Wie diese Bereiche schlussendlich gewichtet werden, müsse noch geklärt werden . „Eine große Chance“ sei das für die Verwaltung, erklärte Hintler. Schließlich könne die Marktgemeinde so auch städtebauliche Ziele verfolgen. Denkbar wäre zum Beispiel auch der Einzug einer Großtagespflege.

Bürgermeister Olaf von Löwis schlug vor, innerhalb des Hauptausschusses einen Arbeitskreis zu bilden. An diesen könne die Verwaltung erste Kriterien herantragen, die gemeinsam ausgearbeitet werden. Das Ergebnis wird dem Gemeinderat vorgelegt. Die Kriterien im gesamten Ausschuss zu diskutieren sei dagegen weniger sinnvoll. Das Verfahren sehe vor, dass auch Mitarbeiter der Verwaltung an solchen Überlegungen beteiligt sein müssen. „Je größer der Kreis, desto schwieriger“, erklärte von Löwis. Dem widersprach CSU-Kollege Johannes Loth. Er schlug vor, jede Fraktion solle eigene Kriterien erarbeiten, die dann im Ausschuss besprochen werden . „Wir brauchen einen Vorfilter, sonst kommen wir in den Wald.“ Heraus komme „ein Ergebnis, hinter dem alle stehen können“. Grundsätzlich sei das ein guter Vorschlag, fand von Löwis, allerdings sei die nächste Sitzung des Hauptausschusses erst wieder für Oktober angesetzt, der Arbeitskreis hingegen könne bereits in der Zwischenzeit arbeiten. Dennoch spreche nichts dagegen, dass sich die Fraktionen schon einmal Gedanken machen, schließlich sollen diese auch hinter ihrem Vertreter stehen. Marktbaumeister Hintler warnte davor, „vier fertige Kataloge“ zu haben, aus denen dann ausgewählt werden müsse. „Ich finde es charmant, das gemeinsam zu entwickeln“, sagte er.

Josef Sappl sen.(CSU) fragte, warum die Wohnungen nicht über die Gemeindewerke als Mitarbeiterwohnungen angeboten werden und warum nicht gleich die Holzkirchner Baugenossenschaft ins Boot geholt werde. Von Löwis erklärte, dass die Wohnungen aus vergaberechtlichen Gründen ausgeschrieben werden müssen. Er erinnerte eindringlich an vergangene Diskussionen zum jüngsten Bauprojekt Im Sommerfeld, dessen Wohnungen zur Hälfte nach einem Kriterienkatalog, zur Hälfte an Mitarbeiter der Gemeinde vergeben wurden. Beim neuen Bauprojekt sollten deshalb alle Wohnungen öffentlich zur Verfügung stehen. Elisabeth Dasch (SPD) unterstrich dies. Christoph Schmid (CSU) warnte indes davor, zu viele Kriterien aufzunehmen, „sonst konterkarieren wir den Zweck, günstigen Wohnraum zu schaffen“. Er erklärte: „Durch viele Wünsche erhöht sich die Miete.“

Schlussendlich entschied sich der Hauptausschuss geschlossen für die Empfehlung an den Marktgemeinderat, die Wohneinheiten nach einem Kriterienkatalog an Baugenossenschaften und Baugemeinschaften zu vergeben. Die Verwaltung wurde beauftragt, Vorschläge auszuarbeiten, die dann besprochen und in den Gemeinderat gebracht werden.

[Gelbe Blatt, 06.07.2019]

05 Jul

Fast wie ein kleines Dorf

Die Autos sind unter die Erde verbannt, ein grünes Band schlängelt sich durchs Quartier. Ein großer Platz lädt zum Ratschen ein. 120 Wohnungen gruppieren sich um große „Höfe“. Wie ein kleines Dorf mutet der Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs an, den der Markt Holzkirchen für die freie Wiese an der Tölzer Straße (B 13) durchführte.

Holzkirchen – Zehn Planungsbüros hatte die Gemeinde eingeladen, sich Konzepte für das zu bebauende Areal zwischen der Tölzer Straße und der Baumgartenstraße zu überlegen. Die Köpfe rauchten, jetzt hat die Jury entschieden: Christine Peter (Büro SPP, München) legte die überzeugendste Studie für das künftige Viertel vor, dessen Fläche bisher als „Außenbereich im Innenbereich“ gilt, jetzt aber von der Gemeinde beplant wird. Unterstützt wurde die Planerin vom Münchner Landschaftsarchitekten-Büro TRR.

Ziel des Wettbewerbs war es, im fraglichen Gebiet zentrumsnah Wohnungen und infrastrukturelle Einrichtungen wie einen Kindergarten und Einzelhandel zu schaffen. Das Wohnungsangebot solle dem Bedarf aller Generationen gerecht werden und ein nachbarschaftliches Miteinander anregen.

„Die Entscheidung für den ersten Preis fiel einstimmig“, betonte Bürgermeister Olaf von Löwis am Mittwoch bei der Präsentation der Ergebnisse. Das Preisgericht mit Vertretern der Gemeinde, den Eigentümern der Fläche und ausgewählten Architekten hatte Ende Juni getagt. Das Preisgeld für den Sieger beträgt 12 000 Euro.

„Überzeugt hat uns die nahezu völlige Autofreiheit des Quartiers“, berichtete der Bürgermeister. Der Entwurf sieht vor, den motorisierten Verkehr über Tiefgaragen „nach unten“ zu verlagern. Oberirdisch ist nur Raum für Radfahrer und Fußgänger. So klar war die Entscheidung, dass das Preisgericht gar keinen zweiten Platz vergab, sondern zwei dritte Plätze, die mit jeweils 7500 Euro honoriert wurden.

Eine zentrale Rolle im Siegerentwurf spielt ein „Grünanger“-Streifen, der nach Südosten eine „Verzahnung mit der Voralpenlandschaft“ ermöglichen soll und in der Gegenrichtung ins Ortszentrum führt. „Der Grünanger soll an alte Dorfstrukturen erinnern“, erläuterte Peter ihre Idee. Die Bewohner des Viertels können hier „Aufenthaltsqualität“ genießen, sich treffen und entspannen.

Im westlichen Teil des Gebiets, jenseits des Grünangers, ist ein Nahversorger vorgesehen. Wohnortnahes Einkaufen soll die Attraktivität des Viertels erhöhen, so wünschen es sich die Planer. Zur Tölzer Straße hin sieht der Entwurf auch Büroflächen vor, die eine Baumreihe vor Verkehrslärm schützen soll. Im Süden ist eine Kita angedacht, mit bis zu acht Gruppen.

Auf große Anerkennung bei den Preisrichtern stieß die Struktur der Wohnflächen. Zur Baumgartenstraße hin sind die Gebäude so angeordnet, dass sie jeweils einen Hof einschließen. Innerhalb der Höfe sei Platz etwa für Kinderspielplätze, so Peter bei der Vorstellung. Rund um die drei Höfe würden 120 Wohneinheiten Platz finden. „Es wäre sogar Raum für Verdichtung“, betonte Peter.

Ob dies nötig ist und wie es überhaupt weitergeht, das entscheidet der Holzkirchner Gemeinderat. Noch vor der Sommerpause werde man die Aufstellung des Bebauungsplans in die Wege leiten, kündigte Löwis an. Daneben müssen noch Absprachen mit den Eigentümern der Flächen getroffen werden. Neben der Marktgemeinde selber teilt sich die Fläche auf weitere drei Besitzer. Diese seien in den Ideenwettbewerb einbezogen worden, betonte Löwis.

Wer sich für weitere Details des Siegerentwurfs interessiert oder wissen will, was sich die anderen neun Büros ausgedacht haben, kann sich die Entwürfe im Rathaus ansehen. Bis Ende Juli sind dort alle Modelle und Skizzen ausgestellt, die für den Wettbewerb eingereicht wurden.

Skizze: Büro SPP
Der Siegerentwurf wird geprägt von einer „Grünachse“. Vorne an der Tölzer Straße (im Bild links unten) verschränken sich zwei große L-förmige Baukörper, südlich davon schließen ein Supermarkt und eine Kita an. Westlich des Grünangers fallen die drei großen Wohnhöfe auf. Motorisierter Verkehr bleibt weitgehend ausgesperrt.

[Merkur, 05.07.2019]

04 Jul

Neue Wege zu bezahlbarem Wohnraum

Holzkirchen geht neue Wege: Zwei Grundstücke in der Maitz will die Marktgemeinde an das beste Konzept für bezahlbaren Wohnraum vergeben. Dabei sollen ausschließlich inhaltliche Kriterien zählen.

Holzkirchen – Nach solchen Filetstücken würde sich mancher Investor die Finger lecken: Der Marktgemeinde Holzkirchen gehören im Neubaugebiet in der Maitz zwei unbebaute Grundstücke. 988 und 1288 Quadratmeter sind sie groß, zwei Mehrfamilienhäuser mit einer Grundfläche von je 260 Quadratmetern lässt der Bebauungsplan zu. Würde die Marktgemeinde die Flächen meistbietend verkaufen, könnte sie viel Geld verdienen. Wie Marktbaumeister Florens Hintler im Hauptausschuss sagte, will Holzkirchen in der Maitz aber neue Wege gehen und bezahlbaren Wohnraum schaffen. Das heißt: Die Gemeinde wird eine Konzeptvergabe durchführen. Dabei bekommt nicht der Bewerber mit dem meisten Geld den Zuschlag, sondern eben der mit dem besten Konzept. Welches das beste Konzept ist, ermittelt die Gemeinde anhand eines Kriterienkatalogs. Dazu zählen zum Beispiel die anvisierte Miethöhe, Mietpreisbindung und Nutzungsvielfalt, aber auch Ökologie, Qualität und Integration in die Umgebung.

Außerdem können Konzepte auf Zielgruppen wie Studenten oder Senioren ausgerichtet werden. So wäre es zum Beispiel möglich, dass ein Bewerber ein Konzept mit 20 mittelgroßen Wohnungen, niedrigen Mieten und einer Kindertagesstätte im Erdgeschoss vorlegt, ein anderer eines mit 25 kleineren Wohnungen für Studenten und einen Gemeinschaftsraum. Die Gemeinde entscheidet, welches gebaut wird. Damit es dabei fair zugeht, wird das Rathaus im Vorfeld festlegen, wie die Kriterien gewichtet werden. Hintler sieht in dieser Art der Vergabe „eine große Chance für Holzkirchen“, weil sie der Marktgemeinde viele Steuerungsmöglichkeiten lasse.

Konzepte einreichen dürfen Genossenschaften und Baugemeinschaften, also Zusammenschlüsse privater Bauherren, die ein Vorhaben gemeinsam planen und umsetzen. Das fördere die soziale Durchmischung und die Identifikation der Bewohner mit der Anlage, sagte Hintler. Außerdem entständen so besonders innovative Ideen. Damit die Marktgemeinde ausschließlich nach inhaltlichen Kriterien entscheiden kann, legt sie den Preis der Grundstücke im Vorfeld fest. Diese will sie auf 99 Jahre in Erbpacht vergeben. Die Gemeinde verkauft die Flächen also nicht, sie überlässt sie dem Sieger-Konzept gegen einen Erbbauzins zur Nutzung. Der „Gewinner“ spart sich dadurch den teuren Ankauf und kann die Ersparnis in Form niedriger Mieten an die Bewohner weitergeben – denn nur so lassen sich die vordefinierten Kriterien erfüllen. Nachdem Holzkirchen durch den Verkauf von Grundstücken zuletzt den Finanzbedarf von Großinvestitionen wie der Geothermieanlage gedeckt habe, könne es sich die Marktgemeinde nun leisten, diesen Weg zu gehen, sagte Bürgermeister Olaf von Löwis (CSU).

Die Idee stieß im Hauptausschuss auf breite Zustimmung. Ulrike Küster (Grüne) sagte, sie habe die Vorlage „mit wachsender Begeisterung gelesen“. Elisabeth Dasch (SPD) gefiel das genossenschaftliche Konzept, weil die Marktgemeinde mit ihren eigenen Bauprojekten gut ausgelastet sei. Christoph Schmid (CSU) unterstützte die Idee, mahnte aber, die Qualität der Bewerber in die Kriterien aufzunehmen. Birgit Eibl (FWG) plädierte für eine schlanke Ausschreibung, weil zu viele Wünsche die Baukosten treiben – und die Kosten der Mieter trage.

Einig waren sich die Ausschuss-Mitglieder auch darin: Der Erfolg des Projekts hängt an den Kriterien, die die Gemeinde definiert. Welche das sein werden, ist noch unklar. Bis zur Sommerpause wollen die Fraktionen Ideen entwickeln. Dann soll ein Arbeitskreis die Kriterien festzurren, damit der Gemeinderat über die Ausschreibung entscheiden kann. Diesen Plan beschloss der Hauptausschuss einstimmig.

[Merkur, 04.07.2019]