Wohnquartier mit ungewöhnlichen Extras
Die Zukunft von rund 8300 Quadratmeter Wiese zwischen Valleyer Weg und Angerstraße ist besiegelt. Die Firma Quest Baukultur aus Kolbermoor, die im Landkreis bereits das Klosteranger-Projekt in Weyarn realisierte, kann auf dem Areal sechs große Baukörper mit 77 Wohneinheiten unterbringen. Eine vergleichsweise dichte Nutzung, die der Gemeinderat jetzt über einen Bebauungsplan ermöglichte. Gegen das Projekt „Winklbauer Höfe“ stimmten nur Josef Sappl jun. und sen. (CSU).
Die Planung hatte schon 2021 begonnen (wir berichteten), nach dem jetzt erfolgten Satzungsbeschluss kann der Investor den Bauantrag stellen und die Bauphase einläuten. Wie Projektleiter Michael Sandbichler auf Anfrage erklärte, will Quest aber erst im Frühjahr oder Sommer 2024 richtig loslegen. Steigende Kreditzinsen und aktuell hohe Material- und Handwerkerkosten bremsen derzeit einige Großprojekte. Laut Sandbichler investiert Quest einen „zweistelligen Millionenbetrag“ in das Holzkirchner Projekt.
Die Wohnungen sind 40 bis 150 Quadratmeter groß. „Die meisten haben nicht mehr als 80 Quadratmeter“, sagt Sandbichler. 14 der 77 Einheiten werden als Senioren-Appartements vermarktet, die gebündelt in Haus 1 (im Westen) über der Tagespflege-Station für Senioren untergebracht sind. Ursprünglich war dort eine ambulant betreute Wohngemeinschaft vorgesehen, Quest fand aber keinen Betreiber. Für die Tagespflege (24 Plätze) mussten vier zusätzliche Stellplätze nachgewiesen werden (zwei oberirdisch), was den der Station zugeordneten Garten deutlich verkleinert. Die markante Birke am Grundstückseck muss nun doch gefällt werden, weil sonst Platz fehlt für die Straßenentwässerung. „Wir werden auf dem Areal 40 neue Bäume pflanzen“, verspricht Sandbichler.
„Wir bauen ein Quartier für Holzkirchner“, betont der Quest-Projektleiter. Nach Baustart können Gemeindebürger einen vierwöchigen Vorkaufs-Zeitraum nutzen. „Es gibt schon Nachfragen“, sagt Sandbichler, der aber noch keine Preise nannte. Die Häuser entstehen überwiegend in Holzbauweise. Strom liefert Photovoltaik auf dem Dach (mit Batterie), geheizt wird mit Hackschnitzeln. Architektonisch aus der Reihe tanzt das südwestliche Haus 2 mit seiner Putzfassade, laut Sandbichler eine gestalterische Brücke zur umliegenden Bebauung. In den zwei Obergeschossen erwirbt die Marktgemeinde neun Wohneinheiten, denen fünf Tiefgaragenplätze zugeordnet sind. Darunter im Parterre werden ein Inklusionscafé eingerichtet sowie Arbeitsplätze (Co-Working) für Bewohner. Nutzbar für alle sind außerdem ein Yoga- und Multifunktionsraum sowie zwei Gästezimmer im Untergeschoss von Haus 1 (Tagespflege). „Bewohner müssen damit kein Hotel buchen, wenn mal Besuch über Nacht bleibt“, sagt Sandbichler; zu bezahlen sind dann nur die Reinigungskosten.
Innovatives Mobilitätskonzept: Einige Wohnungskäufer verzichten auf eigenes Auto
Projektleiter Michael Sandbichler spricht vom „innovativsten Mobilitätskonzept in ganz Oberbayern“: Etwa die Hälfte der künftigen Bewohner der Winklbauer Höfe verpflichtet sich notariell, auf ein eigenes Auto zu verzichten. Gemeinde und Vorhabenträger Quest einigten sich jetzt darauf, Verstöße mit Vertragsstrafenin Höhe von 10 000 Euro je Monat zu ahnden. Im Gegenzug muss Quest nur 45 Prozent der sonst erforderlichen Stellplätze nachweisen, davon finden sich 49 in der Tiefgarage. Statt eigener Pkw können alle Bewohner auf sechs E-Autos im Car-Sharing zurückgreifen, die Quest bauseits ebenso zur Verfügung stellt wie neun E-Bikes, sechs Fahrradanhänger und zwölf Lastenfahrräder. Für welche der 77 Wohnungen die „Autoverzichtserklärung“ zu unterschreiben ist, steht noch nicht fest. Sandbichler stellt aber klar: „Es wird Wohnungen geben, deren Eigentümer oder Mieter kein Auto haben dürfen.“
[Merkur, 15.02.2023]