08 Jan

Bevölkerungszahl wird um 5% wachsen

Die Bevölkerungszahl im Landkreis Miesbach soll bis Ende 2040 um 5000 Einwohner respektive um fünf Prozent wachsen – das hat das Bayerische Landesamt für Statistik errechnet. Für die Gemeinden im Landkreis gibt es folgende Berechnungen, sortiert in alphabetischer Reihenfolge: Für Bad Wiessee berechnet das Landesamt eine gleichbleibende Bevölkerungszahl von rund 5100 Einwohnern zwischen dem Jahr 2021 und dem Jahr 2039. Für Bayrischzell gibt es eine Vorausberechnung bis 2033 – mit einem leichten Bevölkerungsrückgang von 1610 auf 1600 Einwohner. In Fischbachau soll sich die Einwohnerzahl bis 2039 von 5700 auf 5600 verringern. Gmund vergrößert sich von 6100 Einwohnern auf 6200 im Jahr 2039. Hausham soll sich im gleichen Zeitraum auf 8900 Einwohner vergrößern – ausgehend von 8500. Holzkirchen wächst parallel von 16800 auf 17600 Einwohner. Irschenberg wächst bis zum Jahr 2033 von 3230 auf 3450 Einwohner. Kreuth vergrößert sich auf 3830 Einwohner im Jahr 2033 – 220 mehr als bisher. 900 Einwohner mehr sollen es in der Kreisstadt Miesbach werden – im Jahr 2039 rund 12500 statt bisher 11600. Otterfing wächst bis 2033 um 20 Einwohner, ausgehend von 4830. Rottach-Egern bleibt laut Prognose bis 2039 bei konstant 5800 Einwohnern. Schliersee soll von 7000 auf 7400 Einwohner bis 2039 wachsen. Tegernsee erwartet 3720 Einwohner im Jahr 2033 – 60 mehr als bisher. Valley soll im gleichen Zeitraum auf 3620 Einwohner wachsen (bisher 3370). In Waakirchen sollen 2039 6200 Menschen wohnen (bisher 5900). Warngau erwartet 4040 Einwohner (bisher 3880). Die Gemeinde Weyarn beheimatet statistisch im Jahr 2033 4380 Personen, bisher waren es 3970.

[Merkur, 08.01.2022]

08 Jan

Günstiger Wohnraum

Maitz: Konzept einer Holzkirchner Gruppe überzeugt Marktgemeinderat

Holzkirchen – Mitte 2019 hat der Holzkirchner Marktgemeinderat beschlossen, zwei zusammen knapp 2300 Quadratmeter große Baugrundstücke in der Maitz an eine Genossenschaft oder Baugemeinschaft für 80 Jahre in Erbpacht zu vergeben. Der geschätzte Verkehrswert der Grundstücke liegt bei etwa 3,51 Millionen Euro. Mit diesem erstmals durch geführten Konzeptverfahren soll günstiger Wohnraum für Einheimische geschaffen werden. lm Gemeinderat wurde kürzlich bekannt gegeben, dass sich das Vergabegremium nach Abschluss der Bewerbungsphase entschieden hat, dem Konzept der Gruppe „geMaitzam wohnen“ den Zuschlag für die 18-monatige Reservierungsphase zu geben.

Unterstützung holte sich die Marktgemeinde bei der Konzeptvergabe beim Beraterbüro stattbau münchen in Person von Natalie Schaller. Sie hat bereits den gesamten Prozess begleitet und bei der Sitzung per Video-Schaltung über die Vergabeentscheidung vorgetragen. Wie sie sagte seien letztlich nur zwei Bewerbungen eingegangen. Weil Interesse an einem größeren Grundstück bestehe, wollte einer der Bewerber explizit nicht berücksichtigt werden, aber mit der Einreichung ausdrücklich die
Wertschätzung für das Verfahren zeigen.

Die zweite Bewerbung wurde von der Gruppe ,,geMaitzam wohnen“ eingereicht. Die Gruppe besteht aus 15 engagierten Einheimischen. Sie planen ein Mehrgenerationenprojekt, bei dem der konzeptionelle Schwerpunkt auf gemeinschaftlichem, flexiblem und ressourcenschonendem Wohnen liegt. Dem liegt die Idee von „atmenden Wohnungen“ zu Grunde. Dadurch soll die Wohnfläche den jeweiligen Lebenssituationen angepasst und sparsamer Wohnflächenverbrauch ermöglicht werden. Die durchschnittliche Wohnfläche von 35 Quadratmeter pro Person wird in der Genossenschaftssatzung festgelegt. Der Mietpreis wird bei 12 Euro je Quadratmeter liegen. Die Gruppe strebt ein sozialökologisches Wohnprojekt an und versteht sich als Motor einer lebendigen Nachbarschaft.

Bürgermeister Christoph Schmid meinte dazu: „Es hat mich beeindruckt, was diese jungen Leute geleistet und vorgelegt haben.“ Lobende Worte kamen auch von Elisabeth Dasch (SPD): „Wenn wir von der Bewerbung nicht so überzeugt gewesen wären, hätten wir sie auch nicht empfohlen. Viel Erfolg dabei.“ Weil die Konzeptvergabe Neuland war, war es nach Ansicht von Robert Wiechmann (Grüne) richtig und gut, sich professionelle Unterstützung zu holen. Außerdem hob er den Konsens bei dem bisherigen Verfahren über alle Fraktionen hinweg hervor und meinte: „Heute ist ein guter Tag für Holzkirchen.“ Hubert Müller (FWG) erhofft sich jetzt ein schnelles Voranschreiten des_Projekts und forderte Augenmaß bei den Auflagen „Mir gefällt das gut. Wenn wir die Messlatte nicht immer auf die höchste Marke legen, bringt die Gruppe das bei ihrem Engagement auch sicher hin.“

Einstimmig beschloss der Marktgemeinderat dann, der Gruppe „geMaitzam wohnen“ eine kostenlose Reservierungsphase für den Zeitraum von 18 Monaten einzuräumen. In dieser Zeit wird überprüft, ob die vergaberelevanten Kriterien zu Ökologie, Nachhaltigkeit und eines Verkehrskonzeptes umgesetzt werden.

Die Reservierungsphase endet mit der Baueingabe und dem Abschluss des Erbbaurechtsvertrages. Sollte im Verlauf der Reservierungsphase das Konzept der Bewerbergruppe nicht zufriedenstellend weiterentwickelt werden, kann die Marktgemeinde diese aus sachlichem Grund aufheben.

[Das Gelbe Blatt, 08.01.2022]

04 Jan

Neue Wohnungen, die bezahlbar sind

Holzkirchen – Die Projekte stauen sich. Holzkirchens Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) wollte bei Amtsantritt 2020 kräftig durchstarten: Mittelschule, Bauhof-Verlagerung, kommunaler Wohnungsbau. Dann kam Corona – und Schmid war nicht bereit, deswegen auf die Bremse zu steigen. „Wir haben bei unseren Vorhaben weiter angeschoben“, sagt Schmid.

Organisatorisch habe die Pandemie der Verwaltung und insbesondere den Schulen und Kitas zwar Einiges abverlangt („da liegen manchmal die Nerven blank“). Finanziell hinterließ das Virus aber kaum Schleifspuren in der Gemeindekasse. „Wir bekommen auch keine Corona-Staatshilfen“, sagt Schmid.

Der neue Bahnhof

Gemeindliches Geld spielt bei einem bahnbrechenden Projekt für die Zukunft Holzkirchens gar keine so große Rolle: Weite Teile des Bahnhofsareals, das sich in den nächsten Jahren zu einer modernen Mobilitäts-Drehscheibe verpuppen soll, ist im Besitz der Deutschen Bahn (DB). Gemeinsam mit der DB formulierte die Gemeinde, die auch über einige Grundstücke verfügt und über die Planungshoheit an wichtigen Hebeln sitzt, den Auslobungstext für einen Realisierungs-Wettbewerb vor. „Heuer küren wir den Sieger“, sagt Schmid. Er erwartet nicht weniger als einen „wegweisenden Meilenstein für Holzkirchen“. Verkehrlich wichtig für die Gemeinde: ein großes Parkhaus auf der Ladehof-Seite, das 80 Prozent des Parkbedarf decken soll, und eine zweite Gleisunterführung für Fußgänger.

Ländl-Tunnel

Auf diesen Durchbruch haben die Ländl-Bewohner lange gewartet: Heuer soll endlich der Tunnel von der Buchenstraße ins Gewerbegebiet in die Bahntrasse eingeschoben werden. Diese Unterführung macht den Ort durchlässiger und schafft eine Verbindung zwischen den Wohngebieten westlich des Bahndamms und den Arbeitsplätzen und Supermärkten im Gewerbegebiet-Ost.

Mittelschule zieht um

Die Holzkirchner Mittelschule zieht heuer um. In den Sommerferien wird das alte Gebäude an der Baumgartenstraße geräumt. Für mindestens drei Jahre kommen Schüler und Lehrer in einem Interimsbau unter, der etwa 200 Meter südlich auf eine Wiese westlich der Baumgartenstraße gestellt wird. „Im Herbst wird der Altbau abgerissen“, sagt Schmid. Die Kosten für das Gesamtprojekt sind enorm. Allein die Interimsschule kommt auf 6,8 Millionen Euro. Die Gesamtkosten werden auf rund 30 Millionen Euro geschätzt.

Wohnungsbau

Während private Investoren fleißig dabei sind, in Holzkirchen neue Wohnungen zu schaffen, tut sich die Gemeinde schwer, mit zusätzlichen „bezahlbaren“ Wohnungen den Markt zu entlasten. Im Fokus stehen nach wie vor die fünf gemeindeeigenen Wohnblöcke (63 Wohnungen) an der Baumgartenstraße, die aus den 1950er-Jahren stammen. Eine Sanierung lohnt kaum. Würden die Altgebäude weichen, böte das 8000 Quadratmeter große Grundstück einige Möglichkeiten, moderne und bezahlbare Wohnkonzepte zu verwirklichen. „Es läuft eine Machbarkeitsstudie“, sagt Schmid, der beim Thema 2022 vorwärts kommen will.

Südspange

Kommt die Südspange, oder kommt sie nicht? Die Diskussion um eine Südumfahrung von Holzkirchen – und möglicherweise auch um Umfahrungen für Großhartpenning und Kurzenberg – nimmt wieder Schwung auf. Vereinbart ist im Gemeinderat, ein Ratsbegehren zu formulieren und die Bürger entscheiden zu lassen, wie die Gemeinde zu den Umfahrungsplänen steht. Das setzt voraus, dass es konkrete Trassenvorschläge gibt, die zur Abstimmung stehen. Derzeit spricht viel dafür, dass nur eine ortsnahe Trasse in Frage kommt. Schmid geht davon aus, dass der Bürgerentscheid heuer über die Bühne geht. „Dann hätten wir endlich Klarheit.“ Allerdings: Bauherr bleibt der Bund. Die Südspange ist zwar im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans gelistet, doch die Ampel-Koalition in Berlin hat angekündigt, alle Straßenbau-Projekte neu zu prüfen.

Ortsbus

Der Holzkirchner Ortsbus wird ab September neu aufgestellt. Das Kernstück bildet eine Ringlinie, die den Bahnhof mit den Gewerbegebieten verbindet. Die dörflichen Ortsteile soll künftig ein On-Demand-System („Rufbus“) abdecken.

Kita wird erweitert

Rund 9,5 Millionen Euro steckt die Gemeinde in die Erweiterung der Kita an der Erich-Kästner-Straße, die von der Kinderland GmbH betrieben wird. Sieben zusätzliche Gruppen werden im Anbau Platz finden. Die Ausschreibung läuft. „Das packen wir heuer an“, sagt Schmid.

Der Jahreswechsel

ist Gelegenheit, nach vorne zu blicken. Was wird 2022 trotz der Pandemie möglich, was muss gestrichen werden? Wir haben uns in den Rathäusern umgehört.

[Merkur, 04.01.2022]

31 Dez

Ja zu Hoki-Living

Marktgemeinderat stimmt mehrheitlich für Bauprojekt / Innovationszentrum geht in die Beteiligung

Holzkirchen – Noch ist der Solar-Tracker am Rudolf-Diesel-Ring in Holzkirchen ein markantes Wahrzeichen. Das könnte sich bald ändern: Die Pullacher Firma Eckpfeiler Immobilien GmbH möchte auf dem rund 4500 Quadratmeter großen Areal ein modernes Innovationszentrum bauen. Das „Hoki-Living“ getaufte Projekt soll über flexible Büroflächen, Co-Working-5paces, Konferenzräume, eine Kindertagesstätte sowie ein öffentliches Café verfügen. Außerdem ist geplant, circa 100 Mikro-Appartements zu bauen. Mit deutlicher Mehrheit billigte der Marktgemeinderat kürzlich die Planungen und veranlasste die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung.

Der bis zu fünfgeschossige Baukörper, der größtenteils in Holz-hybrid-Bauweise in Systembau errichtet werden soll, hat bereits eine Vorgeschichte: So wurde dem Marktgemeinderat schon im Oktober das Mobilitätskonzept vorgestellt. Dies würde dem Bauherrn eine Reduktion von 30 Prozent der Stellplätze zugestehen. Wobei die bei dem Konzept vorgesehene Verwendung von Duplexstellplätzen in der Tiefgarage nicht bei allen Gemeinderäten Begeisterung hervorrief. Weil das nach wie vor ein Thema ist, wurde ein Ortstermin bei einer vergleichbaren Anlage vorgeschlagen. Nicht zuletzt Bürgermeister Christoph Schmid meinte dazu: „Davon möchte ich mich vorher schon noch gerne selbst überzeugen.“

Zu Rückfragen aus der Bevölkerung, was denn die Planungsziele der Marktgemeinde seien, nahm Isabella Britze vom Bauamt Stellung. Demnach entspricht die mögliche Bebauung den Zielen des Ortsentwicklungskonzeptes. Unter anderem nannte sie eine deutliche Verkehrsentlastung. Ein weiterer Gewinn wäre das vielfältige Angebot an Wohnformen, die aus Mikro-Apartments mit etwa 30 Quadratmeter Wohnfläche sowie Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen bestehen. Davon könnte der Markt Holzkirchen voraussichtlich sechs Apartments und zwei Wohnungen zum Herstellungspreis erwerben und vergünstigt an Einheimische vermieten. Zudem würde die vorgesehene zweizügige KiTa, die mindestens den entstehenden Bedarf decken soll, Eigentum der Gemeinde werden.

Bezüglich der Kubatur des Gebäudes wurde laut Britze bereits mit Kreisbaumeister Christian
Boiger gesprochen, dieser stehe dem Vorhaben „sehr positiv“ gegenüber. „Die Bauweise entspricht dem Landesentwicklungsprogramm Bayern für eine flächensparende Siedlungs- und Innenentwicklung und unserem Regionalplan, der die verstärkte Wohnsiedlungstätigkeit in geeigneten zentralen Orten mit Nähe zu bestehenden Infrastrukturen vorsieht“, schloss Britze ihren Vortrag. Wasser in den Wein goss dann aber SPD-Fraktionssprecher Simon Ammer: „Es bleibt dabei, für uns ist dies die falsche Stelle für das Projekt. Wir sollten unsere Gewerbefläche dafür nicht aufgeben, wir werden sie noch brauchen.“ Das Gros des Marktgemeinderates war aber wie Robert Wiechmann (Grüne, „Ein tolles Projekt.“) und Sebastian Franz (CSU, „Gewinnbringend für den ganzen Ort.“) anderer Meinung, und gab mit fünf Gegenstimmen grünes Licht für die Auslegung der Planung zur Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung.

Im Idealfall plant die Eckpfeiler GmbH die Fertigstellung 2023. Anerkennend und mit einem Au-
genzwinkern meinte Hubert Müller (FWG) zu den Planungen: „Das Tempo ist brutal. Ich glaube, wir sollten uns beeilen, den Solar-Tracker zu sichern.“

[Das Gelbe Blatt, 31.12.2021]

30 Dez

„Besserer Schutz vor wucherischen Mietpreisen“

Landkreis – Sechs Gemeinden aus dem Landkreis Miesbach haben sich für eine Aufnahme in die Mieterschutzverordnung bemüht. „Alle Gemeinden wurden berücksichtigt“, heißt es nun aus dem Büro der Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU).

Ab Neujahr gilt die Mietpreisbremse somit für 13 der 17 Städte und Gemeinden im Landkreis Miesbach. Neu hinzugekommen sind Weyarn, Tegernsee, Kreuth, Bad Wiessee, Gmund und Schliersee. Für die bereits vorher aufgenommenen Städte und Gemeinden Fischbachau, Hausham, Holzkirchen, Irschenberg, Miesbach, Otterfing und Rottach-Egern wurde sie verlängert.

Kein angespannter Wohnungsmarkt gilt nach dem Gutachten des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) indes für Bayrischzell, Waakirchen, Warngau und Valley – in diesen Gemeinden gilt die neue Mietpreisbremse nicht.

Das Gutachten hatte das bayerische Justizministerium in Auftrag gegeben. Die sechs neu aufgenommenen Kommunen hatten sich – anders als die vier verbleibenden – für die Aufnahme in die Mieterschutzverordnung mit Stellungnahmen bemüht.

Laut der Mitteilung aus dem Büro der Landtagspräsidentin hatte sich Aigner im Vorfeld beim bayerischen Justizminister Georg Eisenreich (CSU) „für die Berücksichtigung der Bewerber stark gemacht“. Der Siedlungsdruck aus München in den Landkreis nehme weiter zu. „Diese hohe Nachfrage und die damit einhergehende Verknappung von Wohnraum treibt auch die Mietpreise immer weiter in die Höhe“, sagt die Landtagspräsidentin. „Mieten müssen erschwinglich bleiben, damit sich auch Einheimische das Wohnen leisten zu können – gerade, weil das Preisniveau in unserer Region ohnehin sehr hoch ist.“

Eisenreich erklärt in einer Mitteilung des Justizministeriums: „Menschen mit normalen Einkommen, Senioren und Familien müssen sich das Leben in den Ballungsräumen weiter leisten können.“ Die Mietpreisbremse sei ein dafür wichtiges Mittel. Sie gelte künftig in 203 Städten und Gemeinden Bayerns – ein Anteil von rund zehn Prozent der 2056 bayerischen Gemeinden, wie Eisenreich erklärte. Einsehbar ist die Liste der Gemeinden unter www.justiz.bayern.de/minis terium/gesetzgebung.

Mit dem neuen Gutachten der IWU seien 68 Kommunen neu aufgenommen worden, in 27 Gemeinden habe sich der Wohnungsmarkt verbessert. Die Gemeinden, kommunale Spitzenverbände und Interessensverbände seien zuvor zu einer Aufnahme in die Mieterschutzverordnung angehört worden. Die Gemeinden hätten dabei Gelegenheit gehabt, sich zu äußern, um aufgenommen oder aus der Verordnung herausgenommen zu werden.

Neben der ab 1. Januar geltenden Mieterschutzverordnung fordert Eisenreich die neue Bundesregierung dazu auf, einen bereits vorgelegten Gesetzentwurf umzusetzen. Der soll etwa Bußgelder von bis zu 100 000 Euro bei Wuchermieten ermöglichen. „Ein besserer Schutz vor wucherischen Mietpreisen ist dringend notwendig“, sagt Eisenreich. Zwar handle „die große Mehrheit der Vermieter“ verantwortungsvoll. „Aber schwarze Schafe unter den Vermietern verdienen keinen Schutz.“

Das gilt für Mieten

Mietpreisbremse: Wenn Bestandswohnungen neu vermietet werden, darf die Miete maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen.

Abgesenkte Kappungsgrenze: Bei bestehenden Mietverhältnissen darf die Miete binnen drei Jahren nicht um mehr als 15 Prozent (statt 20 Prozent) und nicht über die ortsübliche Vergleichsmiete hinaus erhöht werden. Kündigungssperrfrist: Bei der Umwandlung in Wohnungseigentum kann der Käufer von vermietetem Wohnraum dem Mieter erst zehn Jahre (statt drei Jahre) nach Verkauf wegen Eigenbedarfs kündigen. 

[Merkur, 30.12.2021]

13 Dez

Günstiger wohnen auf 35 Quadratmetern?

Holzkirchen will an der Maitz bezahlbaren Wohnraum schaffen. Dazu vergibt der Markt gemeindlichen Baugrund an Bewerber mit dem besten Konzept. Nach der Auslegung beschlossen die Räte nun, einer Bewerbergruppe eine exklusive Reservierungsphase einzuräumen.

Holzkirchen – Gerade im Münchner Speckgürtel wird bezahlbarer Wohnraum immer rarer. In Holzkirchen wird daher seit über zwei Jahren über die Nutzung der gemeindlichen Grundstücke in der Maitz diskutiert. In der Gemeinderatssitzung beschlossen die Räte nun, einer ortsansässigen Bewerbergruppe eine Reservierungsphase für die Weiterentwicklung ihres Konzepts einzuräumen.

Zum Hintergrund: Die Marktgemeinde vergibt 2300 Quadratmeter gemeindlichen Baugrund am westlichen Ortsrand. Im Juni ist die Entscheidung gefallen, dass Holzkirchen den Grund für 80 Jahre in Erbpacht an Gruppen mit einem Konzept für gemeinschaftliches Wohnen vergibt. Die Abwicklung solle über eine Genossenschaft laufen. Die Bewerber müssen dazu mindestens drei Jahre in Holzkirchen wohnen, arbeiten oder ein Ehrenamt ausüben (wir berichteten).

Nach Ende des Bewerbungsverfahrens im Oktober stand nun die Vorstellung der eingegangenen Konzepte auf der Agenda. Natalie Schaller vom Beraterbüro stattbau münchen erklärte dazu, dass lediglich eine einzige „ernst zu nehmende Bewerbung“ eingegangen sei. Es habe zwar noch eine weitere Reaktion gegeben, diese sei aber lediglich als Interessensbekundung einzustufen.

Schaller stellte ihre Einschätzungen zu der Bewerbung der noch in der Gründungsphase befindlichen Genossenschaft „geMaitzam wohnen“ vor. Es handelt sich um eine generationenübergreifende Gruppe von 15 vornehmlich aus Holzkirchen stammenden Personen mit verschiedenen Berufen. „Sie planen ein Mehrgenerationenprojekt. Hauptaugenmerk liegt auf gemeinschaftlichem und ressourcenschonendem Wohnen“, berichtete Schaller per Videoschalte. Ressourcenschonend sei der Vorschlag, da die Wohnfläche an die jeweilige Lebenssituation angepasst werde. Im Durchschnitt stünden jedem Mieter nur 35 Quadratmeter zu. Dies solle in der Genossenschaftssatzung entsprechend festgelegt werden. „Es ist also flächensparend“, unterstrich Schaller. Auch meinte sie, dass die Bewerbung zeige, dass sich die Gruppe mit der Wirtschaftlichkeit auseinandergesetzt habe. Der Mietpreis sei dabei auf zwölf Euro pro Quadratmeter Wohnfläche angesetzt. „Da kann man immer noch nicht von günstigem Wohnen reden, aber so ist es eben in der Gegend“, meinte Robert Wiechmann (Grüne).

Die Gruppe liebäugle mit einem Holzbau. Unter anderen bei diesem Punkt bedarf es laut Schaller bis zur Vergabeentscheidung weiterer Konkretisierungen. „Die Aussagen zur Ökologie und Nachhaltigkeit müssen noch detaillierter ausgearbeitet werden“, betonte sie. Ebenso fehle es an verbindlichen Vorstellungen zu einem Mobilitätskonzept. „Zwar äußert die Gruppe Sharing-Gedanken, aber es sind einige Fragen mit Blick auf die Stellplätze offen“, berichtete Schaller. Bisher stünden die Mitglieder des Vergabegremiums dem Konzept recht aufgeschlossen gegenüber. „Wäre es für das jetzige Stadium nicht überzeugend, würden wir als Vergabegruppe das Projekt auch nicht empfehlen“, meinte etwa Elisabeth Dasch (SPD).

Die Reservierungsphase ist auf maximal 18 Monate ausgelegt. In dieser Zeit ist das Grundstück kostenfrei für die Gruppe reserviert, damit sie in Kooperation mit der Gemeinde den Plan genauer ausarbeiten kann. Die Gemeinde kann im Laufe der Zeit überprüfen, ob die vergaberelevanten Kriterien bei der Projektentwicklung eingehalten werden. Sollte im Laufe dieser Zeit der Entwurf von „geMaitzsam“ für den Markt nicht überzeugend ausgebaut werden, kann Holzkirchen die Reservierung aufheben. Ohne Gegenstimme beschlossen die Räte, das Bewerbungskonzept von „geMaitzsam wohnen“ im Rahmen der Reservierungsphase weiterzuentwickeln. Sebastian Franz (CSU) sagte: „Eine private Initiative von hier, für hier ist super.“

Auf Anfrage unserer Zeitung teilte „geMaitzsam wohnen“ mit, sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht genauer vorstellen zu wollen.

[Merkur, 13.12.2021]

07 Dez

Wohnen in der Wabe

In Riem baut Architekt Peter Haimerl das für München sehr unkonventionelle Haus „Mama“

Auf dem letzten freien Grundstück der Messestadt Riem entsteht gerade ein äußerst unkonventioneller Neubau: Das Haus sieht aus wie eine überdimensionale Bienenwabe. Es ist eine Vision des Münchner Architekten Peter Haimerl, der so auch gegen den üblichen Klötzchen-Städtebau ankämpft.

„Es ist eine Misere, dass wir nur noch in Schachteln denken“, sagt der Architekt. Auch in der Messestadt Riem sei entstanden, was man überall in Deutschlands Neubaugebieten zu sehen bekomme: große Quader mit Standardfassaden. „Ein trauriger, urbaner Loop aus Einfallslosigkeit und Langeweile.“ Peter Haimerl, der an der Linzer Universität lehrt und Aufsehen erregte, als er im Bayerwald-Dorf Blaibach ein radikal modernes Konzerthaus errichtete, beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Städte- und Wohnungsbau. Er sagt: „Wir müssen von Haus aus in größeren Zusammenhängen denken.“

Die Idee für ein Modell jenseits der Tristesse liegt schon lange in seiner Schublade. Inzwischen gebe es einen begrüßenswerten Trend zum Zusammenleben. Und was drücke Gemeinschaft besser aus als ein Bienenstock? Zusammen mit der experimentierfreudigen Wohnungsbaugenossenschaft Wogeno zieht der vielfach ausgezeichnete Architekt nun an der Den-Haag-Straße das Wabenhaus „Mama“ hoch.

Der Name suggeriert Geborgenheit. „Es soll aufnehmend sein, und es sollen noch viele Kinder folgen“, bestätigt Haimerl. Das Gebäude setzt sich aus sechseckigen, horizontal aufeinander gestapelten Röhren zusammen, die zu einer großen Wabe montiert werden. Das in der Natur weit verbreitete Prinzip der Hexagonalstruktur erlaubt intelligente räumliche Verschachtelungen und unzählige Kombinationsmöglichkeiten von einzelnen Raumeinheiten. Wände verschwinden und werden zu Verbindungstreppen oder Raumtaschen. Die einzelnen Waben sind sechs Meter breit und zwölf Meter tief plus 1,50 breite Balkone auf beiden Seiten. Nicht alle Waben gehen durchs Haus hindurch. Schon der Rohbau, den man live per Webcam verfolgen kann, wirkt spektakulär. Haimerl: „Wir wollen in der Messestadt einen Identifikationsanker setzen.“

Das Wohnen in der Wabe erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Offenheit für die besondere Wohnform. Das fängt schon bei der Ausstattung an. Ein Standardschrank aus dem Möbelhaus würde vor den schiefen Wänden wie ein Fremdkörper wirken und auch massiv Platz verschenken. Peter Haimerl tüftelt daher an eigenen Möbeln für die künftigen Bewohner. Es gibt bereits Prototypen, die den Raum optimal ausnutzen. Jeder, der hier einziehe, werde individuell beraten und könne sich am Ende seine gewünschte Einrichtung aus einem Katalog zusammenstellen, kündigt Haimerl an. Die Möbel sollen zum Teil im 3-D-Drucker entstehen. „Alles maßgeschneidert.“

Das ganze Prinzip des Wabenhauses eignet sich optimal für genossenschaftliches Leben. Deshalb soll es in Riem neben Einzelappartements auch eine Groß-WG über zwölf Zimmer geben. In der Erdgeschoss-Wabe ist ein Quartiersladen geplant, der von Bewohnern betrieben und genutzt werden soll. Angrenzend soll eine Selbstbedienungs-Fahrrad-Reparaturstation eingerichtet werden. Ein bisschen „normal“ geht es dann aber doch noch auf dem Grundstück zu. Direkt daneben entsteht ein zweiter Baukörper, ein konventionelles Gebäude mit großen Familienwohnungen, über eine Brücke angebunden an die Gemeinschaftsräume im Wabenhaus. Im Sommer 2022 soll das komplette Gebäude bezugsfertig sein.

[Merkur, 07.12.2021]

06 Dez

Wohnraum für Einheimische

Kleines Programm in Großhartpenning nimmt Gestalt an – Schutz für Bäume

Holzkirchen – Bereits im vergangenen September billigte der Holzkirchner Bauausschuss die Änderung des Bebauungsplans 105, der Grundstücke zwischen der Tölzer Straße und der Piesenkamer Straße in Großhartpenning umfasst. Mit der zugleich durchgeführten Änderung des entsprechenden Flächennutzungsplans soll ein „kleines Einheimischenprogramm“ ermöglicht werden, wie Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) nun im Bauausschuss sagte.

Inzwischen wurden Behörden und die Öffentlichkeit an der Bebauungsplanänderung beteiligt. Das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim habe dabei angemerkt, die künftigen Gebäude hochwasserfest zu bauen, teilte Isabella Britze vom Holzkirchner Bauamt mit. Die Vorgabe laute, dass bis in einer Höhe von 25 Zentimetern über Grund wasserdicht gebaut werden müsse. Man habe zudem in den Bebauungsplan Vorgaben aufgenommen, dass Bäume, die in einer Höhe von einem Meter einen Durchmesser von 80 Zentimeter aufweisen, nicht umgeschnitten werden dürfen, erläuterte Britze. Dies könnte dann zum Tragen kommen, wenn beim Hausbau die Wege zu den neuen Gebäuden erschlossen werden.

Britze erwähnte zudem, dass die Grundstückseigentümer Ausgleichsflächen gefunden hätten. Auf Holzkirchner Gemeindegebiet gebe es zwei Flächen, die der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt würden. Damit soll die Flächennutzung ausgeglichen werden, die durch die Neubauten entsteht.

Robert Wiechmann (Grüne) merkte in der Diskussion an, dass es keinen Sinn mache, in einem Bebauungsplan auf einzelne Bäume einzugehen. „Was macht man denn sonst, wenn der Blitz einschlägt: Muss man dann den Bebauungsplan ändern?“, gab er zu bedenken. Sein Vorschlag: Man solle allgemeiner formulieren. Bürgermeister Schmid nahm die Anregung auf. Es gehe um den Schutz der Bestandsbäume, aber wenn es gute Gründe gibt, solle man auch eingreifen dürfen, so fasste er die Idee hinter den Baumschutzmaßgaben zusammen.

Einstimmig billigten die Gemeinderäte die neue Fassung des Bebauungsplans wie auch des Flächennutzungsplans. Hubert Müller (FWG) nahm aufgrund persönlicher Befangenheit nicht an der Abstimmung teil. Damit ist nun der Weg frei für eine weitere Runde der Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung.

[Merkur, 06.12.2021]

20 Nov

16 neue Wohnungen

Schlüsselübergabe für Mehrfamilienhäuser an Bad Wiesseer Dr.-Scheid-Straße

Bad Wiessee – Trotz Corona-Pandemie während der gesamten Bauzeit konnte der Zeitplan nahezu eingehalten werden: Mitte November waren die beiden neu errichteten Gemeindehäuser an der Dr.-Scheid-Straße 7 und 7a bezugsfertig. Es ist das dritte Projekt des über einigen Jahren gegründeten Kommunalunternehmens der Gemeinde Bad Wiessee. Vorangegangen waren der Bau des Mehrgenerationenhauses, ebenfalls an der Dr.-Scheid-Straße, und die Sanierung zweier Mehrfamilienhäuser an der Söllbachtalstraße.

Bei der symbolischen Schlüsselübergabe überreichte Bürgermeister Robert Kühn nun den ersten Mietern einen gewichtigen Schlüsselbund. „Wir sind mächtig stolz“, erklärte er mit Blick auf das Projekt und die Tatsache, dass die Häuser trotz erschwerter Lage nahezu plangemäß bezogen werden können: „Wo andere noch planen, haben wir unser drittes Projekt bereits fertig.“

Auch die Kosten bleiben im Rahmen: Rund 5,9 Millionen Euro hat das KU in den Bau investiert. Entstanden sind 16 barrierefreie Wohnungen mit gut 1200 Quadratmetern Wohnfläche – davon vier Zwei-Raum-Wohnungen und je sechs Einheiten mit drei beziehungsweise vier Zimmern. Jede Wohnung hat entweder eine Terrasse oder einen Balkon. Auch ein Lift sowie eine Tiefgarage mit 19 Stellplätzen und ein Fahrradkeller gehören dazu. lm Außenbereich gibt es für Bewohner eine gemeinsame Grünfläche mit Sitzbänken, Obstbäumen und Sträuchern. Zudem sollen auf der Westseite des Grundstücks Spielgeräte für Kinder aufgestellt werden. Beheizt wird mit einer pellet-Anlage. „Die Bauarbeiten sind ohne Schwierigkeiten abgelaufen“, sagte Architekt Daniel Pförtsch und hob die positive Zusammenarbeit mit der Gemeinde hervor, die sich als engagierter Bauherr gezeigt habe.

Angesichts des angespannten Wohnungsmarkts im Tegernseer Tal und der Region wurde das Angebot stark nachgefragt. Über 100 Bewerbungen auf eine der Wohnungen seien beim KU eingegangen, sagte Dagmar Milbrandt zuständig für die Hausverwaltung. Nicht zuletzt angesichts des Andrangs habe man einen Kriterienkatalog für die Auswahl erstellen müssen, erklärte KU-Chef Thomas Lange. So habe man berücksichtigt, wie lange ein Interessent schon im Ort oder im Tal lebt. Natürlich hätten auch die Höhe des Einkommens oder das Verhältnis von Wohnungsgröße zur Zahl der künftigen Bewohner eine wichtige Rolle gespielt. Das Verhältnis von Bedarf und Bestand werde wohl auch langfristig nicht ins Gleichgewicht zu bringen sein – trotz des Bestrebens, neue Wohnungen zu schaffen. Gleichwohl sei Bad Wiessee mit 186 gemeindeeigenen Wohnungen vergleichsweise gut aufgestellt. Wichtigstes Anliegen sei, nicht nur Gutverdienern, sondern auch Menschen aus der Mittelschicht ein Leben im Ort zu ermöglichen.

Bei den künftigen Bewohnern der beiden Häuser an der Dr.-Scheid-Straße habe man auf eine gute Auswahl, einen guten Mix, Wert gelegt, erklärten die Verantwortlichen. Insbesondere junge Familien mit Kindern und ältere, alleinstehende Personen hätten ein neues Zuhause gefunden, auch Menschen mit Handicap. 13 Parteien hätten schon zuvor im Ort gelebt, drei weitere seien aus anderen Talgemeinden hergezogen. „Wir bleiben nicht stehen, wir wollen noch mehr schaffen“, versicherte Kühn, denn schon stehen die nächsten Vorhaben auf der Agenda: Zuerst sollen die beiden Mehrfamilienhäuser an der Hagngasse abgebrochen und bis 2024 durch Neubauten mit mehr Wohnraum ersetzt werden. Außerdem steht die Sanierung der Ringbergsiedlung an. Es ist das älteste Objekt im Bestand.

[Das Gelbe Blatt, 20.11.2021]

10 Nov

Wohnprojekt bekommt Kümmerer

Otterfing – Bisher rang sich die Gemeinde nur zu Absichtserklärungen durch: Das Bauprojekt „Wohnen in Otterfing“, von dem besonders ältere Bürger profitieren sollen, es tritt auf der Stelle. Jetzt ist frischer Wind angesagt: Ein „Quartiersmanager“ soll das Konzept mit Leben füllen und anschieben. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, eine Teilzeitstelle auszuschreiben und ab 1. Januar zu besetzen. Die Entscheidung fiel nicht schwer, da ein Förderprogramm des Freistaats fast die kompletten Personalkosten abdeckt.

Der Hinweis auf den Fördertopf stammt von Sabine Wenng, die für das bayerische Sozialministerium die „Koordinationsstelle Wohnen im Alter“ leitet und sich Anfang 2020 im Gemeinderat vorgestellt hatte. Wenng empfahl, frühzeitig einen Quartiersmanager ins Boot zu holen, um schon bei der Projektplanung und bei der konkreten Bedarfsanalyse professionelle Unterstützung im Haus zu haben (wir berichteten).

„Die Hauptaufgabe der neuen Stelle wird sein, unser Mehrgenerationen-Wohnen auf den Weg zu bringen“, betonte Bürgermeister Michael Falkenhahn (SPD) auf Anfrage. Zudem soll der oder die Manager(in) nicht nur das Wohnprojekt begleiten, sondern die sozialen Anbieter in der Gemeinde vernetzen, koordinieren und bei Bedarf für sie als Türöffner fungieren bei Behörden oder Förderstellen. „Ein offenes Ohr für soziale Belange in der Gemeinde“ solle der oder die Bewerber(in) mitbringen, wünscht sich Falkenhahn, „und vielleicht hat sie oder er ja eigene Ideen mit dabei“. Wie Rathaus-Geschäftsleiter Markus Stark in der Sitzung erklärte, gibt es in der Region bisher kaum solche fest angestellten Quartiersmanager: „Otterfing ist da eine Art Vorreiter.“

Bereits zum 1. Januar soll die Teilzeitstelle (50 Prozent) besetzt sein. Bewerben können sich Frauen und Männer, die Erfahrungen aus dem Bereich Soziale Arbeit mitbringen, etwa Diplom- oder Sozialpädagogen. Finanziert wird die neue Stelle zum Großteil aus dem staatlichen Förderprogramm „Selbstbestimmt Wohnen im Alter“. Vier Jahre lang gibt es je 20 000 Euro vom Freistaat, insgesamt also 80 000 Euro. Die Gemeinde selbst hat jährlich nur 2000 Euro beizutragen.

Das Ausschreibungsverfahren läuft. Wie Stark erklärte, sind feste Zusagen aber erst möglich, wenn die Förderung verbrieft ist. Zunächst ist die Anstellung auf vier Jahre angelegt. Ob der Gemeinderat darüber hinaus einen Quartiersmanager wünscht, der dann wohl ohne Zuschüsse zu finanzieren wäre, bleibe abzuwarten, sagte Falkenhahn: „Ich halte es für fair, den Bewerbern gleich zu sagen, dass es keine Garantie für eine Weiteranstellung nach den vier Jahren gibt.“

Schon seit Jahren versucht die Gemeinde, ein Wohnprojekt zu verwirklichen, das auf die Bedürfnisse von Senioren abgestimmt ist. Da hohe staatliche Zuschüsse winken, war angedacht, dies im Rahmen des kommunalen Wohnungsbaus zu realisieren. Als Standort war zunächst die gemeindeeigene Thoma-Wiese in der Ortsmitte auserkoren. Anfang 2020 beschloss der Gemeinderat dann, zehn der angedachten 25 Einheiten an junge Otterfinger zu vergeben und beim Standort nicht mehr nur auf die Thoma-Wiese fixiert zu sein.

[Merkur, 10.11.2021]