19 Mai

Nachverdichtung möglich machen

Holzkirchen – Die ganze Vielfalt der Holzkirchner Bebauungsgeschichte sei dort zu sehen, sagt Holzkirchens Bürgermeister Christoph Schmid (CSU). Gemeint ist das Areal zwischen der Rosenheimer Straße und den Bahngleisen, am Ortsausgang Richtung Föching nach dem Bahnübergang. Dort stehen Geschossbauten neben Einfamilien- und Doppelhäusern. Und es besteht teilweise Potenzial zur Nachverdichtung, wie aus Schmids Erläuterungen deutlich wurde. Aus diesem Grund hat der Bauausschuss des Holzkirchner Gemeinderats nun den Weg für eine Änderung des entsprechenden Bebauungsplans freigemacht.

Der Bebauungsplan ist der älteste in Holzkirchen, die erste Fassung stammt aus dem Jahr 1963. Um die Nachverdichtung städtebauverträglich zu gestalten, hatte sich die Marktgemeinde die Expertise des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) eingeholt. Der PV berät seine Mitglieder laut Website in allen Fragen der Ortsplanung.

Eigentlich hätte Architektin Anna-Maria Martin vom PV per Videoschalte an der Ausschusssitzung teilnehmen sollen. Da dies aus technischen Gründen nicht funktionierte, übernahm Schmid selbst, zusammen mit Isabella Britze von der Bauamt-Verwaltung, die Vorstellung des Planungsstandes. Demnach wurde das Gebiet im Norden Holzkirchens in drei Bereiche aufgeteilt. Während der Bereich östlich der Rosenheimer Straße bis hin zu den Bahngleisen (Strecke Holzkirchen – Rosenheim) bereits eine hohe Baudichte aufweist, besteht insbesondere für den nordwestlichen Bereich des Areals, zwischen Lindenstraße und Birkenstraße, Potenzial für Nachverdichtung.

„Da kommt ein Generationenwechsel auf uns zu“, erläuterte Schmid und zielte damit auf einen veränderten Wohnbedarf ab. Dieser entsteht, wenn die Nachkommen der bisherigen Bewohner eigenen Wohnraum in dem Areal benötigen. Es werde beispielsweise nötig, so Schmid, die zulässigen Wandhöhen zu verändern. Laut Beschlussvorlage sollen bei den Nachverdichtungsmaßnahmen das Ortsbild geschützt, die Grundeigentümer gleichbehandelt und Mehrbelastungen vermieden werden. Wie Britze ergänzte, sollen im nächsten Schritt die Bewohner des Gebietes informiert werden.

Eine Änderung des Bebauungsplans, die die Bauamt-Verwaltung anstrebt, betrifft die Änderung der sogenannten Grundflächenzahl (GFZ). Damit wird angegeben, wie groß die Fläche eines Grundstücks ist, die bebaut werden darf. Für den nordwestlichen Teil des Areals habe der Planungsverband eine GFZ von 0,3 vorgeschlagen. Dies erlaube eine deutliche Nachverdichtung, wie es in der Beschlussvorlage heißt.

Wolfgang Huber (SPD) fragte, ob nicht auch im Gebiet westlich der Rosenheimer Straße Nachverdichtungspotenzial bestehe. Das läge an den Eigentümern, erwiderte Schmid und ergänzte, dass die Gemeinde selbst dort keine Grundstücke besitze. Einstimmig nahm der Bauausschuss den Vorschlag der Verwaltung an, wonach der Bebauungsplan 1 seine nun 15. Änderung erfährt.

[Merkur, 19.05.2021]

17 Mai

Rekord bei Wohnraumrettung

München hat seit 1972 eine sogenannte Zweckentfremdungssatzung. Diese regelt, dass Wohnraum auch als solcher genutzt werden muss. Verwendet jemand beispielsweise eine Wohnung als Büro oder als Praxis, ist das nicht erlaubt. Das gilt auch für Vermieter, die Wohnraum mehr als acht Wochen im Jahr als Ferienwohnung anbieten. Ebenfalls ahndet die Stadt, wenn Wohnraum länger als drei Monate leer steht.

2020 hat die Verwaltung 441 dieser Räume mit einer Fläche von rund 29 000 Quadratmetern wieder dem Wohnungsmarkt zugeführt. Ferner wurden Zwangsgelder in Höhe von mehr als einer Million Euro angedroht, Zwangsgelder in Höhe von rund 278 000 Euro eingenommen und Bußgelder in Höhe von fast 740 000 festgesetzt. Das geht aus einem Bericht hervor, der dem Stadtrat am Donnerstag vorgelegt werden soll. Das stellt einen neuen Rekord dar. Zum Vergleich: 2019 hatte die Stadt 350 Wohnungen gerettet, 2018 waren es 359.

Seit 2018 betreibt die Stadt die Plattform www.raum-fuermuenchen.de, auf der jedermann, auch anonym, mutmaßlich zweckentfremdete Objekte melden kann. Dort sind insgesamt 2922 Meldungen eingegangen, 1736 anonym. Bei 785 Hinweisen handelte es sich um Mehrfachmeldungen, das heißt: Hinweise mit Bezug auf denselben Wohnraum. 1254 Hinweise gingen ein wegen des Verdachts, eine Wohnung stehe dauerhaft leer. In 781 Fällen gab es einen Verdacht auf illegale Nutzung als Büro, Praxis oder Arbeiterunterkunft. 81 Mal wurde mutmaßlicher Medizintourismus gemeldet, in 840 Fällen der Verdacht auf eine illegale Nutzung als Ferienwohnung.

Die Verwaltung geht aber auch anderen Hinweisen nach, sodass die Mitarbeiter des Außendienstes 2020 insgesamt 10 047 Wohneinheiten, also im Durchschnitt rund 27 Wohneinheiten pro Kalendertag, geprüft haben. Von den 441 vor einer Zweckentfremdung bewahrten Wohneinheiten waren 75 für gewerbliche Zwecke genutzt worden. 225 Wohnungen standen leer, in 141 Fällen lag eine illegale Nutzung als Ferienwohnung vor.

Grünen-Stadträtin Clara Nitsche sagte am Sonntag, dass sich die Stadt dem Entzug der Wohnungen vom Mietmarkt weiterhin entschlossen entgegenstellen müsse. „Wir fordern daher auch die Landesregierung auf, hier nachzuschärfen, um die Zweckentfremdung noch wirkungsvoller unterbinden zu können. Dazu gehört zum Beispiel eine Registrierungspflicht für Ferienwohnungen.“ Wie berichtet, hatte der Freistaat jüngst eine Verschärfung der Münchner Satzung wieder einkassiert. SPD-Stadtrat Christian Könings Kommentar dazu: „Fatal bleibt leider, dass die Vorgaben der Staatsregierung weiteren kommunalen Handlungsspielraum verhindern. Wir wollen in München alles dafür tun, dass Wohnraum nicht einfach dem Markt entzogen werden kann.

[Merkur, 17.05.2021]

12 Mai

„Zu massiv und zu eng“

Holzkirchen – Die Quest AG bebaut eine Wiese zwischen Valleyer Weg und Angerstraße in Holzkirchen. Geplant sind fünf Mehrfamilienhäuser mit insgesamt bis zu 70 Wohnungen (wir berichteten). Einen Teil davon erwirbt die Gemeinde. Die kürzlich stattfindende Abschlusspräsentation der Bürgerbeteiligung zum Wohnprojekt „Winklbauer Höfe“ hallt nach. Immer mehr kritische Anwohner melden sich nun erneut zu Wort.

Darunter Christoph Gerz, der einen selbst kreierten Alternativplan vorlegt, der allerdings kein Architektenplan sei. Die Reaktion der Anwohner sei negativ ausgefallen. „Die Bürgerbeteiligung war eine Farce“, wettert Gerz. „Von unseren Bedenken wurde nichts aufgenommen.“ Zumindest nichts Wesentliches.

Einfamilienhäuser wünsche er sich nicht. „Wir sehen durchaus die Dringlichkeit, mit der die Gemeinde sozialen Wohnraum schaffen muss.“ Er glaube auch nicht, dass die Gemeinde von der Geschossflächenzahl von 0,8 abrückt. Und ihm selbst gehe es nicht darum, weniger Wohnfläche zu schaffen. Unbehagen jedoch löse so manch architektonische Ausgestaltung aus. Kurz gesagt: „Für uns dominieren die Eindrücke massiv und eng.“ Gerz wünscht sich, dass die Bebauung luftiger ausfällt, ähnlich wie beim Klosteranger in Weyarn, wo Quest ebenfalls als Bauträger auftrat. So schlägt Gerz für Holzkirchen statt drei kleiner Höfe, zwei deutlich größere vor. Und statt fünf Mehrfamilienhäusern drei große Riegel. Seiner Meinung nach könne man dazu näher an die Bahngleise rücken. „Quest geht da den Weg des geringsten Widerstands“, findet Gerz. Um so teure Emissionsschutz-Maßnahmen zu umgehen.

Anwohnerin Silvia Siegel schreibt, dass ihr schon lange klar gewesen sei, dass die Wiese bebaut wird. „Verwunderlich nur, warum ein solches Ausmaß genehmigt wird.“ Die Anzahl der Wohnungen und die Geschosshöhen „schmiegen sich keinesfalls in die Umgebung ein“. Auch das Verkehrskonzept werfe viele Fragen auf. Sie bittet darum, dieses „Mega-Projekt“ zu überdenken. 

Auch Anlieger Georg Sigl hat Bauchweh: Er bedauert es, dass auf ein Schaugerüst verzichtet wird. Auf diese Weise könnte man erkennen, wie massiv die Bebauung werde. Ihm missfällt es, dass Quest die angedachte Spielfläche gegen eine Ablöse weglassen möchte. „Daraus könnte der Eindruck entstehen, nur teure Luxuswohnungen anzubieten.“ Die Gemeinde wachse enorm, deshalb seien Spiel- und Bolzplätze umso dringlicher und mehr wert als eine Geldspende. Wegen der schlechten Erschließung sei das Verkehrschaos programmiert. 

Max von Bredow, Vorstandsvorsitzender von Quest, wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Natürlich können wir nicht alle Vorschläge zu 100 Prozent umsetzen.“ Sinn der Bürgerbeteiligung sei es, „den größten gemeinsamen Nenner zu finden“. So komme Quest zum Beispiel dem Wunsch nach Mehrgenerationenwohnen oder einer Gastronomie nach. Ein Spielplatz für größere Kinder sei in der Bürgerbeteiligung nicht platziert worden. Und auch wenn die Neubauten größer als die Gebäude der Umgebung seien, gehe es ebenso darum, Flächenversiegelung zu reduzieren. Näher an die Bahn zu rücken, davon habe ein Gutachter abgeraten. Städtebaulich gesehen würde das aber auch nicht viel verändern.  mar

[Merkur, 12.05.2021]

10 Mai

Von Schrankenbankerln und Miesepetern

Holzkirchen – Die Gefühle nach der Veranstaltung waren gemischt. Manche Zuhörer waren begeistert und schrieben „es war mega“ und „weiterhin so gute Information und Transparenz“. Wieder andere waren enttäuscht: „Auf die Größe wurde in keinem Punkt eingegangen. Inakzeptabel.“ Ein Bürger wünschte sich „nicht so große Häuserriegel sonder lieber kleinere“, ein anderer „Stellplatzangebote für Bewohner am Parkplatz Industriestraße“. Und einer fand: „Den ewigen Miesepetern wird man es nie recht machen.“ Neue Ideen und Konzepte für zukunftsfähiges Wohnen und Leben seien erforderlich.

Mit diesem Feedback endete die digitale Abschlusspräsentation zur Bürgerbeteiligung für das neue Wohngebiet „Winklbauer Höfe“ am Valleyer Weg. Circa 54 Haushalte nahmen am Livestream teil. Dabei wurden der städtebauliche Entwurf sowie das Mobilitäts- und Freiraumkonzept präsentiert, in die Bürgerwünsche eingeflossen waren. Auch Korbinian Kroiss von nonconform, der die Bürgerbeteiligung übernahm, Architekt Christoph von Oefele, Landschaftsarchitekt Uwe Schmidt, Verkehrsexperte Matthias Reintjes und Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) waren zugeschaltet. Und natürlich Max von Bredow, Vorstandsvorsitzender der Quest AG, dem Bauträger. „Wir setzen auf kooperatives Bauen“, erklärte dieser.

Wie berichtet, bebaut Quest eine Wiese zwischen Valleyer Weg und Angerstraße. Geplant sind fünf Mehrfamilienhäuser mit insgesamt bis zu 70 Wohnungen. Einen Teil davon erwirbt die Gemeinde. Der Knackpunkt ist die Verkehrssituation. Anrainer befürchten ein Verkehrschaos, zumal es sich jetzt schon am Bahnübergang staue. Gemeinde und Quest wollen mit einem Mobilitätskonzept gegensteuern, das auch Autoverzichtserklärungen enthält. Anwohner hatten zudem die Massivität der Bebauung kritisiert.

Im Rahmen der digitalen Bürgerbeteiligung für das Quartier konnten Bürger und insbesondere Nachbarn Ende März ihre eigenen Vorstellungen in Form digitaler Ideenwerkstätten einbringen. Hier beteiligten sich insgesamt circa 50 Haushalte. Bei einem Ideenbüro in einem Zelt auf dem Projektgrundstück konnten Anwohner am Modell mittels Bauklötzchen die Winklbauer Höfe nach ihrem Geschmack bauen. Diese Aktion besuchten rund 15 Haushalte. „Ziel der Bürgerbeteiligung war es, frühzeitig die Holzkirchner und vor allem die umliegenden Nachbarn in die Planungen mit einzubeziehen und deren Wünsche und Vorstellungen der zukünftigen Winklbauer Höfe abzufragen“, erklärt Bredow gegenüber unserer Zeitung. „Denn nur so ist es möglich, ein Quartier für Holzkirchner Bürger zu entwickeln.“

Dabei kristallisierten sich viele verschiedene Ansätze heraus, die laut Bredow in die Planungen eingeflossen sind: So entstand für die Freiflächen zum Beispiel die Idee eines „Schrankenbankerls“ im südwestlichen Eck des Grundstückes, um das Warten am Bahnübergang erträglicher zu machen. Auch eine Art Quartierspark, wo man unter Bäumen sitzen und Leute treffen kann, wünschten sich die Bürger. Im Gespräch ist ein Gemeinschaftsgarten oder ein gemeinsamer Backofen zum Pizzabacken. Ferner sollen drei öffentliche Durchwegungen des Grundstücks für eine lockere Atmosphäre sorgen. Es soll Geschosswohnungsbau mit kleinen, barrierefreien Wohnungen entstehen. Die Wandhöhe ist auf neun Meter festgelegt. „Dabei ist ein großer Wert auf eine zeitgemäße und regionaltypische Architektur zu legen“, so Bredow. 

Auch soziale Funktionen tauchen in dem Konzept auf: So plant Quest eine Quartiersanlaufstelle. Angedacht ist etwa ein Kiosk – betrieben von Bewohnern, Omas oder Vereinen. Und eine Abholstelle für Pakete. Auch der Wunsch nach einem Mehrzweckraum für Yoga, Musik oder Turnen für Anwohner werde in das Konzept integriert. Genau wie Mehrgenerationenwohnen oder eine Form des Pflegewohnens.

Alternative Mobilitätsangebote in Form von Bike- und Carsharing werden angeboten, berichtet Bredow. Großzügige oberirdische Fahrradabstellmöglichkeiten sollen kommen. Eine Tiefgarage lasse Autos unterirdisch verschwinden, um mehr Aufenthaltsqualität zu ermöglichen. Die Straßen werden als multifunktionale Flächen angesehen. Verkehrsberuhigte Bereiche werden angestrebt.

Am morgigen Dienstag geht die Planung in den Gemeinderat. Und dieser entscheidet dann über das weitere Vorgehen.

[Merkur, 10.05.2021]

22 Apr

Es geht auch günstig

Genossenschaften, Wohnungsbauunternehmen & Co. schaffen Miet-Paradiese

Wohnen in München ist teuer, so teuer wie in keiner anderen Großstadt Deutschlands. Doch es geht auch anders. Die 58 Mitglieder der Vereinigung Münchner Wohnungsunternehmen (VMW) machen bezahlbaren Wohnraum möglich. Sie bewirtschaften rund 141 000 Wohnungen, 17 Prozent des gesamten Wohnungsbestandes. Die durchschnittliche Nettokaltmiete liegt bei 7,54 Euro pro Quadratmeter. Der Schnitt für München beträgt 12,05 Euro. Wie das geht? Unsere Zeitung hat sich vier Projekte angesehen.

Senioren-Wohnen im Westend

„Gemeinsam statt einsam“ lautet der Grundsatz des Vereins „Generationengerechtes Wohnen“ der Wohnungsgenossenschaft München-West (WGMW). Als bestes Beispiel dafür gilt das Senioren-Wohnprojekt an der Barthstraße (Westend). Ein wahres Paradies. Neun Wohnungen gibt’s hier seit zehn Jahren. Die Senioren haben ihre eigenen vier Wände und sind doch eine Gemeinschaft. Von Beginn an mit dabei ist Doris Pencik.

Über mehrere Zufälle kam die 77-Jährige zu ihrer Genossenschaftswohnung – gerade zur rechten Zeit. Nach einem Unfall war Pencik nämlich fünf Jahre lang auf einen Rollstuhl angewiesen. Die Wohnanlage ist komplett barrierefrei. „Ich kann es jedem nur raten, sich einer Genossenschaft anzuschließen.“ Das ist aber nicht so leicht.

„Die Nachfrage der aktuell rund 5000 Mitglieder nach den 3440 Wohnungen der WGMW liegt bereits sehr deutlich über den Neuvermietungsmöglichkeiten“, sagt der Vorsitzende Thomas Schimmel. Die Erwartung von weiteren Mitgliedern an eine zeitnahe Wohnraumversorgung ließe sich daher zurzeit nicht erfüllen.

Pencik fühlt sich in ihrer rund 50 Quadratmeter großen Wohnung wohl. Die durchschnittliche Miete in der Anlage beträgt 9,38 Euro pro Quadratmeter. „Früher habe ich in Schwabing sehr groß gewohnt“, erzählt sie. „Jetzt aufs Wichtigste reduziert zu leben, war wichtig für mich.“ Es gebe ein abwechslungsreiches Freizeitangebot. „Besonders wichtig ist mir, dass man vieles machen kann, aber nicht muss.“ Die VMW-Durchschnittsmiete im Westend: 7,05 Euro.

Das Katholische Siedlungswerk in Laim

Um nach dem Krieg Familien und Obdachlosen eine Unterkunft zu bieten, wurde 1949 das Katholische Siedlungswerk München (KSWM) gegründet. Heute verwaltet das KSWM knapp 3000 eigene und 1000 fremde Wohnungen. Hauptgesellschafter der GmbH ist die Diözese München und Freising.

„Bei uns gibt es keine Warteliste“, berichtet Geschäftsführer Stefan Geissler. Eine freie Wohnung wird für einen Tag im Internet auf Immoscout gestellt. Grundsätzlich kann sich jeder mit dem KSWM-Selbstauskunftsbogen bewerben. Zwei Gruppen werden bevorzugt: Bestandsmieter und kirchliche Mitarbeiter.

Davon profitierte auch eine 75-Jährige, die namentlich nicht genannt werden möchte. Sie arbeitete von 1967 bis 2012 im Ordinariat des Erzbistums und wohnt seit 1989 in einer der KSWM-Wohnanlagen. „Ich habe Glück gehabt“, sagt sie. Die Rentnerin ist hochzufrieden mit ihrer Wohnung an der Ludwig-Richter-Straße (Laim). Durchschnittsmiete pro Quadratmeter der 50 Wohnungen dort: 9,99 Euro.

„Die günstigen Mieten sind nur über den Bodenwertanteil möglich“, sagt Geissler. In Freiham startet das KSWM 2022 ein Modellprojekt mit 72 Wohnungen, bei dem die anfängliche Miete acht Euro pro Quadratmeter nicht übersteigt. Möglich macht das der niedrige Erbbauzins seitens der Stadt. 2019 gab das KSWM bekannt, für drei Jahre die Mieten nicht zu erhöhen. Die VMW-Durchschnittsmiete Laim: 7,34 Euro.

Lange Warteliste in Neuhausen

Daniel Kitic ist ein Genossenschaftskind. Schon seine Eltern waren Mitglieder der Baugenossenschaft München von 1871 – Deutschlands ältester aktiver Wohnungsbaugenossenschaft. Kitic hat seine eigene Familie gegründet und ist in eine Genossenschaftswohnung in der Blutenburgstraße (Neuhausen) gezogen. Die Kitics setzen die Tradition fort: Beide Töchter kamen gar als Hausgeburten auf die Welt.

Insgesamt hat die Baugenossenschaft in München sechs Wohnanlagen mit rund 1000 Wohnungs- und Gewerbeeinheiten. Eine Wohnung zu bekommen, ist nicht so leicht. „Unsere Wohnungen werden nur an Mitglieder vergeben, die auf einer langen Warteliste stehen und sich zum Teil Jahrzehnte gedulden müssen“, sagt Vorstandsmitglied Gerhard Ongyerth. Kitic hatte Glück, als eines der 1400 Mitglieder eine Wohnung zu bekommen.

Als Kind eines Genossenschaftsmitglieds habe man laut Satzung Anspruch darauf, erklärt er. Der 38-Jährige ist stolz, Teil der Genossenschaft mit den Werten, die sie vertritt, zu sein und seit 2017 im Aufsichtsrats zu sitzen. Die Mieten werden dafür verwendet, die Wohnanlagen, die teilweise noch von den ersten Mitgliedern selber gebaut wurden, zu renovieren. 800 Euro Kaltmiete für 92 Quadratmeter zahlt Kitic. Die VMW-Durchschnittsmiete Neuhausen: 7,96 Euro.

Die größte Vermieterin in Bogenhausen

Die größte Vermieterin der Stadt ist die Wohnungsbaugesellschaft Gewofag. Rund 37 000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten hat sie in ihrem Bestand. Fast 700 Wohnungen errichtet sie derzeit im Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße (Bogenhausen) in unterschiedlichen Förder- und Vermietmodellen.

Der Großteil der Gewofag-Wohnungen wird über das städtische Portal SOWON, Soziales Wohnen online, vermietet. „Hierfür stellen Interessenten einen Antrag, der vom Amt für Wohnen und Migration geprüft wird“, erklärt Geschäftsführer Klaus-Michael Dengler. Wenn das Anrecht bestehe, sei es möglich, sich auf www.sowon-muenchen.de für Wohnungen zu bewerben. Einen Wohnberechtigungsschein bekommt man beispielsweise auf dem ersten Förderweg, wenn das jährliche Nettogehalt unter 22 600 Euro liegt.

Ein anderer Weg: „Die Wohnungen im kommunalen Förderprogramm München-Modell, das sich an Menschen mit mittlerem Einkommen richtet, vermieten wir direkt über immobilienscout24“, sagt Dengler. Hier liege die Kaltmiete bei 9,90 Euro. Die Einkommensgrenze im München-Modell für ein Paar mit zwei Kindern: 102 800 Euro Bruttoeinkommen jährlich. Die VMW-Durchschnittsmiete Bogenhausen: 8,98 Euro.

[Merkur, 22.04.2021]

13 Apr

Immobilienpreise weiter auf Höhenflug

Landkreis – Die Immobilienpreise im Landkreis sind weiter auf dem Höhenflug. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Wohnimmobilien in Bayern noch mal zugenommen. Das geht aus dem aktuellen Marktspiegel der Sparkassen-Finanzgruppe hervor.

Der Marktspiegel listet auch die Immobilienpreise im Landkreis auf. Für ein Baugrundstück werden derzeit im Schnitt pro Quadratmeter 850 Euro (Miesbach-Schliersee-Leitzachtal), 1000 Euro (Holzkirchen) und 1400 Euro (Tegernseer Tal) fällig. Ein Doppel- oder Reihenhaus kostet 900 000, eine Million beziehungsweise 1,3 Millionen Euro. Für eine Eigentumswohnung müssen Interessierte im Schnitt 6500, 7500 und 9400 Euro pro Quadratmeter bezahlen. Die Spitzenwerte liegen in allen Fällen deutlich darüber. Für Baugrundstücke werden im Landkreis bis zu 2500 Euro pro Quadratmeter aufgerufen, für Eigentumswohnungen im Tegernseer Tal sogar bis zu 17 500 Euro pro Quadratmeter.

[Merkur, 13.04.2021]

01 Apr

Großhartpenning darf wachsen

Bauausschuss will Baurecht für mehrere Einfamilienhäuser schaffen

Holzkirchen – Am Ortsrand von Großhartpenning an der Piesenkamer Straße sind mehrere neue Einfamilienhäuser geplant. Der Bauausschuss ebnet diesem Ansinnen nun den Weg: Das Gremium hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, den Bebauungsplan 105 für das Gebiet an der Tölzer Straße um die betreffenden fünf Grundstücke zu erweitern und damit für alle Baurecht zu schaffen.

Die Flächen liegen am Ortsrand von Großhartpenning, südlich der Tölzer Straße und östlich der Piesenkamer Straße, über die vier der geplanten Parzellen auch erschlossen werden sollen. Auf zwei der Grundstücke besteht nach Ansicht des Landratsamts bereits Baurecht, weil sie dem Innenbereich zuzurechnen sind. Die Eigentümer hätten geerbt und wollten dort nun Wohnraum für sich selbst schaffen, erläuterte Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) im Bauausschuss den Sachverhalt. Zwei weitere Grundstücke und eine benachbarte Fläche eines weiteren Eigentümers, der zwischenzeitlich ebenfalls einen Bauwunsch angemeldet hat, liegen allerdings im Außenbereich. Um dort Baurecht zu schaffen, muss die Marktgemeinde diese erst dem Bebauungsplan zuschlagen.

Jessica Schröder von der Bauamt-Verwaltung erläuterte, dass von den Bauwerbern niemand „hochtrabende Geschossbaupläne“ verfolge. Damit entkräftete sie mögliche Bedenken, die auf das Erscheinungsbild Großhartpennings abzielen. Die Eigentümer stellen sich jeweils ein neues Einfamilienhaus mit einer Einliegerwohnung in ortsüblichem Baustil und einer sich in den Bestand einfügenden Grundfläche vor.

Martin Taubenberger (FWG) begrüßte die Pläne der Bauwerber. „Wenn Einheimische schon das Glück haben zu erben, dann kann man das machen“, fand er. Und auch Schmid betonte, er wolle, dass die nächste Generation Holzkirchner hier wohnen könne. Der Bauausschuss hat die Änderung des Bebauungsplans mit einstimmigem Beschluss – unter Ausschluss von Hubert Müller (FWG) als persönlich Beteiligtem – auf den Weg gebracht.

[Merkur, 01.04.2021]

31 Mrz

Geld für die Erschließung an Spitzwegstraße

Holzkirchen – An der Spitzwegstraße in Holzkirchen soll ein neues Wohngebiet entstehen. Wie berichtet, sind dort auf der grünen Wiese insgesamt 14 Wohneinheiten geplant, verteilt auf sechs Einfamilienhäuser, ein Doppelhaus sowie zwei Dreispänner. Den entsprechenden Änderungsbeschluss des Bebauungsplans fasste der Gemeinderat im September 2020.

Jetzt muss das Gebiet zwischen Andreas-Mitterfellner-Straße und Flintspachstraße erschlossen werden. Johann Kellner, Leiter Bauamt-Technik, erklärte im Gemeinderat nun alles rund um die Ausschreibung zur Planungsleistung der Spitzwegstraße. Laut Kellner muss für die Erschließung der Wohnbebauung eine neue Straße gebaut werden, auch die Oberflächenentwässerung ist in dem Paket drin. Angedacht sei ein Straßenraum von fünf Metern sowie ein zwei Meter breiter Gehweg. Stellenweise sollen Längsparkstände entstehen. Der bestehende Wertstoffcontainer-Platz soll bleiben.

Die Kosten für die Erschließung belaufen sich laut Kellner auf rund 680 000 Euro. Weil es sich um eine Erst-Erschließung handle, können 90 Prozent der Kosten auf die Anlieger umgelegt werden. Den Rest übernimmt die Gemeinde. Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung damit, das Vergabeverfahren für die Planungsleistung durchzuführen. Außerdem ermächtigte das Gremium Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) dazu, den wirtschaftlichsten Bieter zu beauftragen und den Ingenieurvertrag abzuschließen. Beide Beschlüsse fielen einstimmig. Die Erschließungsarbeiten sollen im Jahr 2022 beginnen, so Kellner. Der weitere Zeitplan sei noch offen.

[Merkur, 31.03.2021]

31 Mrz

Die Suche nach dem gemeinsamen Nenner

VON MARLENE KADACH

Ein Treffpunkt unter Bäumen, Mehrgenerationenwohnen sowie Bike- und Carsharing: Das wünschen sich Holzkirchner für das geplante Quartier „Winklbauerhöfe“ am Valleyer Weg. Die Bürgerbeteiligung zu dem Projekt wurde gut angenommen. Die Skepsis einiger Anwohner aber bleibt.

Holzkirchen – Die Wahrnehmung ist unterschiedlich. „Die Interessenlage ist jetzt zwar klarer“, sagt Anwohner Christoph Gerz. „Aber die Lage hat sich nicht grundlegend geändert.“ Max von Bredow, Vorstandsvorsitzender der Quest AG, sieht die Sache positiver: Zwar hätten gerade direkte Nachbarn Ängste geäußert. Bei vielen Bürgern überwiege aber der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum. Und: „Wir haben sehr viel über die Wünsche der Menschen und über die Bedürfnisse der heutigen Bewohner gelernt.“

Diese klopfte Bauträger Quest nun im Rahmen einer Bürgerbeteiligung zur geplanten Wohnbebauung „Winklbauerhöfe“ am Valleyer Weg ab. Drei Veranstaltungen fanden statt. Bei der digitalen Bürger- und Nachbarschaftswerkstatt nahmen laut Bredow jeweils rund 25 Haushalte teil. Beim Ideenbüro – bei dem Bürger am Modell bauen durften – machten circa 15 Haushalte mit. „Uns freut, dass die Beteiligung auch digital sehr gut funktioniert hat und so viele Menschen teilgenommen haben“, betont Bredow.

Wie berichtet, bebaut Quest eine Wiese zwischen Valleyer Weg und Angerstraße. Geplant sind fünf Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 60 bis 70 Wohnungen. Einen Teil davon erwirbt die Gemeinde. Ein Knackpunkt ist die Verkehrssituation. Die Erschließung soll über Frühlingstraße und Valleyer Weg erfolgen. Anrainer befürchten ein Verkehrschaos, zumal es sich jetzt schon am Bahnübergang staue. Gemeinde und Quest wollen mit einem Mobilitätskonzept gegensteuern, das unter anderem Autoverzichtserklärungen enthält. Anwohner hatten zudem die Massivität der Bebauung kritisiert.

Im Zuge der Bürgerbeteiligung, die Korbinian Kroiss von nonconform übernahm, haben sich laut Planer folgende Themen als wichtig herauskristallisiert: Zum einen würden sich viele Bürger einen Treffpunkt für alle wünschen. „Mit der Möglichkeit, unter Bäumen zu sitzen“, meint Bredow. Auch der Platz am Bahnübergang spiele eine wichtige Rolle. „Dort finden bei geschlossener Schranke spontane und informelle Treffen statt.“ Nach Ansicht der Bürger soll das neue Wohnquartier für alle Menschen „durchwegbar sein“. Es soll viel Grün, eine hohe Aufenthaltsqualität und Raum für Aktivitäten geben. Ein Gemeinschaftsgarten und Obstbäume seien gewünscht, genau wie ein Mehrgenerationenwohnen, eine Betreuung durch Pflegedienste oder eine ambulant betreute Wohngemeinschaft. Außerdem sprachen sich die Leute laut Bredow für ein Mobilitätskonzept aus, von dem auch die jetzigen Bewohner über Car- oder Bikesharing profitieren. Und: Der Bahnübergang sollte modernisiert werden.

Anwohner Gerz, der bei Nachbarschaftswerkstatt und Ideenbüro mitmachte, bleibt zurückhaltend. „Die Idee mit den Klötzchen war zwar gut“, sagt er. Allerdings sei bei der Betrachtung des Modells genau das herausgekommen, was er befürchtet habe: „Die Bebauung wird zu massiv.“ Er hat festgestellt: „Das Modell war immer dann am schönsten, wenn noch ein paar Klötzchen übrig geblieben sind.“ Heißt: Je weniger, desto besser. „Da bin ich nicht der Einzige, der das so sieht.“ Würde sich die Gemeinde hier „einen Ticken“ bewegen, wäre schon eine Verbesserung spürbar, glaubt Gerz.

Auch für den zweiten „Brocken“, die Verkehrssituation, gebe es keine Lösung. Die Gemeinde habe „übertrieben optimistische Vorstellungen“, was das Mobilitätskonzept angehe. Das Prinzip Autoverzicht funktioniere vielleicht in der Stadt mit U-Bahn. „Hier auf dem Land sind die Leute einfach aufs Auto angewiesen“, sagt Gerz.

Für Bredow steht fest: „Wir sind jetzt in der Bringschuld.“ Gemeinsam mit Architekt Christoph von Oefele und dem Landschaftsarchitekten Uwe Schmidt soll jetzt weitergeplant werden, unter der Berücksichtigung der Bürgerwünsche. „Wir versuchen, den größten gemeinsamen Nenner zu finden.“ Zusätzlich soll Verkehrsexperte Matthias Reintjes ein Verkehrsgutachten und ein detailliertes Mobilitätskonzept erstellen. Der städtebauliche Entwurf soll bei einer digitalen Abschlusspräsentation am 26. April der Öffentlichkeit gezeigt werden. Dann ist der Gemeinderat am Zug. Laut Gerz warten viele Anwohner nun auf das Ergebnis: „Wir sind gespannt und in Lauerstellung.“

[Merkur, 31.03.2021]

20 Mrz

Mieten rund um München ziehen an

Die Corona-Pandemie hat Mietern, die 2020 einen neuen Vertrag abgeschlossen haben, keine Entlastung gebracht. Wie aus Daten des Immobilienverbands Süd (IVD) hervorgeht, trifft der Mietanstieg zunehmend die Kreisstädte im Münchner Umland.

„Ist der Mietwohnungsmarkt in der bayerischen Landeshauptstadt München erfahrungsgemäß durch ein sehr hohes Preisniveau geprägt, so steigen die Nachfrage und somit die Mieten auch in den umliegenden Kreisstädten immer weiter“, erklärt Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts gestern. „Von der Corona-Pandemie zeigt sich der Wohnimmobilienmarkt in der Region München weiterhin relativ unbeeindruckt.“

In München fielen im Jahr 2020 nur rund 1,6 Prozent der angebotenen Mietwohnungen in die Preiskategorien bis unter elf Euro pro Quadratmeter (siehe Grafik).

Dachau und Ebersberg im Vergleich günstig

Die mit Abstand teuerste Kreisstadt ist den IVD-Zahlen zufolge Starnberg. Hier wurden nur circa 8,8 Prozent der Wohnungen zu einer Quadratmeter-Miete bis unter elf Euro angeboten. Etwas günstigere Wohnungen können Mietinteressenten in Ebersberg und Dachau finden. 29,2 Prozent beziehungsweise 21,2 Prozent der angebotenen Bestandswohnungen lagen hier im vergangenen Jahr in den Preisklassen bis unter elf Euro pro Quadratmeter. In den Kreisstädten Fürstenfeldbruck, Erding und Freising sind Mietwohnungen im Preissegment unter elf Euro pro Quadratmeter deutlich seltener zu finden.

Wer eine Wohnung neu mietet, zahlt mehr

Ein Vergleich mit den Werten des Vorjahres zeigt: Immer mehr Mietverträge werden mit Quadratmeterpreisen von über 15 Euro abgeschlossen. Waren Ende 2019 in Dachau noch 20,8 Prozent der Wohnungen in diesem teuren Segment, waren es Ende 2020 bereits 30,4 Prozent. In Ebersberg kletterte der Wert von 7,2 Prozent auf 14,6 Prozent. In München wurden 2020 85,8 Prozent der Mietwohnungen mit Preisen von über 15 Euro/Quadratmeter angeboten, ein Jahr zuvor waren es 80,6 Prozent.

[Merkur, 20.03.2021]