09 Feb

Oberbayern: Miete nagt an der Kaufkraft

München – Die Menschen, die in den Landkreisen rund um München und im bayrischen Oberland leben, haben im Schnitt eine deutlich höhere Kaufkraft als die im Rest der Republik. Doch die hohen Mieten machen in vielen Regionen den Kaufkraftvorteil zunichte. In der Stadt München zum Beispiel liegt die Kaufkraft mit 32 364 Euro pro Kopf um satte 30 Prozent höher als im Bundesschnitt, doch die Mieten liegen um 128 Prozent höher. Das Bundesmittel liegt bei 7,90 Euro je Quadratmeter, in München zahlt man im Median 18 Euro.

Sonderrolle Berlin

Wie eine Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung und des Online-Portals Immowelt weiter ergab, gibt es diese Diskrepanz auch in und um teure Städte wie Frankfurt, Stuttgart oder Köln. Eine Sonderrolle nimmt Berlin ein. Zwar liegt auch dort die Miete mit 10,60 Euro im Median klar über dem Bundesschnitt (plus 34 Prozent). Die Kaufkraft dagegen ist mit 23 088 Euro um sieben Prozent geringer.

Starnberg am reichsten

Von den zehn reichsten Landkreisen Deutschlands liegen laut GfK sieben in Oberbayern. Ganz oben mit einer Kaufkraft von 34 758 Euro pro Einwohner liegt Starnberg. Dieser Wert liegt um 40 Prozent über dem Bundesmittel, dafür müssen die Starnberger eine um 82 Prozent höhere Miete bezahlen. Im Landkreis München kostet der Quadratmeter mit 15,30 Euro noch etwas mehr und liegt um 94 Prozent über dem Schnitt. Die Kaufkraft übersteigt das Landesmittel aber nur um 35 Prozent. Neu unter den Top-Ten ist der Landkreis Miesbach, der Böblingen vom zehnten Platz verdrängt hat. Schlusslicht ist Gelsenkirchen. 

Kaufkraft steigt wieder

Bundesweit wird nach einer Prognose der GfK die Kaufkraft erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder deutlich ansteigen. So haben die Deutschen demnach pro Kopf rechnerisch gut 1000 Euro mehr für ihre Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung. Das entspricht einem Plus von nominal 4,3 Prozent auf 24 807 Euro. Der Anstieg erklärt sich zum einen durch steigende Löhne in vielen Branchen und zum anderen durch die Erhöhung der Renten, sagt Filip Vojtech, GfK-Experte für Geomarketing.

Bayern bleibt vorn

Gleich bleiben die vorderen Plätze beim Kaufkraft-Ranking: Bayern behauptet sich mit im Schnitt 26 936 Euro pro Kopf, womit der Wert um rund neun Prozent über dem Bundesschnitt liegt. Neben Bayern befinden sich Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen bei der Kaufkraft über dem Schnitt, alle anderen Bundesländer schneiden weiterhin unterdurchschnittlich ab, wobei es aber vor allem in Ostdeutschland auch Zuwächse gibt. Mit 21 707 Euro Pro-Kopf-Kaufkraft – 88 Prozent des Bundesschnitts – liegt Mecklenburg-Vorpommern am Ende der bundesweiten Liste.

Das ist Kaufkraft

Die GfK definiert Kaufkraft als die Summe aller Nettoeinkünfte – also Einkommen, Renten, Kapitaleinkünfte und staatliche Transferzahlungen wie Kindergeld und Renten. Da von der Kaufkraftsumme auch Miete und Strom bezahlt werden müssen, bedeutet ein nominaler Kaufkraftanstieg nicht unbedingt, dass die Menschen auch mehr Geld zur Verfügung haben – nämlich dann, wenn die genannten Posten sich stärker verteuern.

[Merkur, 09.02.2022]

12 Jan

Sorgsam mit Grund und Boden umgehen

Reaktion auf den Bericht „Chance auf Wohneigentum“ im Merkur vom 11.01.2022

Wir stimmen dem Plädoyer von Frau Schultes-Jaskolla für die Schaffung von bezahlbarem Mietraum vollkommen zu. Man muss den Einheimischen eine Perspektive schaffen dauerhaft im Ort wohnen zu können. Eigentum ist dabei zweitrangig zu betrachten. Das Einheimischen-Modell aus vergangenen Zeiten, bei dem der einzelne (wohlhabende) Käufer von der Gemeinde und damit uns allen Steuerzahlern ein Grundstück subventioniert bekommt, hat aus unserer Sicht schon lange ausgedient. Zwar werden kommunale oder genossenschaftliche Mietwohnungen ebenfalls direkt oder indirekt subventioniert, allerdings bleibt bei diesen Formen die Spekulation und Gewinnabsicht außen vor. So kommt es bei den Einheimischen-Modellen immer wieder vor, dass Häuser weitervermietet oder gar weiterverkauft werden.

Aus diesem Grund sollte die Aussage von Herrn Köck, „viele Menschen und nicht nur Einzelne glücklich machen“, als Credo verstanden werden. Wir ermuntern daher die Gemeinderäte sorgsam mit dem Grund und Boden der Gemeinde umzugehen und sich für Mietwohnungen, für die Erbpacht und damit für dauerhaft bezahlbares Wohnen für viele (einheimische) Menschen einzusetzen.

11 Jan

Chance auf Wohneigentum

Rottach-Egern – Bezahlbarer Wohnraum oder gar bezahlbares Wohneigentum sind Mangelware im gesamten Tegernseer Tal und freilich auch in Rottach-Egern. Deshalb erwägt der Gemeinderat seit Juni, in Haslau ein gemeindliches Wohnhaus zu bauen und ein „Einheimischenprojekt“ zu entwickeln. Bis zur Planungsreife wird es aber noch dauern.

Die Fläche, die der Gemeinderat dafür im Auge hat, ist 5400 Quadratmeter groß. Derzeit stehen darauf zwei Gemeindehäuser (Haslau 26 und 27), im westlichen Bereich befinden sich Unterstellplätze für Fahrzeuge. Weil die derzeitigen Mieter wieder untergebracht werden müssen, möchte die Gemeinde im Westen des Grundstücks ein gemeindliches Mietshaus errichten, sodass der Rest des Grundstücks, nachdem die beiden Bestandshäuser abgerissen sind, für ein Einheimischenprogramm zur Verfügung stehen würde. Dort wäre Platz beispielsweise für drei Doppelhäuser, zwei Einfamilienhäuser und ein Mehrfamilienhaus. Soweit die Idee.

„Das ist nicht die endgültige Planung“, sagte Bürgermeister Christian Köck (CSU) jetzt im Gemeinderat und zeigte auf die Pläne. Voraussichtlich müsse man auch für das Einheimischenmodell einen Bebauungsplan aufstellen. Bis man die Planungsreife erreiche, werde es noch dauern. Auch angesichts des Drucks auf dem Wohnungsmarkt bat er die Bürger, nicht sofort mit ihren Bewerbungen für das Einheimischenprojekt das Rathaus zu stürmen. Er rechnet damit, dass die Bewerbungsphase erst in der zweiten Hälfte 2023 beginnt. „Es muss alles vorbereitet werden. Das geht nicht zeitgleich, sondern nur Step by Step“, stellte Köck klar. Der genaue Ablaufplan müsse erst noch im Gemeinderat erarbeitet werden.

Die Verwaltung legte außerdem einen groben Ablaufplan vor, nach dem erst im Laufe dieses Jahres das Gemeindehaus geplant werden und die Ausschreibungen stattfinden sollen, damit im Frühjahr 2023 mit dem Bau begonnen werden kann. Immerhin: Der erste Schritt für das Großprojekt war nun im Gemeinderat mit dem Grundsatzbeschluss getan.

Der fiel aber nicht einstimmig. Dritte Bürgermeisterin Gabriele Schultes-Jaskolla und ihr Fraktionskollege Andreas Erlacher von den Freien Wählern waren zwar grundsätzlich dafür, neuen Wohnraum zu schaffen. Aber sie würden an besagter Stelle lieber mehr bezahlbare Mietwohnungen sehen als Eigentum. „Das Konzept“, sagte Schultes-Jaskolla und deutete auf die Pläne, „halte ich für maximal die zweitbeste Lösung.“ Rottach bräuchte weiterhin mehr bezahlbaren Wohnraum für rund 8,50 Euro pro Quadratmeter. Der Grund in Haslau wäre ein idealer Platz für Mietwohnungen, die obendrein auch noch vom Staat gefördert würden und zeitnäher realisiert werden könnten als der Wohnraum auf den kleinen Grundstücken. Bei der Abwägung zwischen Mietwohnungen und der Schaffung von Wohneigentum würde sie dem Bau von Mietwohnungen den Vorrang geben wollen.

Bürgermeister Köck zeigte Verständnis: „Du hast Recht. Der Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum steigt. Und man könnte mit weiteren Mietshäusern – eventuell auch im Rahmen genossenschaftlichen Bauens oder durch Kommunalunternehmen, wie es andere Talgemeinden machten – viele Menschen und nicht nur Einzelne glücklich machen. Aber es liegt uns auch am Herzen, dass Einheimische sich ein Eigenheim schaffen können.“ Das sei auch ein Thema bei der zurückliegenden Wahl gewesen, und dieses Versprechen möchte er nun einhalten. Viele Berufsgruppen könnten sich Wohneigentum außerhalb eines Einheimischenmodells gar nicht leisten. Überdies plädierte Köck für eine strukturelle Mischung aus Mietshäusern und Eigentum über Erbbaurecht. „Ich denke, wir werden sogar noch mehr Einheimischenprogramme auflegen müssen“, prognostizierte der Bürgermeister. „Eigentum auf dem freien Markt zu erwerben, wird einfach immer schwieriger.“

[Merkur, 11.01.2022]

08 Jan

Bevölkerungszahl wird um 5% wachsen

Die Bevölkerungszahl im Landkreis Miesbach soll bis Ende 2040 um 5000 Einwohner respektive um fünf Prozent wachsen – das hat das Bayerische Landesamt für Statistik errechnet. Für die Gemeinden im Landkreis gibt es folgende Berechnungen, sortiert in alphabetischer Reihenfolge: Für Bad Wiessee berechnet das Landesamt eine gleichbleibende Bevölkerungszahl von rund 5100 Einwohnern zwischen dem Jahr 2021 und dem Jahr 2039. Für Bayrischzell gibt es eine Vorausberechnung bis 2033 – mit einem leichten Bevölkerungsrückgang von 1610 auf 1600 Einwohner. In Fischbachau soll sich die Einwohnerzahl bis 2039 von 5700 auf 5600 verringern. Gmund vergrößert sich von 6100 Einwohnern auf 6200 im Jahr 2039. Hausham soll sich im gleichen Zeitraum auf 8900 Einwohner vergrößern – ausgehend von 8500. Holzkirchen wächst parallel von 16800 auf 17600 Einwohner. Irschenberg wächst bis zum Jahr 2033 von 3230 auf 3450 Einwohner. Kreuth vergrößert sich auf 3830 Einwohner im Jahr 2033 – 220 mehr als bisher. 900 Einwohner mehr sollen es in der Kreisstadt Miesbach werden – im Jahr 2039 rund 12500 statt bisher 11600. Otterfing wächst bis 2033 um 20 Einwohner, ausgehend von 4830. Rottach-Egern bleibt laut Prognose bis 2039 bei konstant 5800 Einwohnern. Schliersee soll von 7000 auf 7400 Einwohner bis 2039 wachsen. Tegernsee erwartet 3720 Einwohner im Jahr 2033 – 60 mehr als bisher. Valley soll im gleichen Zeitraum auf 3620 Einwohner wachsen (bisher 3370). In Waakirchen sollen 2039 6200 Menschen wohnen (bisher 5900). Warngau erwartet 4040 Einwohner (bisher 3880). Die Gemeinde Weyarn beheimatet statistisch im Jahr 2033 4380 Personen, bisher waren es 3970.

[Merkur, 08.01.2022]

08 Jan

Günstiger Wohnraum

Maitz: Konzept einer Holzkirchner Gruppe überzeugt Marktgemeinderat

Holzkirchen – Mitte 2019 hat der Holzkirchner Marktgemeinderat beschlossen, zwei zusammen knapp 2300 Quadratmeter große Baugrundstücke in der Maitz an eine Genossenschaft oder Baugemeinschaft für 80 Jahre in Erbpacht zu vergeben. Der geschätzte Verkehrswert der Grundstücke liegt bei etwa 3,51 Millionen Euro. Mit diesem erstmals durch geführten Konzeptverfahren soll günstiger Wohnraum für Einheimische geschaffen werden. lm Gemeinderat wurde kürzlich bekannt gegeben, dass sich das Vergabegremium nach Abschluss der Bewerbungsphase entschieden hat, dem Konzept der Gruppe „geMaitzam wohnen“ den Zuschlag für die 18-monatige Reservierungsphase zu geben.

Unterstützung holte sich die Marktgemeinde bei der Konzeptvergabe beim Beraterbüro stattbau münchen in Person von Natalie Schaller. Sie hat bereits den gesamten Prozess begleitet und bei der Sitzung per Video-Schaltung über die Vergabeentscheidung vorgetragen. Wie sie sagte seien letztlich nur zwei Bewerbungen eingegangen. Weil Interesse an einem größeren Grundstück bestehe, wollte einer der Bewerber explizit nicht berücksichtigt werden, aber mit der Einreichung ausdrücklich die
Wertschätzung für das Verfahren zeigen.

Die zweite Bewerbung wurde von der Gruppe ,,geMaitzam wohnen“ eingereicht. Die Gruppe besteht aus 15 engagierten Einheimischen. Sie planen ein Mehrgenerationenprojekt, bei dem der konzeptionelle Schwerpunkt auf gemeinschaftlichem, flexiblem und ressourcenschonendem Wohnen liegt. Dem liegt die Idee von „atmenden Wohnungen“ zu Grunde. Dadurch soll die Wohnfläche den jeweiligen Lebenssituationen angepasst und sparsamer Wohnflächenverbrauch ermöglicht werden. Die durchschnittliche Wohnfläche von 35 Quadratmeter pro Person wird in der Genossenschaftssatzung festgelegt. Der Mietpreis wird bei 12 Euro je Quadratmeter liegen. Die Gruppe strebt ein sozialökologisches Wohnprojekt an und versteht sich als Motor einer lebendigen Nachbarschaft.

Bürgermeister Christoph Schmid meinte dazu: „Es hat mich beeindruckt, was diese jungen Leute geleistet und vorgelegt haben.“ Lobende Worte kamen auch von Elisabeth Dasch (SPD): „Wenn wir von der Bewerbung nicht so überzeugt gewesen wären, hätten wir sie auch nicht empfohlen. Viel Erfolg dabei.“ Weil die Konzeptvergabe Neuland war, war es nach Ansicht von Robert Wiechmann (Grüne) richtig und gut, sich professionelle Unterstützung zu holen. Außerdem hob er den Konsens bei dem bisherigen Verfahren über alle Fraktionen hinweg hervor und meinte: „Heute ist ein guter Tag für Holzkirchen.“ Hubert Müller (FWG) erhofft sich jetzt ein schnelles Voranschreiten des_Projekts und forderte Augenmaß bei den Auflagen „Mir gefällt das gut. Wenn wir die Messlatte nicht immer auf die höchste Marke legen, bringt die Gruppe das bei ihrem Engagement auch sicher hin.“

Einstimmig beschloss der Marktgemeinderat dann, der Gruppe „geMaitzam wohnen“ eine kostenlose Reservierungsphase für den Zeitraum von 18 Monaten einzuräumen. In dieser Zeit wird überprüft, ob die vergaberelevanten Kriterien zu Ökologie, Nachhaltigkeit und eines Verkehrskonzeptes umgesetzt werden.

Die Reservierungsphase endet mit der Baueingabe und dem Abschluss des Erbbaurechtsvertrages. Sollte im Verlauf der Reservierungsphase das Konzept der Bewerbergruppe nicht zufriedenstellend weiterentwickelt werden, kann die Marktgemeinde diese aus sachlichem Grund aufheben.

[Das Gelbe Blatt, 08.01.2022]

04 Jan

Neue Wohnungen, die bezahlbar sind

Holzkirchen – Die Projekte stauen sich. Holzkirchens Bürgermeister Christoph Schmid (CSU) wollte bei Amtsantritt 2020 kräftig durchstarten: Mittelschule, Bauhof-Verlagerung, kommunaler Wohnungsbau. Dann kam Corona – und Schmid war nicht bereit, deswegen auf die Bremse zu steigen. „Wir haben bei unseren Vorhaben weiter angeschoben“, sagt Schmid.

Organisatorisch habe die Pandemie der Verwaltung und insbesondere den Schulen und Kitas zwar Einiges abverlangt („da liegen manchmal die Nerven blank“). Finanziell hinterließ das Virus aber kaum Schleifspuren in der Gemeindekasse. „Wir bekommen auch keine Corona-Staatshilfen“, sagt Schmid.

Der neue Bahnhof

Gemeindliches Geld spielt bei einem bahnbrechenden Projekt für die Zukunft Holzkirchens gar keine so große Rolle: Weite Teile des Bahnhofsareals, das sich in den nächsten Jahren zu einer modernen Mobilitäts-Drehscheibe verpuppen soll, ist im Besitz der Deutschen Bahn (DB). Gemeinsam mit der DB formulierte die Gemeinde, die auch über einige Grundstücke verfügt und über die Planungshoheit an wichtigen Hebeln sitzt, den Auslobungstext für einen Realisierungs-Wettbewerb vor. „Heuer küren wir den Sieger“, sagt Schmid. Er erwartet nicht weniger als einen „wegweisenden Meilenstein für Holzkirchen“. Verkehrlich wichtig für die Gemeinde: ein großes Parkhaus auf der Ladehof-Seite, das 80 Prozent des Parkbedarf decken soll, und eine zweite Gleisunterführung für Fußgänger.

Ländl-Tunnel

Auf diesen Durchbruch haben die Ländl-Bewohner lange gewartet: Heuer soll endlich der Tunnel von der Buchenstraße ins Gewerbegebiet in die Bahntrasse eingeschoben werden. Diese Unterführung macht den Ort durchlässiger und schafft eine Verbindung zwischen den Wohngebieten westlich des Bahndamms und den Arbeitsplätzen und Supermärkten im Gewerbegebiet-Ost.

Mittelschule zieht um

Die Holzkirchner Mittelschule zieht heuer um. In den Sommerferien wird das alte Gebäude an der Baumgartenstraße geräumt. Für mindestens drei Jahre kommen Schüler und Lehrer in einem Interimsbau unter, der etwa 200 Meter südlich auf eine Wiese westlich der Baumgartenstraße gestellt wird. „Im Herbst wird der Altbau abgerissen“, sagt Schmid. Die Kosten für das Gesamtprojekt sind enorm. Allein die Interimsschule kommt auf 6,8 Millionen Euro. Die Gesamtkosten werden auf rund 30 Millionen Euro geschätzt.

Wohnungsbau

Während private Investoren fleißig dabei sind, in Holzkirchen neue Wohnungen zu schaffen, tut sich die Gemeinde schwer, mit zusätzlichen „bezahlbaren“ Wohnungen den Markt zu entlasten. Im Fokus stehen nach wie vor die fünf gemeindeeigenen Wohnblöcke (63 Wohnungen) an der Baumgartenstraße, die aus den 1950er-Jahren stammen. Eine Sanierung lohnt kaum. Würden die Altgebäude weichen, böte das 8000 Quadratmeter große Grundstück einige Möglichkeiten, moderne und bezahlbare Wohnkonzepte zu verwirklichen. „Es läuft eine Machbarkeitsstudie“, sagt Schmid, der beim Thema 2022 vorwärts kommen will.

Südspange

Kommt die Südspange, oder kommt sie nicht? Die Diskussion um eine Südumfahrung von Holzkirchen – und möglicherweise auch um Umfahrungen für Großhartpenning und Kurzenberg – nimmt wieder Schwung auf. Vereinbart ist im Gemeinderat, ein Ratsbegehren zu formulieren und die Bürger entscheiden zu lassen, wie die Gemeinde zu den Umfahrungsplänen steht. Das setzt voraus, dass es konkrete Trassenvorschläge gibt, die zur Abstimmung stehen. Derzeit spricht viel dafür, dass nur eine ortsnahe Trasse in Frage kommt. Schmid geht davon aus, dass der Bürgerentscheid heuer über die Bühne geht. „Dann hätten wir endlich Klarheit.“ Allerdings: Bauherr bleibt der Bund. Die Südspange ist zwar im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans gelistet, doch die Ampel-Koalition in Berlin hat angekündigt, alle Straßenbau-Projekte neu zu prüfen.

Ortsbus

Der Holzkirchner Ortsbus wird ab September neu aufgestellt. Das Kernstück bildet eine Ringlinie, die den Bahnhof mit den Gewerbegebieten verbindet. Die dörflichen Ortsteile soll künftig ein On-Demand-System („Rufbus“) abdecken.

Kita wird erweitert

Rund 9,5 Millionen Euro steckt die Gemeinde in die Erweiterung der Kita an der Erich-Kästner-Straße, die von der Kinderland GmbH betrieben wird. Sieben zusätzliche Gruppen werden im Anbau Platz finden. Die Ausschreibung läuft. „Das packen wir heuer an“, sagt Schmid.

Der Jahreswechsel

ist Gelegenheit, nach vorne zu blicken. Was wird 2022 trotz der Pandemie möglich, was muss gestrichen werden? Wir haben uns in den Rathäusern umgehört.

[Merkur, 04.01.2022]

31 Dez

Ja zu Hoki-Living

Marktgemeinderat stimmt mehrheitlich für Bauprojekt / Innovationszentrum geht in die Beteiligung

Holzkirchen – Noch ist der Solar-Tracker am Rudolf-Diesel-Ring in Holzkirchen ein markantes Wahrzeichen. Das könnte sich bald ändern: Die Pullacher Firma Eckpfeiler Immobilien GmbH möchte auf dem rund 4500 Quadratmeter großen Areal ein modernes Innovationszentrum bauen. Das „Hoki-Living“ getaufte Projekt soll über flexible Büroflächen, Co-Working-5paces, Konferenzräume, eine Kindertagesstätte sowie ein öffentliches Café verfügen. Außerdem ist geplant, circa 100 Mikro-Appartements zu bauen. Mit deutlicher Mehrheit billigte der Marktgemeinderat kürzlich die Planungen und veranlasste die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung.

Der bis zu fünfgeschossige Baukörper, der größtenteils in Holz-hybrid-Bauweise in Systembau errichtet werden soll, hat bereits eine Vorgeschichte: So wurde dem Marktgemeinderat schon im Oktober das Mobilitätskonzept vorgestellt. Dies würde dem Bauherrn eine Reduktion von 30 Prozent der Stellplätze zugestehen. Wobei die bei dem Konzept vorgesehene Verwendung von Duplexstellplätzen in der Tiefgarage nicht bei allen Gemeinderäten Begeisterung hervorrief. Weil das nach wie vor ein Thema ist, wurde ein Ortstermin bei einer vergleichbaren Anlage vorgeschlagen. Nicht zuletzt Bürgermeister Christoph Schmid meinte dazu: „Davon möchte ich mich vorher schon noch gerne selbst überzeugen.“

Zu Rückfragen aus der Bevölkerung, was denn die Planungsziele der Marktgemeinde seien, nahm Isabella Britze vom Bauamt Stellung. Demnach entspricht die mögliche Bebauung den Zielen des Ortsentwicklungskonzeptes. Unter anderem nannte sie eine deutliche Verkehrsentlastung. Ein weiterer Gewinn wäre das vielfältige Angebot an Wohnformen, die aus Mikro-Apartments mit etwa 30 Quadratmeter Wohnfläche sowie Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen bestehen. Davon könnte der Markt Holzkirchen voraussichtlich sechs Apartments und zwei Wohnungen zum Herstellungspreis erwerben und vergünstigt an Einheimische vermieten. Zudem würde die vorgesehene zweizügige KiTa, die mindestens den entstehenden Bedarf decken soll, Eigentum der Gemeinde werden.

Bezüglich der Kubatur des Gebäudes wurde laut Britze bereits mit Kreisbaumeister Christian
Boiger gesprochen, dieser stehe dem Vorhaben „sehr positiv“ gegenüber. „Die Bauweise entspricht dem Landesentwicklungsprogramm Bayern für eine flächensparende Siedlungs- und Innenentwicklung und unserem Regionalplan, der die verstärkte Wohnsiedlungstätigkeit in geeigneten zentralen Orten mit Nähe zu bestehenden Infrastrukturen vorsieht“, schloss Britze ihren Vortrag. Wasser in den Wein goss dann aber SPD-Fraktionssprecher Simon Ammer: „Es bleibt dabei, für uns ist dies die falsche Stelle für das Projekt. Wir sollten unsere Gewerbefläche dafür nicht aufgeben, wir werden sie noch brauchen.“ Das Gros des Marktgemeinderates war aber wie Robert Wiechmann (Grüne, „Ein tolles Projekt.“) und Sebastian Franz (CSU, „Gewinnbringend für den ganzen Ort.“) anderer Meinung, und gab mit fünf Gegenstimmen grünes Licht für die Auslegung der Planung zur Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung.

Im Idealfall plant die Eckpfeiler GmbH die Fertigstellung 2023. Anerkennend und mit einem Au-
genzwinkern meinte Hubert Müller (FWG) zu den Planungen: „Das Tempo ist brutal. Ich glaube, wir sollten uns beeilen, den Solar-Tracker zu sichern.“

[Das Gelbe Blatt, 31.12.2021]

30 Dez

„Besserer Schutz vor wucherischen Mietpreisen“

Landkreis – Sechs Gemeinden aus dem Landkreis Miesbach haben sich für eine Aufnahme in die Mieterschutzverordnung bemüht. „Alle Gemeinden wurden berücksichtigt“, heißt es nun aus dem Büro der Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU).

Ab Neujahr gilt die Mietpreisbremse somit für 13 der 17 Städte und Gemeinden im Landkreis Miesbach. Neu hinzugekommen sind Weyarn, Tegernsee, Kreuth, Bad Wiessee, Gmund und Schliersee. Für die bereits vorher aufgenommenen Städte und Gemeinden Fischbachau, Hausham, Holzkirchen, Irschenberg, Miesbach, Otterfing und Rottach-Egern wurde sie verlängert.

Kein angespannter Wohnungsmarkt gilt nach dem Gutachten des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) indes für Bayrischzell, Waakirchen, Warngau und Valley – in diesen Gemeinden gilt die neue Mietpreisbremse nicht.

Das Gutachten hatte das bayerische Justizministerium in Auftrag gegeben. Die sechs neu aufgenommenen Kommunen hatten sich – anders als die vier verbleibenden – für die Aufnahme in die Mieterschutzverordnung mit Stellungnahmen bemüht.

Laut der Mitteilung aus dem Büro der Landtagspräsidentin hatte sich Aigner im Vorfeld beim bayerischen Justizminister Georg Eisenreich (CSU) „für die Berücksichtigung der Bewerber stark gemacht“. Der Siedlungsdruck aus München in den Landkreis nehme weiter zu. „Diese hohe Nachfrage und die damit einhergehende Verknappung von Wohnraum treibt auch die Mietpreise immer weiter in die Höhe“, sagt die Landtagspräsidentin. „Mieten müssen erschwinglich bleiben, damit sich auch Einheimische das Wohnen leisten zu können – gerade, weil das Preisniveau in unserer Region ohnehin sehr hoch ist.“

Eisenreich erklärt in einer Mitteilung des Justizministeriums: „Menschen mit normalen Einkommen, Senioren und Familien müssen sich das Leben in den Ballungsräumen weiter leisten können.“ Die Mietpreisbremse sei ein dafür wichtiges Mittel. Sie gelte künftig in 203 Städten und Gemeinden Bayerns – ein Anteil von rund zehn Prozent der 2056 bayerischen Gemeinden, wie Eisenreich erklärte. Einsehbar ist die Liste der Gemeinden unter www.justiz.bayern.de/minis terium/gesetzgebung.

Mit dem neuen Gutachten der IWU seien 68 Kommunen neu aufgenommen worden, in 27 Gemeinden habe sich der Wohnungsmarkt verbessert. Die Gemeinden, kommunale Spitzenverbände und Interessensverbände seien zuvor zu einer Aufnahme in die Mieterschutzverordnung angehört worden. Die Gemeinden hätten dabei Gelegenheit gehabt, sich zu äußern, um aufgenommen oder aus der Verordnung herausgenommen zu werden.

Neben der ab 1. Januar geltenden Mieterschutzverordnung fordert Eisenreich die neue Bundesregierung dazu auf, einen bereits vorgelegten Gesetzentwurf umzusetzen. Der soll etwa Bußgelder von bis zu 100 000 Euro bei Wuchermieten ermöglichen. „Ein besserer Schutz vor wucherischen Mietpreisen ist dringend notwendig“, sagt Eisenreich. Zwar handle „die große Mehrheit der Vermieter“ verantwortungsvoll. „Aber schwarze Schafe unter den Vermietern verdienen keinen Schutz.“

Das gilt für Mieten

Mietpreisbremse: Wenn Bestandswohnungen neu vermietet werden, darf die Miete maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen.

Abgesenkte Kappungsgrenze: Bei bestehenden Mietverhältnissen darf die Miete binnen drei Jahren nicht um mehr als 15 Prozent (statt 20 Prozent) und nicht über die ortsübliche Vergleichsmiete hinaus erhöht werden. Kündigungssperrfrist: Bei der Umwandlung in Wohnungseigentum kann der Käufer von vermietetem Wohnraum dem Mieter erst zehn Jahre (statt drei Jahre) nach Verkauf wegen Eigenbedarfs kündigen. 

[Merkur, 30.12.2021]

13 Dez

Günstiger wohnen auf 35 Quadratmetern?

Holzkirchen will an der Maitz bezahlbaren Wohnraum schaffen. Dazu vergibt der Markt gemeindlichen Baugrund an Bewerber mit dem besten Konzept. Nach der Auslegung beschlossen die Räte nun, einer Bewerbergruppe eine exklusive Reservierungsphase einzuräumen.

Holzkirchen – Gerade im Münchner Speckgürtel wird bezahlbarer Wohnraum immer rarer. In Holzkirchen wird daher seit über zwei Jahren über die Nutzung der gemeindlichen Grundstücke in der Maitz diskutiert. In der Gemeinderatssitzung beschlossen die Räte nun, einer ortsansässigen Bewerbergruppe eine Reservierungsphase für die Weiterentwicklung ihres Konzepts einzuräumen.

Zum Hintergrund: Die Marktgemeinde vergibt 2300 Quadratmeter gemeindlichen Baugrund am westlichen Ortsrand. Im Juni ist die Entscheidung gefallen, dass Holzkirchen den Grund für 80 Jahre in Erbpacht an Gruppen mit einem Konzept für gemeinschaftliches Wohnen vergibt. Die Abwicklung solle über eine Genossenschaft laufen. Die Bewerber müssen dazu mindestens drei Jahre in Holzkirchen wohnen, arbeiten oder ein Ehrenamt ausüben (wir berichteten).

Nach Ende des Bewerbungsverfahrens im Oktober stand nun die Vorstellung der eingegangenen Konzepte auf der Agenda. Natalie Schaller vom Beraterbüro stattbau münchen erklärte dazu, dass lediglich eine einzige „ernst zu nehmende Bewerbung“ eingegangen sei. Es habe zwar noch eine weitere Reaktion gegeben, diese sei aber lediglich als Interessensbekundung einzustufen.

Schaller stellte ihre Einschätzungen zu der Bewerbung der noch in der Gründungsphase befindlichen Genossenschaft „geMaitzam wohnen“ vor. Es handelt sich um eine generationenübergreifende Gruppe von 15 vornehmlich aus Holzkirchen stammenden Personen mit verschiedenen Berufen. „Sie planen ein Mehrgenerationenprojekt. Hauptaugenmerk liegt auf gemeinschaftlichem und ressourcenschonendem Wohnen“, berichtete Schaller per Videoschalte. Ressourcenschonend sei der Vorschlag, da die Wohnfläche an die jeweilige Lebenssituation angepasst werde. Im Durchschnitt stünden jedem Mieter nur 35 Quadratmeter zu. Dies solle in der Genossenschaftssatzung entsprechend festgelegt werden. „Es ist also flächensparend“, unterstrich Schaller. Auch meinte sie, dass die Bewerbung zeige, dass sich die Gruppe mit der Wirtschaftlichkeit auseinandergesetzt habe. Der Mietpreis sei dabei auf zwölf Euro pro Quadratmeter Wohnfläche angesetzt. „Da kann man immer noch nicht von günstigem Wohnen reden, aber so ist es eben in der Gegend“, meinte Robert Wiechmann (Grüne).

Die Gruppe liebäugle mit einem Holzbau. Unter anderen bei diesem Punkt bedarf es laut Schaller bis zur Vergabeentscheidung weiterer Konkretisierungen. „Die Aussagen zur Ökologie und Nachhaltigkeit müssen noch detaillierter ausgearbeitet werden“, betonte sie. Ebenso fehle es an verbindlichen Vorstellungen zu einem Mobilitätskonzept. „Zwar äußert die Gruppe Sharing-Gedanken, aber es sind einige Fragen mit Blick auf die Stellplätze offen“, berichtete Schaller. Bisher stünden die Mitglieder des Vergabegremiums dem Konzept recht aufgeschlossen gegenüber. „Wäre es für das jetzige Stadium nicht überzeugend, würden wir als Vergabegruppe das Projekt auch nicht empfehlen“, meinte etwa Elisabeth Dasch (SPD).

Die Reservierungsphase ist auf maximal 18 Monate ausgelegt. In dieser Zeit ist das Grundstück kostenfrei für die Gruppe reserviert, damit sie in Kooperation mit der Gemeinde den Plan genauer ausarbeiten kann. Die Gemeinde kann im Laufe der Zeit überprüfen, ob die vergaberelevanten Kriterien bei der Projektentwicklung eingehalten werden. Sollte im Laufe dieser Zeit der Entwurf von „geMaitzsam“ für den Markt nicht überzeugend ausgebaut werden, kann Holzkirchen die Reservierung aufheben. Ohne Gegenstimme beschlossen die Räte, das Bewerbungskonzept von „geMaitzsam wohnen“ im Rahmen der Reservierungsphase weiterzuentwickeln. Sebastian Franz (CSU) sagte: „Eine private Initiative von hier, für hier ist super.“

Auf Anfrage unserer Zeitung teilte „geMaitzsam wohnen“ mit, sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht genauer vorstellen zu wollen.

[Merkur, 13.12.2021]

07 Dez

Wohnen in der Wabe

In Riem baut Architekt Peter Haimerl das für München sehr unkonventionelle Haus „Mama“

Auf dem letzten freien Grundstück der Messestadt Riem entsteht gerade ein äußerst unkonventioneller Neubau: Das Haus sieht aus wie eine überdimensionale Bienenwabe. Es ist eine Vision des Münchner Architekten Peter Haimerl, der so auch gegen den üblichen Klötzchen-Städtebau ankämpft.

„Es ist eine Misere, dass wir nur noch in Schachteln denken“, sagt der Architekt. Auch in der Messestadt Riem sei entstanden, was man überall in Deutschlands Neubaugebieten zu sehen bekomme: große Quader mit Standardfassaden. „Ein trauriger, urbaner Loop aus Einfallslosigkeit und Langeweile.“ Peter Haimerl, der an der Linzer Universität lehrt und Aufsehen erregte, als er im Bayerwald-Dorf Blaibach ein radikal modernes Konzerthaus errichtete, beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Städte- und Wohnungsbau. Er sagt: „Wir müssen von Haus aus in größeren Zusammenhängen denken.“

Die Idee für ein Modell jenseits der Tristesse liegt schon lange in seiner Schublade. Inzwischen gebe es einen begrüßenswerten Trend zum Zusammenleben. Und was drücke Gemeinschaft besser aus als ein Bienenstock? Zusammen mit der experimentierfreudigen Wohnungsbaugenossenschaft Wogeno zieht der vielfach ausgezeichnete Architekt nun an der Den-Haag-Straße das Wabenhaus „Mama“ hoch.

Der Name suggeriert Geborgenheit. „Es soll aufnehmend sein, und es sollen noch viele Kinder folgen“, bestätigt Haimerl. Das Gebäude setzt sich aus sechseckigen, horizontal aufeinander gestapelten Röhren zusammen, die zu einer großen Wabe montiert werden. Das in der Natur weit verbreitete Prinzip der Hexagonalstruktur erlaubt intelligente räumliche Verschachtelungen und unzählige Kombinationsmöglichkeiten von einzelnen Raumeinheiten. Wände verschwinden und werden zu Verbindungstreppen oder Raumtaschen. Die einzelnen Waben sind sechs Meter breit und zwölf Meter tief plus 1,50 breite Balkone auf beiden Seiten. Nicht alle Waben gehen durchs Haus hindurch. Schon der Rohbau, den man live per Webcam verfolgen kann, wirkt spektakulär. Haimerl: „Wir wollen in der Messestadt einen Identifikationsanker setzen.“

Das Wohnen in der Wabe erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Offenheit für die besondere Wohnform. Das fängt schon bei der Ausstattung an. Ein Standardschrank aus dem Möbelhaus würde vor den schiefen Wänden wie ein Fremdkörper wirken und auch massiv Platz verschenken. Peter Haimerl tüftelt daher an eigenen Möbeln für die künftigen Bewohner. Es gibt bereits Prototypen, die den Raum optimal ausnutzen. Jeder, der hier einziehe, werde individuell beraten und könne sich am Ende seine gewünschte Einrichtung aus einem Katalog zusammenstellen, kündigt Haimerl an. Die Möbel sollen zum Teil im 3-D-Drucker entstehen. „Alles maßgeschneidert.“

Das ganze Prinzip des Wabenhauses eignet sich optimal für genossenschaftliches Leben. Deshalb soll es in Riem neben Einzelappartements auch eine Groß-WG über zwölf Zimmer geben. In der Erdgeschoss-Wabe ist ein Quartiersladen geplant, der von Bewohnern betrieben und genutzt werden soll. Angrenzend soll eine Selbstbedienungs-Fahrrad-Reparaturstation eingerichtet werden. Ein bisschen „normal“ geht es dann aber doch noch auf dem Grundstück zu. Direkt daneben entsteht ein zweiter Baukörper, ein konventionelles Gebäude mit großen Familienwohnungen, über eine Brücke angebunden an die Gemeinschaftsräume im Wabenhaus. Im Sommer 2022 soll das komplette Gebäude bezugsfertig sein.

[Merkur, 07.12.2021]